Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
er es eher …
hilfreich«, sagte Maya.
»Er fand es hilfreich ?
Ich bitte dich, Maya!«
»Pst, schrei doch nicht so.«
»Entschuldigung.« Fiona grübelte.
»Möglicherweise hat er eine schlimme Kopfverletzung davongetragen, der Ärmste«,
sagte sie schließlich mitleidig.
»Quatsch.« Mayas Stimme klang ungewöhnlich
schneidend. »Er ist vollkommen klar im Kopf.« Sie schwieg.
»Maya«, tastete sich Fiona vorsichtig vor, »wir
haben Frau Silberstein von diesen Dingen erzählen hören, und du bist mit ihren
Geschichten aufgewachsen, aber du wirst doch nicht ernsthaft glauben, dass es
so etwas gibt?«
Der Montag war der scheußlichste Tag der Woche,
denn da begann wieder der Unterricht.
Maya fragte sich, wie sich Larin fühlen mochte.
Sie teilte sich mit Fiona eine Bank am Fenster direkt vor dem Lehrerpult,
rechts von ihnen saßen Rick und Thomas und daneben an der Wandseite Anni und
Beatrice. Hinter denen kamen Qualle mit Wanze und links im Anschluss der Rest
aus Qualles Gefolge, nämlich Elia, Lennard und Jörn. Der Platz hinter Maya
neben Jörn war frei. Maya saß ganz gerne direkt vor dem Lehrerpult, da ihre
Erfahrung war, dass die meisten Lehrer die Schüler vorne übersahen. Sie setzten
sich meist gar nicht ans Pult, sondern tigerten im Zimmer umher und richteten
ihre Aufmerksamkeit auf die hintere Reihe, wo sie die schlimmsten Unruhestifter
vermuteten.
Alle hatten schon unter Scharren und
Stuhlgerutsche Platz genommen und taten zumindest so, als würden sie dem
Unterricht lauschen, als die Tür aufging und Larin hereinkam.
»Ah, unser Neuer«, sagte Herr Brandmüller ein
wenig zerstreut und hob die Nase aus seinem Lateinbuch. Er hatte sich heute für
einen hellbraunen Anzug mit einer kaffeebraunen Krawatte entschieden, für seine
Verhältnisse eine ungewohnt fröhliche Kombination.
»Setz dich doch neben, äh, hm … Björn.« Larin
ging durch den Gang zu dem ihn angewiesenen Platz und setzte sich neben Jörn.
»Dein Name war noch mal …?« Herr
Brandmüller zog die Augenbrauen nach oben, was ihn noch zerknitterter als sonst
wirken ließ.
»Larin«, sagte Larin.
»Ach ja, und weiter …?«, bemerkte Herr
Brandmüller in seiner freundlichen, leicht abwesend wirkenden Art.
»Das hat er vergessen!«, grölte von schräg
hinten eine Stimme. Die Hälfte der Klasse kicherte. Larin wurde blass. Maya saß
erstarrt da und wünschte sich nichts sehnlicher, als Qualle irgendwie zum
Schweigen bringen zu können.
»Nun …« Herr Brandmüller räusperte sich.
»Schön. Hattest du denn auch schon Latein?«
»Ich glaube nicht«, antwortete Larin leise.
Erneutes Lachen erklang. Maya schloss die Augen.
»Wie bitte?«, fragte Herr Brandmüller in das
Gelächter hinein und hielt sich eine Hand ans Ohr. »Ruhe da hinten! Würdest du
das freundlicherweise wiederholen?«
»Nein, ich hatte kein Latein«, sagte Larin.
»Welche Sprachen hast du denn gelernt?«
»Das war … das kann ich Ihnen nicht so genau
sagen.«
Diesmal brach Qualle in brüllendes Gelächter
aus, und die hintere Reihe tat es ihm nach.
Herr Brandmüller war sich nicht im Klaren, ob
dieser neue Junge nun aufsässig, gestört oder ganz einfach behindert war. Er
entschloss sich, bei der Heimleitung genauere Informationen einzuholen,
kritzelte etwas in sein Notizbuch und setzte seinen Unterricht fort.
Maya drehte sich zu Larin um und warf ihm einen
aufmunternden Blick zu. Sie litt so mit ihm mit, dass ihr selber schon ganz
schlecht war. Wie mochte er sich da erst fühlen? Und wie mochten die nächsten
Stunden ablaufen? Die restliche Klasse hatte sich beruhigt und ließ sich von
der monotonen Stimme des Lehrers einlullen, der inzwischen etwas von einem der
Punischen Kriege erzählte. Die meisten waren bald in einen Dämmerschlaf
gesunken.
Maya hatte sich ziemliche Sorgen gemacht, aber
die nächsten Stunden verliefen für Larin besser als gedacht. Mit Mathematik war
er vertraut, zu ihrer aller Überraschung war er sogar erstaunlich gut darin. In
Deutsch fiel er insofern auf, dass ihm die grammatikalischen Bezeichnungen
völlig fremd waren; allerdings glich er das durch ein gutes Sprachgefühl aus.
Zeichnen konnte er nahezu brillant.
»Darf ich mal anschauen, was du da gemalt
hast?«, bat Maya Larin ein wenig schüchtern, als sie am Ende des Vormittags die
Schulsachen ins Studierzimmer brachten. Um sie herum wuselten die anderen
Schüler, die ihre Schulbücher möglichst schnell an ihren Platz feuern wollten,
bevor einige
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