Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
ungeschriebenen Regeln des Fußballs außer Kraft setzt. Er schnappt sich den Ball und legt ihn auf den Elfmeterpunkt. Und obwohl es immer heißt, dass der Gefoulte nicht selber schießen soll, nimmt er Anlauf und schlenzt den Ball in die rechte, untere Ecke.
Doch als wenn der Keeper das geahnt hat, hechtet er eben in diese und kann den Ball zwar nicht halten, aber doch abprallen lassen. Und dieser Abpraller kommt direkt auf Lucas zu und der haut ihn Volley unter die Latte. Ein kollektives Aufschreien geht durch das ganze Stadion und Lucas wird als der große Held gefeiert. Als seine Mannschaft realisiert hat, dass er soeben den Siegtreffer geschossen hat, kommen sie alle auf ihn zugestürmt. Doch bevor sie bei ihm ankommen, macht er kehrt und läuft auf mich zu.
Schmeißt sich jubelnd in meine Arme. Und auch ich kann nichts anderes, als mich mit ihm zu freuen. Ausgelassen tanzen wir am Spielfeldrand hin und her und urplötzlich drückt Lucas mir einen Kuss auf die Wange.
„Dafür, dass du an mich geglaubt hast“, meint er und wird dann von seinen Kollegen „begraben“.
Ich stehe völlig perplex da und weiß nicht, wie ich reagieren soll. Aber da mich niemand anspricht, hat es wohl auch keiner gesehen. Als ich in Richtung des Scouts sehe, kann ich noch erkennen, wie er zufrieden schmunzelnd sein kleines Heft zuschlägt und kurz mit Robert redet. Der nickt ein paar Mal und dann ist der Späher verschwunden.
Als mein Blick durch das Rund geht, bleiben meine Augen an dem hasserfüllten Blick von Lucas’ Vater hängen. Wenn er könnte, würde er mich mit seinen Blicken erdolchen. Oder noch viel schlimmere Sachen machen. Eine Gänsehaut läuft mir über den Rücken und ich sehe schnell wieder weg. Kriege grade noch mit, wie Lucas auf den Schultern seiner Kameraden um den Platz getragen wird.
Lächelnd betrachte ich die alberne Bande, als sich Robert zu mir gesellt.
„Wenn Lucas so weiter spielt, dann ist ihm der Vertrag so gut wie sicher“, meint er.
„Wirklich?“
„Ja. Der Bremer hat auf jeden Fall so etwas angedeutet. Er darf sich jetzt nur nichts zu Schulden kommen und die Schule nicht schleifen lassen. Denn der Bremer meint, wenn Lucas seinen Abschluss hat, wäre das sicher zum Vorteil. Es gibt genug strohdumme Spieler. Außerdem, wenn es nicht klappen sollte, dann kann er damit überall weitermachen.“
„Ich verstehe“, murmele ich und kann mir schon vorstellen, was „sich zu Schulden kommen lassen“ bedeutet. Er spielt sicherlich auf unsere sehr enge Freundschaft an. Aber den Zahn kann ich ihm gleich ziehen. Schließlich bin ich nicht mehr lange da. „Keine Angst, ich werde Lucas sicherlich nicht seine Karriere verbauen.“
„Gut, dann verstehen wir uns ja“, nickt er, dreht sich um und geht wieder zu seinen Spielern. Lässt mich mit trüben Gedanken zurück. Aus die ich jedoch gleich wieder gerissen werde, als mir ein kleiner Wirbelwind um den … na, ja, … fast Hals, fällt.
„Benny, Benny, hast du das gesehen? Wie Lucas das Tor gemacht hat. Ist er nicht ein toller Fußballspieler? Er ist echt der Größte!“, strahlt Lisa mich an und ich hebe sie hoch und schleudere sie durch die Luft.
„Ja! Hab ich doch auch alles gesehen. Du hast echt einen klasse Bruder!“, stimme ich ihr begeistert zu, als uns eine kalte Stimme unterbricht.
„Lisa, komm. Wir wollen nach Hause. Deine Mutter wartet schon mit dem Essen auf uns.“
„Okay, Papa. Ich lauf aber noch ganz schnell zu Lucas und gratuliere ihm zu seinem Sieg“, meint sie nur und saust schon los. Lässt mich mit ihrem Vater alleine. Bedrohlich stellt er sich dicht neben mich und raunt mir mit einer eiskalten Stimme zu:
„Lass bloß deine dreckigen Finger von Lucas, du elende Schwuchtel. Haben wir uns verstanden?“
Ich schlucke schwer und kann nur nicken. Sicher habe ich ihn verstanden. Genauso wie seinen Trainer vorher. Und ich weiß, für uns würde es, selbst wenn Lucas sich für mich entscheiden würde, keine gemeinsame Zukunft geben. Ich bin froh, dass der alte Reuter mich wieder alleine lässt. Fröstelnd schlinge ich die Arme um meinen Körper. Doch diese Kälte kommt nicht von dem Wetter hier draußen. Denn hier ist es angenehm warm. Diese Kälte kommt von innen. Von allen Seiten werden wir angefeindet. Na ja, was heißt wir? Eigentlich bin es ja nur ich. Ich, die heimliche Schwuchtel. Der elende Schwanzlutscher. Und auch wenn es mir das Herz zerreißt, Lucas hier alleine zu lassen, so bin ich doch froh, diesen
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