Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
ist er es nicht. Und so wie es sich anhört, wird er auch nicht wieder kommen.
Es wird schon wieder hell, als ich den letzten Brief in die Kiste lege. Eigentlich sollte ich jetzt, wie die anderen auch, zu Bett gehen. Allerdings bezweifele ich, dass ich nach den ganzen Neuigkeiten schlafen kann. Somit bringe ich das Kästchen in mein Zimmer, greife nach etwas Geld und ziehe meine Turnschuhe an. Ich gehe jetzt lieber eine Runde laufen und bringe auf dem Rückweg gleich eine Tüte voll Brötchen fürs Frühstück mit.
Es ist schön, in den Sonnenaufgang zu laufen und ich fühle mich einfach nur gut. Was sich jedoch bald ändern soll.
Mit der Sonne im Rücken jogge ich zum Bäcker. Es ist ziemlich voll und ich kann sehen, wie sich alle ziemlich angeregt unterhalten. Als ich jedoch die Tür öffne und man mich erkennt, verstummen plötzlich sämtliche Unterhaltungen und ich werde von allen mitleidig betrachtet.
„Guten Morgen“, grüße ich dennoch freundlich.
„Guten Morgen, Lucas“, grüßt die Bäckerfrau zurück, „was kann ich für dich tun?“
„Ich hätte gerne eine Tüte gemischte Brötchen. Aber ich bin noch lange nicht dran.“
„Ach was, die haben alle Zeit“, vorsichtig beugt sie sich mit ihrem runden Gesicht und ihrem großen Busen über den Tresen und greift mit ihren fleischigen Händen nach meiner, „mein herzliches Beileid, Lucas.“
Jetzt wird mir die ganze Sache doch etwas unangenehm. Ich ziehe meine Hand aus ihrer und kann nur schwer den Wunsch unterdrücken, die Hand an meiner Hose abzuwischen.
„Danke“, sage ich leise und will nur noch auf dem schnellsten Weg nach Hause. Deshalb mache ich auch etwas Druck. „Könnte ich dann bitte meine Brötchen haben?“
Schnell packt sie mir eine Tüte voll und noch schneller bin ich wieder draußen. Hole tief Luft, um diesen verlogenen Geruch wieder aus meiner Nase zu bekommen. Kaum dass sich die Tür wieder hinter mir schließt, stecken sie wieder ihre Köpfe zusammen und tratschen weiter. Kopfschüttelnd laufe ich nach Hause.
Vor dem Haus wartet allerdings die nächste Überraschung auf mich.
Neben einem Polizeiauto steht auch noch ein Wagen des Tagesblattes in der Parkbucht vor dem Gebäude. Suchend blickt sich eine Frau um und als sie mich sieht, beginnt sie zu strahlen. Mit schnellen Schritten kommt sie auf mich zu. Verzweifelt halte ich nach einem Fluchtweg Ausschau. Aber wenn ich mich jetzt durch die Büsche schlagen würde – das würde sicherlich ein komisches Bild abgeben.
Also stelle ich mich dem Feind.
„Guten Morgen. Mein Name ist Ilka Möller. Ich komme vom Tagesblatt. Gestern Abend spielte sich hier in diesem Haus eine schreckliche Tragödie ab. Einer der Mitbewohner nahm sich das Leben. Können Sie etwas dazu sagen? Wer war die Person? Wie lebte sie? Wie kam es zu dem Selbstmord, der ja einen ziemlich tragischen Hintergrund haben soll. Was sagen Sie dazu, Herr …?“, rappelt sie ihre Fragen runter und lächelt mich, wie sie wohl meint, unwiderstehlich an.
Aber nicht mit mir, Fräulein!
Fragend schaue ich sie an und zucke mit den Schultern.
„Nix verstehen“, brumme ich mit einem ausländischen Akzent, lasse sie einfach stehen und gehe an ihr vorbei ins Haus. Aus den Augenwinkeln kann ich noch sehen, wie mir der Polizist breit grinsend folgt.
„Das haben Sie echt gut gemacht, Herr Reuter. Eiskalt abserviert. Ich weiß auch nicht, wie die Geier von der Presse davon wieder Wind bekommen haben. Aber sobald sie eine Story wittern, kleben sie an ihrer Beute, wie ein Bluthund. Wie geht es Ihnen denn heute?“, fragt mich Herr Müller und geht neben mir die Treppe hoch. Im Stillen frage ich mich, ob der gute Mann rund um die Uhr Dienst schiebt.
„Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass es mir gut geht – bin ich dann ein schlechter Mensch?“
„Sicher nicht. Wenn mir das alles passiert wäre – ich weiß nicht, ob ich solange ruhig geblieben wäre.“
Zufrieden und erleichtert über seine Antwort, nicke ich ihm zu. „Sind Sie auf dem Weg zu uns gewesen, Herr Müller?“
„Ja, genau. Ich habe da noch ein paar Fragen an Sie. Wer kümmert sich denn die nächste Zeit um Sie? Sie sind ja noch nicht volljährig. Daher dürfte ich Sie nicht alleine in der Wohnung lassen.“
„Ach so. Kommen Sie doch mit rein. Und keine Angst. Meine Mutter und ihr Lebensgefährte sind heute Nacht gekommen. Also bin ich nicht alleine. Die beiden werden sicher schon hoch sein“, meine ich und öffne die Haustür. Uns kommt auch gleich der
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