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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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frisch, und es roch schon ahnungsvoll nach Frühling.
Manche Bäume zeigten bereits zaghaft die ersten grünen Spitzen. Trotzdem konnte
der Wind noch sehr grimmig wehen, und die Sonne machte sich rar.

 
    Maya kam absichtlich ein paar Minuten zu spät
zum Essen, da sie Fionas Fragen nach ihrem Befinden ausweichen wollte. Sie ging
ganz richtig davon aus, dass Frau Säuerlich ihr verspätetes Erscheinen nicht
bemerken würde, da sie um diese Zeit bereits im Nebenraum speiste. Frau
Olm-Grottendunk warf Maya einen strafenden Blick zu, der besagte ›Gerade noch
rechtzeitig, sonst wärst du hungrig ins Bett‹. Das hätte Maya notfalls in Kauf
genommen. Dankbar setzte sie sich auf den Platz, den Fiona für sie freigehalten
hatte und stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Sie tat so, als würde sie
sich nur für das graugrüne Etwas auf ihrem Teller interessieren und vermied es,
in Larins Richtung zu sehen. Hinterher verschwand sie rasch im Schlafsaal und
war froh, sich in ihr Bett verkrümeln zu können.

 
    Maya hatte einige Zeit im Bett gelegen und zur
Decke gestarrt, als die Tür aufging. Sie schloss die Augen, drehte sich auf die
Seite und stellte sich schlafend. Sie hörte das Näherkommen von tapsenden
Füßen. Dann setzte sich jemand auf ihr Bett.   
    »Versuch’s erst gar nicht«, sagte Fiona. »Ich
glaub’s dir ja doch nicht.«
    »Hmgrh.«
    Fiona strich ihr liebevoll über das braune Haar.
»Blöder Tag, was?«
    Mit einem Seufzer drehte sich Maya zu ihr um.
»Mehr als blöd … Es war grausig. Heute im Unterricht … und dann dieses Bild.«
    »Ich weiß. Larin ist gar nicht bei uns unten im
Aufenthaltsraum. Das ist auch gut so, denn Qualle hat total aufgedreht, es war
nicht auszuhalten.«
    Maya stöhnte frustriert. »Es muss etwas
passieren. So geht das nicht weiter.«

Der Plan
    Vor dem kommenden Tag hatte es Maya besonders gegraut, denn
in der zweiten Stunde hatten sie Geschichte, was nicht weiter tragisch gewesen
wäre, doch dieses Fach wurde von Frau Säuerlich persönlich unterrichtet.
Biologie in der Stunde zuvor war ohne nennenswerten Zwischenfall
dahingeplätschert. Sie behandelten gerade Bäume, was die meisten richtig
erholsam fanden, da Frau Kohlflieg sie zuvor mit dem Thema Insekten genervt
hatte. Alle Mädchen waren dankbar, dass Max nicht in ihrer Klasse saß, denn der
hätte sich auf alle Fälle berufen gefühlt, alle möglichen widerlichen Sorten
von Krabbeltieren anzuschleppen. Maya bedauerte, dass die Säugetiere im
Unterricht recht kurz gekommen waren, sie liebte Tiere und hätte schrecklich
gerne zumindest einen klitzekleinen Hamster besessen, aber leider war es ihnen
nicht gestattet. An ein Pferd, ihren absoluten Traum, wäre sowieso nicht zu
denken gewesen.
    Frau Kohlflieg war eine auffallend kleine
mollige Person mit karottenrot gefärbten Haaren, die immer wirr und etwas
struppig vom Kopf abstanden. (»Wie eine explodierte Dauerwelle«, fand Fiona.)
Die Schüler stritten sich darum, ob Frau Kohlflieg mit ihrer großen schwarzen
Brille eher einem Insekt, oder wegen ihrer roten Haare und dem breiten
Unterkiefer doch eher einem Orang-Utan ähnelte. Sie hatte Larin zu
Unterrichtsbeginn lediglich zur Kenntnis genommen, ihm aber keine Fragen
gestellt. Vermutlich waren die Lehrer heute besser informiert.
    Frau Kohlflieg beendete den Unterricht mit der
Anweisung, sich bis zum nächsten Mal die spezifischen Merkmale der
verschiedenen heimischen Laubbäume genau einzuprägen. Umständlich räumte sie
ihre Unterlagen in ihre Tasche und verließ das Zimmer.
    Maya packte gerade ihr Biologiebuch unter die
Bank und kramte das Geschichtsbuch heraus, als Frau Säuerlich die Tür aufriss
und schwungvoll den Raum betrat. »Guten Morgen!«
    »Guten Morgen, Frau Säuerlich«, schallte es ihr
entgegen. Jeder hatte sich aufrecht hingesetzt, Frau Säuerlich duldete kein
Herumlümmeln in ihrem Unterricht. Lediglich Larin sah geistesabwesend zum
Fenster hinaus. Er hatte sein Biologiebuch aufgeschlagen liegen lassen und sich
im Stuhl zurückgelehnt.
    Frau Säuerlich räusperte sich übertrieben laut,
was Alarmstufe Gelb bedeutete. Larin nahm sie gar nicht wahr.
    »Larin!« Sie trommelte mit der flachen Hand
mahnend auf den Tisch. Langsam wandte er den Kopf und sah sie an. Er schien von
weit her zurückzukommen.
    »Willkommen in meinem Unterricht«, sagte Frau
Säuerlich bissig.
    »Hallo«, sagte Larin mit gleichgültiger Stimme.
Die Klasse hielt den Atem an.
    »Nun, dann sehen wir mal, was du bis

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