Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
davor. Doppelstunde Mathe, Deutsch, Englisch, Doppel Chemie und Doppel Kunst.
Ich hole mir vom Bäcker noch ein Käsebrötchen und eine heiße Schokolade. Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass ich mich ziemlich beeilen muss, wenn ich nicht zu spät kommen will. So schnell es mit dem Becher geht, radele ich zur Schule.
Ich schaffe es gerade noch, vor der alten Wagner ins Klassenzimmer zu schlüpfen. Etwas außer Atem lasse ich meine Taschen auf den Boden und dann mich auf meinen Stuhl fallen. Geschafft!
Nachdem Frau Wagner die Hausaufgaben eingesammelt hat, beginnt sie mit dem Unterricht. Und da ich meine Aufgaben brav gemacht habe, zugegebenermaßen nur, weil Benny mich gedrängt hat, kann ich mich erst einmal entspannt zurücklehnen. Denn ich kenne die gute Frau eigentlich ganz genau. Wer die von ihr gewünschten Aufgaben erledigt, der hat meistens seine Ruhe. Allerdings nur meistens!
Als ich mit meinen Gedanken schon längst wieder bei Benny bin, nimmt sie mich doch tatsächlich dran. Da ich aber meilenweit weg bin, kriege ich es erst mit, als Thorben, mein Tischnachbar, mir ziemlich unsanft in die Seite stößt. Erschrocken zucke ich zusammen und folge seinem Fingerzeig. Was nicht wirklich Not getan hätte, weil ich gleich darauf Frau Wagners spöttische Stimme höre.
„Na, Herr Reuter. Sind Sie wieder bei uns?“
„Hm … ja … Entschuldigung … ich …“, stammele ich vor mich hin und bin nicht in der Lage, einen vernünftigen Satz herauszubringen. Doch ich werde auch gleich durch ihre erhobene Hand daran gehindert.
„Schon gut“, meint sie und mir scheint es fast, als wenn sich auf ihre Lippen ein kleines Lächeln bildet. Allerdings nur ganz kurz und mit dem nächsten Wimpernschlag ist es auch schon wieder weg. Habe ich mich wohl getäuscht. Aber das, was sie dann sagt, lässt die alte Schachtel wieder in ihrem rechten Licht erscheinen.
„Wenn alles gut ist, Herr Reuter, wollen Sie uns dann an Ihren, sicherlich ziemlich interessanten, Gedankengängen teilhaben lassen? Oder wollen Sie lieber an die Tafel kommen und diese Aufgabe für uns lösen?“
Ihre Worte lassen mich ein wenig erröten. Fast trotzig stehe ich auf und gehe mit erhobenem Kopf und gestrafften Schultern nach vorne. Ein kurzer Blick auf die Tafel hat mir nämlich gezeigt, dass ich gerade das Thema mit Benny in der letzten Woche fast bis zur Vergasung geübt habe. Deshalb stehe ich jetzt auch locker da vorne, mit einem Stück Kreide in der Hand und löse die von ihr angeschriebene Aufgabe mit links.
Als ich fertig bin, lege ich die Kreide beiseite, klopfe mir demonstrativ den Staub von den Fingern und schreite, jawohl, ich schreite! an einer ziemlich erstaunten Frau Wagner zurück an meinen Platz.
Ein kleines Grinsen umspielt meine Lippen und ich komme mir ein wenig so vor, wie in dieser einen Nachhilfewerbung.
„Sehr schön, Herr Reuter. Es geschehen also doch noch Wunder“, spielt die gute Frau auf meine sonst nur ausreichenden Mathenoten an. Als Antwort müssen ihr ein Kopfnicken und ein Lächeln reichen.
„Mensch, Alter. Der hast du es aber gezeigt. Damit hat sie absolut nicht gerechnet“, flüstert Thorben mir fast bewundernd zu und klopft mir anerkennend auf die Schulter. Und auch der Rest der Klasse nickt mir wohlwollend zu.
Grinsend sitze ich auf meinem Stuhl und mache mir gedanklich die Notiz, Benny heute Abend ganz lieb zu danken.
Den restlichen Schultag schwebe ich fast wie auf Wolken. Nach dem Kunstunterricht hole ich mir in der Schulküche etwas zu essen und mache nebenbei meine Hausaufgaben.
Auch beim Training verlässt mich dieses Hochgefühl nicht. Es klappt einfach alles und der Trainer hat nur lobende Worte für mich.
„Klasse Spiel“, meint auch Simon, der neben mir zur Kabine geht.
„Danke.“
„Wo ist denn unser Maskottchen heute abgeblieben?“
„Ich weiß nicht. Er studiert doch seit gestern. Aber ich werde gleich zu ihm gehen.“
„Soll ich dich mit nehmen?“, fragt Simon mich. Er ist einer der Wenigen, der schon Führerschein und Auto besitzt. Verneinend schüttele ich den Kopf.
„Ne, danke. Ich bin mit dem Fahrrad hier.“
„Okay. Dann grüß ihn ganz lieb von mir.“
„Kann ich machen“, grummele ich ungehalten vor mich hin. Was ist bloß mit den beiden seit letztem Wochenende los? Mit einem unguten Gefühl ziehe ich mich schnell um, während die anderen schon beim Duschen sind. Das werde ich nachher zu Hause erledigen. Benny ist jetzt erst einmal wichtiger. Und ihn stört
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