Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
… kennst du einen bekannten Fußballer, der sich als schwul geoutet hat?“, fragend sieht er mich an.
Ich zucke mit den Schultern. „Weiß nicht. Ich glaube nicht.“
„Siehst du. Und dann stell dir mal vor, du als absoluter Newcomer, hast immer deinen „besten“ Freund an deiner Seite. Was meinst du, was passieren würde? Du hast doch die Reaktion der gegnerischen Mannschaft und der Zuschauer vorhin mitgekriegt. Und das ist nur, weil wir mit den pinken Pullis auf gelaufen sind. Wenn die auch nur im Geringsten mitkriegen würden, dass Benny mehr als ein Freund für dich ist, dann würden sie dich so was von fertig machen. Und du wärst schneller aus der Liga wieder raus, als du „Elfmeter“ sagen könntest. Verstehst du, was ich meine? Durch seinen Rückzug ermöglicht er dir das Leben, das du dir immer erträumt hast. Und das dir, wie mir scheint, auch zusteht. Du hast es wirklich nicht leicht zu Hause, oder?“
„Ich verstehe dich schon. Ich meine, wenn er meint, mir damit einen Gefallen zu tun, das ist ja schön und gut. Aber das kann er doch auch anders machen. Dafür muss er doch nicht komplett aus meinem Leben verschwinden“, rege ich mich auf und ignoriere seine letzte Frage. Irgendwie bin ich gerade - wie soll ich das beschreiben - ja, ich bin einerseits ziemlich wütend und andererseits verletzt. Und außerdem habe ich im Moment auch keine Lust mehr, mich damit auseinander zu setzen. Deshalb trinke ich auch meine Cola aus und stehe auf.
„Nichts für ungut, Simon. Aber ich glaube, das Ganze hier führt zu nichts. Du stehst auf Bennys Seite, was ich auch überhaupt nicht schlimm finde. Irgendwann werde ich es sicherlich auch verstehen, aber im Moment noch nicht. Außerdem muss ich noch Hausaufgaben machen.“
„Also gut“, seufzt Simon ergeben auf, „wenn du meinst. Dann bringe ich dich schnell nach Hause.“
Schweigend verlassen wir sein Zimmer. Und auch auf der Fahrt reden wir nicht miteinander. Als wir vor meinem Block angekommen sind, parkt Simon den Wagen und wendet sich zu mir.
„Das was ich vorhin gesagt habe, Lucas, das meine ich auch ernst. Wenn du Probleme hast, oder Sorgen, dann kannst du mich anrufen. Jederzeit. Ich habe es Benny ja irgendwie versprochen.“
Traurig lächle ich ihn an. „Danke, Simon. Das ist echt nett von dir. Aber ich schaffe das schon alleine. Und wenn nicht, dann weiß ich ja, wo ich dich finden kann. Wir sehen uns beim Training.“ Dann verabschieden wir uns mit einer kleinen Umarmung.
Kapitel 12
In Gedanken versunken steige ich die Treppe zu unserer Wohnung hoch und schließe die Tür auf.
Das Letzte, was ich noch mitkriege, ist eine Faust, die mit Schmackes in meinem Gesicht landet und ein stechender Schmerz. Dann wird alles dunkel.
Das Nächste, von dem ich etwas mitkriege, ist etwas Nasses in meinem Gesicht und grobe Hände, die mich packen und in mein Zimmer zerren.
„Kein Wort, verstanden, du Schwuchtel. Weder zu deiner Schwester, zu deinen Freunden, noch zu deiner Mutter. Sonst werde ich hier ganz andere Seiten aufziehen“, zischt mein „geliebter“ Vater mir kalt zu und schließt krachend die Tür hinter sich.
Ich liege auf dem Fußboden, mir ist übel und ich habe das Gefühl, dass mein Schädel gleich zerspringen will. Stöhnend versuche ich mich aufzurichten. Ganz böser Fehler! Sofort beginnt sich alles zu drehen. Also lege ich mich ganz langsam hin und schließe die Augen. Mit der rechten Hand taste ich vorsichtig nach meinem Kinn. Sofort durchzuckt mich ein heftiger Schmerz. Ganz bedacht öffne ich einige Male meinen Mund. Es tut zwar saumäßig weh, aber es geht. Somit scheint wenigstens nichts gebrochen zu sein.
Ich weiß nicht, wie lange ich hier nun schon liege. Auf jeden Fall versuche ich erneut aufzustehen. Es fällt mir zwar sehr schwer, aber die paar Schritte bis zu meinem Bett schaffe ich gerade noch. Vorsichtig strecke ich mich aus und schließe erschöpft die Augen. Die ich aber gleich wieder öffne, weil es leise an meine Tür klopft. Verwundert drehe ich meinen Kopf in die Richtung. Wer kann das denn sein?
Der Alte würde sicher nicht anklopfen.
Und Lisa redet ja nicht mehr mit mir.
Umso erstaunter bin ich, als sich, nach einem zweiten, zögerlichen Klopfen, die Tür öffnet und meine kleine Schwester das Zimmer betritt.
„Hallo, Lucas“, meint sie leise und kommt auf mich zu, „ich habe es eben Poltern hören. Ist dir etwas passiert?“ Als sie mein Gesicht sieht, schlägt sie die Hände vor den Mund und
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