Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
der Grenze kurz zeigen,
damit für den Schattenfürsten kein Grund mehr besteht, Eldorin angreifen zu
lassen. Allerdings dachte ich nicht, dass so viele Viecher da herumhängen.«
»Das hat mich ebenfalls überrascht«, räumte
Stelláris ein.
»Ja, ich hatte lediglich mit ein paar Reitern
gerechnet, die hätte ich locker abgeschüttelt – das hat ja auch ganz gut
hingehauen, die Reiter waren wir gleich los. Ich will vortäuschen, nach Unduros
zu fliehen, stattdessen werde ich mich zum Nebelwald durchschlagen. Dort
vermutet mich hoffentlich keiner.«
»Warum nicht?« Maya hörte diesen Namen zum
ersten Mal. Er hatte einen beunruhigenden Klang, fand sie.
Stelláris antwortete an Larins Stelle: »Weil das
einer der düstersten Orte unseres Landes ist. Jedes vernünftige Wesen hält sich
von dort fern.«
»Jedes vernünftige«, murmelte Maya.
Larin hatte gute Ohren. Er sah sie vorwurfsvoll
an. »Deshalb finde ich, dass ihr ohne mich weiter nach Unduros reiten solltet.
Es …«
»Kommt nicht in Frage!«, schnappte Maya sofort.
»Du siehst«, sagte Stelláris und verkniff sich
ein Lächeln. »Dieses Mädchen aufzuhalten, ist, als wollte man den Wind bitten,
nicht mehr zu wehen. Es ist ermüdend und sinnlos.«
Larin seufzte. »Wir sollten unsere Pferde
stärker traben lassen. Mehr Ruhe dürfen wir ihnen nicht gönnen. Ich fürchte,
dass unsere Verfolger so schnell nicht aufgeben werden. Aber vorher muss ich mir unbedingt Antares genauer ansehen,
irgendetwas stimmt nicht mit ihm.«
»Ja, ich wollte es eben selbst vorschlagen, er
benimmt sich ungewöhnlich«, pflichtete Stelláris bei.
»Hoffentlich hat ihn so ein Vieh nicht doch
erwischt«, sagte Maya beklommen. Sie verstand nicht allzu viel von Pferden,
aber Antares war weiterhin bemerkenswert unruhig. Sie hielten ihre Pferde an
und stiegen ab. Larin und Stelláris untersuchten die Beine des Grauschimmels.
»Nein«, erklärte Stelláris zu Mayas
Erleichterung. »Keinerlei Bisswunde. Auch keine Schwellung. Ich habe ihn vorhin
beim Traben beobachtet, er lahmt kein bisschen. Trotzdem wirkt er, als hätte er
Schmerzen während des Laufens.«
»Ja, jetzt ist er deutlich ruhiger.« Larin war
dafür umso angespannter. Besorgt löste er den Sattelgurt und zog den Sattel
herunter. »Vielleicht hat er sich etwas gezerrt, oder ein Rückenwirbel macht
Beschwerden …«
»Was ist das?« Stelláris hatte Antares’ Rücken
abtasten wollen und zog erschrocken die Hand zurück. Sie war blutig. »Er hat
eine Verletzung unter dem Sattel. Sie ist nicht groß.«
Larin begutachtete die kleine Wunde. »Mir ist
nichts aufgefallen, als ich ihn gesattelt habe, aber ich glaube nicht, dass er
sie da schon hatte. Na ja, es war dunkel.« Er drehte den Sattel um, dessen
weiche Unterdecke einen Blutfleck aufwies. »Hier steckt etwas in der
Satteldecke.« Seine Hände tasteten die Sattelunterseite ab. »Es fühlt sich
dornig an …« Larin schlitzte ein Loch in die Decke und zog ein kugeliges
Gebilde mit spitzen Zacken in der Größe einer Murmel heraus. »Die Samenkapsel
einer Morgensternpflanze«, stieß er empört aus.
»Sie hat rundum lauter kleine dicke Dornen«,
stellte Maya fassungslos fest. »Wer ist denn so gemein, das Ding in eine
Satteldecke zu stecken?«
Stelláris hatte aus seinem Gepäck eine kleine
Dose hervorgekramt und strich eine heilende Salbe auf die Wunde. Antares
prustete zufrieden.
»Ich denke, das ist nicht schwer zu erraten«,
ließ der Elf grimmig verlauten. »… So, das genügt. Er wird die Verletzung
kaum noch spüren. Aber wir sollten dringend weiterreiten.«
Antares schien die Verletzung tatsächlich nicht
weiter zu beeinträchtigen; seit die Morgensternpflanze entfernt war, lief er
zufrieden neben Orion und Hyadee her.
»Meint ihr, das war Caiman? Wie kann er einem
Pferd so etwas Gemeines antun!« Mayas Augen funkelten wütend.
»Ich denke, es ging eher darum, Larin etwas
anzutun«, knurrte Stelláris ungehalten. »Diese Dornen sind anfangs kaum zu
spüren, mit der Zeit bohren sie sich durch das Gewicht des Reiters immer tiefer
ins Fleisch. Ein weniger folgsames Pferd als Antares hätte verrückt gespielt,
es hätte gebockt oder wäre unkontrolliert durchgegangen. Stell dir vor, das
wäre vorhin passiert! Caiman hatte wirklich den passenden Zeitpunkt gewählt.«
»Wie konnte er nur!«, zischte Maya. »So eine
niederträchtige, fiese Socke! Der kann was erleben, wenn ich ihn das nächste
Mal sehe!« Hyadee fing an zu tänzeln, sie
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