Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
brannten Feuer in fünf
riesigen offenen Kaminen. Zwischen den Kaminen befanden sich abwechselnd ebenso
viele Gitterkäfige in der Größe eines doppelstöckigen Wohnzimmers. Drei davon
waren leer, doch zwei davon waren mit den gewaltigsten Kreaturen bewohnt, die
Maya jemals zu Gesicht bekommen hatte. Die beiden Drachen waren mindestens vier
Meter hoch, Hals und Kopf nicht mitgerechnet. Der eine war schwarz mit grün
schillernden Schuppen am ganzen Körper. Zackenförmige Schuppenplatten zogen
sich von seinem echsenartigen Kopf bis zur Schwanzspitze. Aus den geblähten
Nüstern drangen kleine Rauchwölkchen. Mit seinen gelbgrünen Augen verfolgte er
jede Bewegung der Eindringlinge, jedoch war er viel zu sehr mit seiner Mahlzeit
beschäftigt, um sich ernsthaft an ihnen zu stören. Fasziniert und mit einem
leichten Schaudern sah Maya zu, wie er enorme Bissen Fleisch aus einer
zerteilten Tierhälfte riss. Blutig troff es aus seinem Maul und rann in kleinen
Bächen den Hals hinunter.
Der andere Drache war golden. Seine Schuppen
glänzten rötlich im tanzenden Feuerschein. Nacken und Rückgrat waren mit langen
Stacheln bespickt. Die goldfarbenen Augen wiesen kleine, dunkle Sprenkel auf,
was eigentlich hübsch ausgesehen hätte, aber sie starrten böse und ohne zu
blinzeln von einem zum anderen.
»Geh nicht so nahe heran!« Larin lief auf Max zu
und zog ihn zurück, denn er hatte sich dem Käfig neugierig bis auf wenige Meter
genähert. Der Goldene Drache brüllte wütend und richtete sich auf. Ein
Feuerstoß schoss aus seinen Nüstern und fegte auf die beiden Jungen zu. Larin
stieß Max zur Seite und hechtete im letzten Moment selbst aus der Flugbahn des
Feuerballs.
Zurück blieb eine schwarze Rauchwolke, die sich
langsam auflöste.
Maya stand schreckensstarr. »Max, pass doch
auf«, stöhnte sie.
»Es ist ja gut gegangen.« Larin rappelte sich
auf und klopfte sich ab.
»Sorry, Mann«, flüsterte Max kleinlaut.
»Mach das nie wieder!« Fiona war kreidebleich.
»Du und deine verdammte Neugierde.«
Max öffnete den Mund zu einer Verteidigung, aber
er kam nicht dazu, sie auszusprechen. Keiner hatte auf Ronan geachtet. Er war,
so rasch er mit seinen Fußfesseln laufen konnte, zum Käfig des schwarzen
Drachen geeilt und hatte den Türriegel aufgestemmt. Quietschend schwang die Tür
auf. Der Schwarze hatte bis dahin mehr Interesse an seinem Frühstück gezeigt,
als an dem, was sich vor seiner schuppigen Nase abspielte. Nun aber richtete er
seine Aufmerksamkeit auf die offene Tür und den jungen Elfen davor. Falls Ronan
davon ausgegangen war, dass der Drache sich damit begnügen würde, aus dem
geöffneten Käfig in die Freiheit zu stürmen, hatte er sich verrechnet. Es war
ebenfalls ein Irrtum, dass das Untier ihn nicht weiter beachten würde, sodass
der Elf dann in dem angerichteten Durcheinander hätte fliehen können.
Mit einem furchteinflößenden Grollen ließ die
gewaltige Echse ihre blutige Mahlzeit fallen und war mit einem Satz an der Tür.
Durch seine Fußfesseln behindert, stolperte Ronan und stürzte zu Boden. Weil
der Drache in diesem Käfig aufgewachsen war und ihn normalerweise erst dann
verließ, wenn er für den Schattenfürsten sein Leben lassen musste, war die Tür
nicht besonders groß gebaut. Das massige Ungeheuer hatte Mühe, sich durch die Öffnung
zu zwängen. Für einige Augenblicke steckte es fest und schnappte ärgerlich
fauchend nach seiner Beute. Die messerscharfen Fangzähne verfehlten den
Bergelfen nur knapp. Ein Kringel Rauch drang dem zornigen Tier aus der Nase.
Stelláris zog sein Messer und rannte auf Ronan
zu. Zwar hatte sich dieser sofort aufgerappelt, aber ein zweites Mal würde der
Drache ihn nicht verfehlen. Stelláris musste ihn von den Fesseln befreit haben,
bevor sich das Vieh frei bewegen konnte und erneut zustieß. Währenddessen schleuderten
die anderen ihre Zauber auf den Drachen los. Zu Mayas Entsetzen zeigten sie
nicht die Spur einer Wirkung. Ihr wurde schlagartig klar, dass wohl genau aus
diesem Grund der Schattenfürst das Drachenblut als Schutz verwendete.
Stelláris hatte Ronan erreicht; mit einer
flinken Bewegung zerschnitt er erst die Fußfesseln und anschließend rasch die
Handfesseln des Bergelfs.
Mit einem Ruck sprengte das Ungetüm den
Türrahmen seines Gefängnisses. Es war frei. Polternd stürzte die Eisentür zu
Boden.
Der Drache reckte mit wütendem Gebrüll seinen
Hals, bereit, sich aufs Neue auf sein Opfer zu stürzen. Diesmal hatte er es
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