Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
auf
Stelláris abgesehen. Fiona schrie auf. Der schwarze Kopf hielt einen Moment
lang inne und fixierte den Elf, um dann pfeilschnell hinabzustoßen und
zuzuschnappen.
»KRRCK!« Seine mächtigen Kiefer krachten
aufeinander. Doch keine Beute befand sich zwischen seinen spitzen Zähnen.
Stelláris und auch Ronan waren bereits außer Reichweite.
Stelláris fuhr zu dem Drachen herum. Eine Wolke
aus Sand und Staub wirbelte auf. Der Elf hatte sie mit einer Armbewegung
auffliegen lassen. Sie stob dem Drachen direkt in die Augen. Aufs Äußerste
gereizt brüllte er laut auf und schnappte blindwütig in die Richtung, in der er
die Eindringlinge vermutete. Alle stoben auseinander und versuchten, sich vor
den Zähnen und dem peitschenden Schwanz des erzürnten Kolosses in Sicherheit zu
bringen. Der Drache blinzelte. Er konnte die Fremden nicht mehr erkennen, doch
er hörte und witterte sie noch.
Sie liefen um ihr Leben. Immer wieder versuchten
sie, den Drachen mit einem Zauber zu belegen, aber er schien dagegen vollkommen
immun zu sein.
›Es hat keinen Sinn‹, dachte Maya verzweifelt,
›wir dringen kein bisschen durch diesen Schuppenpanzer durch!‹ Normalerweise
hätte der Drache durch die Magie zumindest deutlich langsamer werden müssen. Es
lag wohl daran, dass er einer uralten magischen Rasse entstammte, so dass die
Zauber und Stelláris’ Pfeile einfach an ihm abprallten, ohne etwas
auszurichten.
Maya merkte, wie rasch sie ermüdete. Sie tat
sich immer schwerer, den erbitterten Attacken auszuweichen. Der Drache
verfolgte sie nicht nur unermüdlich vom Boden aus, ab und zu machte er auch
einige kurze Flügelschläge, und es ließ sich kaum abschätzen, wo er gerade
landen würde. Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung. Wie groß standen die
Chancen, in einen der Gänge zu entkommen? Vermutlich würden sich die meisten
von ihnen retten können, wenn sie sich aufteilten. Aber mindestens einer wäre
verloren. Das Biest war zu schnell. Der Käfig war kaputt, die Tür lag davor,
zertrampelt von den klauenbewehrten Füßen.
Allerdings gab es noch andere Käfige. In einem
davon tobte der goldene Drache; Feuerbälle schossen aus seinen Nüstern.
Glücklicherweise war er so wütend, dass er wild umherflatterte und die Flammen
nicht gezielt abfeuerte. Sie zischten meist hoch über die Köpfe derjenigen
hinweg, die ihm versehentlich auf ihrer panischen Flucht vor dem schwarzen
Drachen zu nahe kamen.
Maya rannte keuchend auf einen der leerstehenden
Käfige zu. Mit zitternden Fingern versuchte sie, den großen eingerosteten
Riegel zu lösen. Sie hörte Fiona in der Nähe schreien und sah aus den
Augenwinkeln den Schwarzen auf sich zustampfen. Verzweifelt mühte sie sich mit
dem störrischen Riegel ab. Plötzlich war Larin an ihrer Seite. Sie machte ihm
Platz, offensichtlich hatte er den gleichen Gedanken wie sie gehabt.
Unter seinen Händen gab der Eisengriff nach, die
Tür flog auf, und Larin sprang in den Käfig hinein, um den Drachen hinterher zu
locken. Würde er ihm folgen oder bemerken, dass er erneut eingesperrt werden
sollte?
»Bleib draußen!«, schrie Larin Maya zu. »Du
musst die Tür zuschlagen!«
Der Drache konnte nach wie vor nicht gut sehen.
Er riss das Maul auf, und ein Feuerstoß schoss in Mayas Richtung. Sie duckte
sich weg. Larin stand hinten im Käfig und brüllte aus Leibeskräften, um den
Drachen dazu zu bringen, hinterdrein zu kommen. Maya hoffte inständig, dass die
Türöffnung groß genug sein würde, um ihn ohne Widerstand durchschlüpfen zu
lassen, sollte er überhaupt auf ihren Trick hereinfallen. Doch statt Larin in
den Käfig zu folgen, wandte das Untier sich ab.
»Es ist zu laut!«, schrie Maya. »Er hört dich
nicht!« Der Lärm um sie herum war ohrenbetäubend. Am meisten Krach machte der
goldene Kollege nebenan.
Stelláris hatte sofort erfasst, was sie
vorhatten. Maya stockte der Atem. War er denn wahnsinnig geworden? Anstatt
auszuweichen und sich so weit wie möglich von dem Drachen zu entfernen, schlug
er in rasantem Lauf einen Bogen um den Schwarzen herum und näherte sich ihm von
hinten. Mit einem gewaltigen Satz hechtete der Elf auf den Rücken des Tieres.
Leichtfüßig lief er nach vorne zum Kopf und stieß sich mit Schwung ab. Er
landete direkt vor dem grässlichen Maul und rannte geradewegs auf die Tür zu.
Im Laufen drehte er sich um und beschoss die Nase des Drachen mit einem Pfeil.
Dieser prallte zwar am Schuppenpanzer ab, aber der Drache stieß
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