Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
spürte die
Nervosität ihrer Reiterin und warf immer wieder augenrollend den Kopf nach
oben.
Stelláris lächelte grimmig. »Larin setzt auf die
Schnelligkeit der Pferde von Eldorin. Sie haben uns noch niemals enttäuscht.
– Zieh deinen Zauberstab. Was immer auch geschieht, bleib dicht hinter
mir!« Stelláris trieb seinen Hengst in den Galopp.
Maya fühlte, wie sich ihre Stute unter ihr
zusammenzog. Dann schnellte sie los und raste hinter Orion her. Der Boden flog
unter ihnen dahin.
›Wo ist Larin?‹, dachte Maya ängstlich. ›Wir
müssten ihn doch allmählich sehen können? Oder hat er sein Pferd genauso früh
angaloppieren lassen wie wir? Hoffentlich ist unser Abstand zu ihm nicht zu
groß, sonst können wir ihm nicht helfen!‹
Mit dem Erreichen des Graslandes überquerten sie
die Grenze. Sie stürmten über einen Hügel, der ihnen die Sicht versperrt hatte,
und da sahen sie ihn. Er setzte Antares soeben in Galopp. Als er das Donnern
der Hufe hinter sich vernahm, drehte er sich im Sattel um. Maya meinte, selbst
auf die Entfernung sehen zu können, wie er erschrak. Er zügelte sein Pferd und
wendete es. Stelláris gab ihm mit der Hand ein Zeichen, weiter zu reiten. Sie
hatten ihn fast eingeholt, doch Larins Pferd stand immer noch reglos da und er
starrte sie voller Entsetzen an. »Was tut ihr hier! Was machst du hier!«, brüllte er wütend.
»Weiter!«, schrie Maya, die eine Bewegung hinter
dem Buschwerk ein gutes Stück links von ihm bemerkt hatte. »Reite doch weiter!
Sie haben uns entdeckt!« Sie sah den Feind hinter dem Brombeerdickicht
hervorbrechen und erbleichte. Die Grauen Schatten! Die scheußlichsten
Kreaturen, die Maya jemals gesehen hatte! Tief geduckt glitten sie dahin, die
bösen Augen funkelten mordlüstern, und die Nackenhaare waren vor Erregung
gesträubt.
»Auch hinter euch!«, rief Larin und warf seinen
Hengst herum. Antares preschte davon. Stelláris ritt nun an der Spitze, Maya
war gleichauf mit Larin.
»Maya!«, keuchte Larin. »Wie konntest du das
tun?«
Maya zwang sich, nicht länger zu ihm hinzusehen.
Das konnten sie später ausdiskutieren. Falls es überhaupt ein Später gab. Sie
wandte den Blick zu den von links heranstürmenden Verfolgern. Sie waren zu
neunt, und sie waren schnell. Direkt hinter sich wagte sie nicht zu sehen, dazu
hätte sie sich zu weit im Sattel drehen müssen. Maya stockte der Atem. In
einiger Entfernung kamen von rechts weitere Wolfswesen heran. Unter ihnen waren
zusätzlich etwa zehn in Schwarz gekleidete Reiter. Dichte Feuerdornsträucher
hatten sie bis jetzt verborgen. Maya war klar, dass Larin und Stelláris gar
nicht versuchen würden, einige der Verfolger zu töten; es war durch die
Bewegung des Pferdes nicht einfach, exakt zu treffen. Es waren zu viele, und
die Grauen Schatten waren gefährlich schnell. Es war besser, sich völlig aufs
Reiten zu konzentrieren. Stelláris und Larin duckten sich ganz tief und lehnten
sich weit auf dem Pferdehals nach vorne, um die Tiere zu entlasten und weniger
Luftwiderstand zu bieten. Maya tat es ihnen nach.
Sie zogen ihre Verfolger hinter sich her, wie
ein Komet seinen Schweif nachzieht. Sie selbst bildeten das Zentrum, und die
Verfolger rückten von beiden Seiten und von hinten strahlenförmig auf sie zu.
Die Grauen Schatten zur Linken waren ihnen am nächsten.
Maya sah zu Larin hinüber. Er hielt sich dicht
neben ihr. Sie wusste, sie würde den entsetzten Ausdruck in seinem Gesicht, als
er sie entdeckt hatte, ihr Leben lang nicht vergessen.
Das Trommeln der Hufe auf dem Boden dröhnte in
Mayas Kopf. Hyadees Atem ging keuchend, und weiße Schaumflocken flogen aus
ihrem Maul. Bisher wurde sie nicht langsamer. Wie lange würde die junge Stute
dieses Tempo durchhalten können?
Plötzlich brachen links von ihnen aus einer
nahen Ginsterhecke drei weitere Graue Schatten hervor. Sie hatten hier im
Verborgenen ihre Beute erwartet. Larin und Stelláris konnten zwei von ihnen mit
einem Zauber niederstrecken, doch der dritte hatte Maya fast erreicht. Sie hörte
ihn stoßweise atmen. Verängstigt wich Hyadee nach rechts aus und drängte
Antares mit sich. Das Untier rannte so dicht hinter der Stute, dass es von ihr
verdeckt wurde; weder Larin noch Stelláris konnten irgendwelche Zauber auf ihn
abschießen, ohne Mayas Pferd zu treffen. Stinkender Speichel rann aus dem
geöffneten Rachen des Wolfsungeheuers. Grollend schnappte es bereits mit seinen
scharfen Fangzähnen nach Hyadees Beinen. Verzweifelt streckte sich die
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