Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
lächelnd mit ihrer kindlichen Logik.
„Hast ja recht, Mäuschen. Das hätte ich fast vergessen. Gut, dann warten wir heute eben noch ab und wenn er sich bis morgen nicht gemeldet hat, fahre ich nach dem Training bei ihm vorbei.“
„Ganz genau so wirst du es machen, Luci. So, und jetzt werde ich Hausaufgaben machen.“ Sie schnappt sich ihren Ranzen und düst in ihr Zimmer. Einen kurzen Augenblick später kann ich ihre laute Popmusik hören. Von wegen, Hausaufgaben machen.
Auf dem Weg in mein Zimmer treffe ich auf unseren Vater. Ich bringe ein etwas verunglücktes Lächeln hervor und nicke ihm grüßend zu. Nur schnell weg hier. Als ich gerade an ihm vorbei will, hält er mich ziemlich grob am Arm fest. Ich weiß jetzt schon, dass dort ein blauer Fleck entstehen wird.
„Bist du dir jetzt schon zu fein, mich zu grüßen?“, blafft er mich völlig unerwartet an. Ich bin erschrocken und meine Antwort fällt nicht so aus, wie er es sich gewünscht hat. Oder vielleicht doch. Denn mein gestammeltes „D … doch, H … H … hallo, …wie g … geht es dir?“, gibt ihm einen weiteren Grund, mich zu beschimpfen.
„Stotterst du beim Blasen auch so rum, du Schwachkopf?“
Entsetzt reiße ich den Kopf hoch. „I … ich … bl … bl … blase doch nicht“, stottere ich und habe Sekunden später seine Faust in meinem Magen. Ich krümme mich und versuche, gegen den Schmerz anzuatmen. Gar nicht so einfach!
„Lüg mich nicht an, du elender Schwanzlutscher. Ich weiß ganz genau Bescheid über dich und deinen sauberen Freund. Und nun geh mir aus den Augen. Du widerst mich an!“ Mit einem angeekelten Blick dreht er sich um und geht zurück in sein geliebtes Wohnzimmer, lümmelt sich sicherlich auf sein geliebtes Sofa, mit seiner geliebten Flasche Bier in der Hand, vor seinem geliebten Fernseher und sieht sich eine seiner geliebten Serien an.
Und ich stehe hier, mitten im Flur und weiß gar nicht, was los ist. Ich meine, dass er mit Benny nicht klar kommt, weiß ich ja. Aber das er mich so angeht, mit seinen Sprüchen. Die Schläge sind ja fast gang und gebe. Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen. Ganz schlecht! Denn sofort meldet sich mein Magen wieder. Scheiße!
Wie gern würde ich jetzt mit Benny reden. Einfach nur seine Stimme hören. Ich würde ihm sicher nicht erzählen, was hier passiert ist. Aber wenn er bei mir ist, ich ihn sehen oder hören kann, dann geht es mir gleich viel besser.
Hoffentlich meldet er sich nachher noch. Sonst wird es für mich eine schlaflose Nacht und der morgige Tag dementsprechend mörderisch.
Er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Weder auf dem Handy noch auf dem Festnetz. Auch keine SMS. Ziemlich gerädert stehe ich auf, wanke zum Bad und stelle mich unter die Dusche. Doch auch die schafft es nicht, mich so richtig wach zu kriegen. Missmutig stehe ich vor dem großen Spiegel und betrachte meinen geschundenen Körper. Meinen Oberarm ziert ein schöner blauer Ring, bei dem man genau seine Finger erkennen kann. Und auf meinen Bauch prangt ein großer Fleck, der von seinem Schlag gestern stammt. Eins muss man ihm ja lassen. Er trifft ganz genau die Stellen, die man nicht sehen kann, selbst wenn ich ein T-Shirt trage. Und er weiß ganz genau, dass ich, wenn er mich mal wieder so zugerichtet hat, nicht nach dem Training duschen gehe - also, mit den anderen Jungs.
Seufzend trockne ich mich ab und suche mir dann aus dem Schrank ein langärmliges Shirt. Auch wenn es draußen ziemlich warm ist. Sicher ist sicher. Denn wenn mir doch einmal der Ärmel hoch rutschen sollte, wie soll ich mich dann wohl erklären? Denn dass ich gegen den Schrank gelaufen bin, wird mir eh keiner glauben.
Leise schleiche ich aus der Wohnung. Ich habe keine Lust, dem Mann, der sich mein Vater nennt, zu begegnen. Lisa muss heute erst zur Dritten anfangen; somit brauche ich mich nicht um sie zu kümmern. Nach dieser grauenhaften Nacht, in der ich bei jedem noch so kleinen Geräusch aus meinem Halbschlaf erwacht bin, galt mein erster Blick meinem Handy. Ich dachte schon, ich hätte es irgendwie aus einem unerklärlichen Grund abgeschaltet. Aber Pustekuchen. Es funktioniert noch genauso wie vorher auch. Also, kein Fehler im System. Nur einer in meinem System. Ich fühle mich ohne Benny, ich weiß nicht, fast wie ein halber Mensch. Nur leider ist es die bessere Hälfte, die mir fehlt.
Hoffentlich kriege ich den heutigen Tag unbeschadet rum. Wenn ich so an meinen Stundenplan denke, graust mir echt schon
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