Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
es nicht, wenn ich verschwitzt bei ihm ankomme. Somit greife ich zum wiederholten Male an diesem Tag nach meinen Taschen und mache mich auf dem direkten Weg zu den Fahrradständern.
Klemme meine Sporttasche hinten auf den Gepäckträger und schultere meinen Rucksack.
Trete kräftig in die Pedale. Der Weg zu Benny ist nicht weit und ich bin in knapp zehn Minuten da. Und ich scheine Glück zu haben, denn sein Auto steht in der Garage. Ich stelle mein Rad neben das Tor und gehe zur Tür, um zu klingeln.
Kurz nachdem die leise Melodie verklungen ist, höre ich Schritte im Flur.
Als sich die Tür öffnet, seufze ich innerlich auf. Vor mir steht die Frau, die Benny und mir schon soviel Ärger in der letzten Zeit bereitet hat. Und der ich, nach ihrer unschönen Ansage damals, tunlichst aus dem Weg gehe.
Doch nun bleibt mir nichts anderes übrig, als einen auf freundlich zu machen.
„Hallo, Simone. Ich wollte zu Benny. Ist er oben?“
„Für dich immer noch Frau Weber. Benjamin ist nicht da. Und nun verschwinde“, erwidert sie mit einer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Sie will die Tür schon schließen, doch ich kann sie gerade noch daran hindern, indem ich meinen Fuß in den Spalt stelle.
„Aber … aber … er … sein Auto … er muss doch da sein“, stammele ich verzweifelt.
„Ist er aber nicht. Mein feiner Herr Sohn zieht es vor, im Ausland zu studieren. Und frag nicht wo. Ich weiß es auch nicht. Jetzt nimm deinen Fuß da weg oder ich rufe die Polizei und zeige dich wegen Hausfriedensbruch an“, faucht sie. Bevor sie mir die Tür jedoch endgültig vor der Nase zuschlägt, meint sie noch, mit einer vor Genugtuung triefender Stimme, dass unsere widerliche, abartige, schwule Liaison endlich ein Ende hat.
Schockiert stehe ich vor der geschlossenen Tür und mein erster Gedanke ist, noch einmal zu klingeln. Weil ich nicht glauben kann und will, dass er wirklich nicht da ist.
Doch ich entscheide mich dagegen, weil ich Angst habe, dass sie in ihrer derzeitigen Stimmung tatsächlich die Polizei ruft.
Stattdessen wanke ich mehr als das ich gehe zu meinem Rad und hole lieber mein Handy aus der Tasche. Drücke auf die Kurzwahltaste, unter der ich Benny immer erreiche.
Ich höre, wie das Handy arbeitet und nach einem kurzen Moment ertönt das Freizeichen. Nach dreimaligen Tuten sagt mir eine freundliche Frauenstimme, dass unter dieser Nummer kein Anschluss mehr besteht.
Ich versuche es wieder und wieder. Als ich nach dem fünften Versuch immer noch keine andere Antwort erhalte, gebe ich resigniert auf. Ich bin wie vor dem Kopf geschlagen. Ich verstehe nicht, warum er sich nicht meldet. Staksig gehe ich Schritt für Schritt den Bürgersteig entlang, schiebe mein Rad neben mir her.
Dabei drehe ich mich immer wieder um und werfe einen Blick auf das Haus, indem ich meinen besten Freund immer noch vermute.
Jeder Schritt und jeder Blick bringen mich weiter von seinem Zuhause weg.
Ich merke überhaupt nicht, wohin ich gehe. Aber auf einmal finde ich mich auf dem Spielplatz wieder. Völlig unbewusst steuere ich „unser“ Häuschen an.
Auch wenn es ziemlich eng ist, schaffe ich es doch, mich einigermaßen hinzusetzen. Ich versuche erneut, bei Benny anzurufen.
„Kein Anschluss unter dieser Nummer“, flötet mir die Stimme erneut zu. Genervt lege ich mein Handy auf den kleinen Holztisch. Ich bin nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
Immer nur wieder dieses kleine Wörtchen warum.
Warum hat er mir nichts gesagt?
Warum meldet er sich nicht?
Ich weiß nicht, wie lange ich hier grübelnd herumsitze. Es muss aber schon ziemlich spät sein, denn es ist dunkel, ich friere und habe Hunger. Ein Blick auf mein Handy bestätigt meine Vermutung. Einundzwanzig Uhr drei.
Ich sollte mich schleunigst auf den Heimweg machen. Und hoffen, dass ich meinem Vater nicht mehr über den Weg laufe.
Diesmal fahre ich das letzte Stück. Ganz leise schließe ich die Wohnungstür auf. Auf dem Flur steht Lisa und will mich begrüßen. Ich kann sie gerade noch davon abhalten, indem ich meinen Zeigefinger gegen meine Lippen halte. Sie nickt zur Verständnis und geht wieder zurück zum Wohnzimmer.
„Gute Nacht, Papa. Schlaf gut“, kann ich sie laut sprechen hören. Mit der Hand gibt sie mir hinter ihrem Rücken ein Zeichen, dass ich schnell in mein Zimmer verschwinden soll. Leise schleiche ich an ihr vorbei.
„Gute Nacht, Mäuschen. Sag mal, ist dein Bruder noch nicht da?“, wird Lisa gefragt. Sie
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