Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
gelegen haben.« Während
er erklärte, half Larin Maya auf die Beine. »Wir haben die Explosion ja gehört.
– Wenn du wieder einigermaßen klar bist, müssen wir aufbrechen. Meinst
du, du schaffst es?«
»E-es geht schon.« Maya fühlte sich noch sehr
benommen, aber sie hätte es nicht zugegeben.
»Ich könnte dich tragen«, grinste Larin.
»Untersteh dich!« Mit unsicheren Schritten
setzte sich Maya in Bewegung.
»Du hast einiges abgekriegt«, sagte Fiona
mitleidig. »Dieser grässliche Kerl hat sich erst auf Larin und Stelláris
konzentriert. Als du geschrien hast, hat er seine Zauber auf dich losgelassen.
Er war furchtbar wütend. – Maya, du hast Glück, dass du noch lebst!«
Maya musste lächeln, weil Fiona den
Schattenfürsten einen grässlichen Kerl genannt hatte.
»Wir müssen uns beeilen!« Stelláris kletterte
geschickt über ein paar große Felsbrocken nach oben über die eingestürzte
Höhlenwand. »Vor allem müssen wir schneller sein als der Schattenfürst.
Zweifelsohne wird er uns verfolgen. Ich weiß nicht, wie lange er nach außen
braucht, aber einer wie er wird sicherlich nicht stundenlang den ganzen Weg bis
zur Vampirhöhle zurückgehen müssen, um aus dem Berg herauszugelangen.«
»Ja«, knurrte Larin. »Wenn wir oben ankommen,
sind wir direkt im Vampirgebiet. Er wird die Vampire rufen. Vermutlich hat er
sie bereits geweckt, sie können jeden Moment hier aufkreuzen.«
»Urgh.« Mehr hatte Maya nicht dazu zu sagen.
Tapfer kroch sie hinterher. Stelláris hatte den Rand erreicht und half Maya das
letzte Stück hinauf. Im Freien angekommen, sank sie sofort bis zur Hüfte in den
Schnee ein.
Sie befanden sich knapp unterhalb des
Berggipfels; man konnte seine Spitze nur als schattenhaften Umriss erahnen,
weil es so neblig war. Unweit von ihnen ging es steil bergab. Der Wind pfiff
schneidend über sie hinweg und wehte ihnen eisige Kristalle ins Gesicht.
»Ich hoffe«, Larin schlug Stelláris auf die
Schulter, »du findest hier einen begehbaren Weg nach unten. Ich sehe im Moment
nur Weiß in Weiß.«
Der Elf kniff die Augen zusammen und spähte
prüfend durch den Nebel. »Wir versuchen es dort drüben. Da liegt nicht so viel
Schnee, durch die Explosion scheinen Lawinen abgegangen zu sein. – Leise
jetzt!«, gebot er. »Ich klettere voraus. Wenn ihr einen Schatten über euch am
Himmel seht, verhaltet euch absolut ruhig und presst euch an den Fels. Mit
etwas Glück hält die Wirkung des Mispelkrauts noch an, und die Vampire riechen
uns nicht.«
Beherzt machte sich Stelláris an den steilen
Abstieg. Larin bildete das Schlusslicht.
Sie waren noch nicht lange geklettert, als ein
durchdringendes Kreischen dicht über ihr Maya zusammenfahren ließ. Sie drückte
sich gegen die Felswand und wagte nicht, den Kopf zu drehen. Deutlich vernahm
sie das Schlagen großer Flügel und spürte einen Luftzug. Ihr Herz pochte so
laut, dass sie dachte, der Vampir müsse es hören können. Der Schrei erklang
erneut, aber diesmal in größerer Entfernung. Maya zitterte so, dass sie nicht
wusste, ob sie weiterklettern konnte.
»Komm«, flüsterte Larins Stimme neben ihr. »Du
schaffst das. Er hat uns in dem Nebel nicht bemerkt, er kann uns tatsächlich
nicht riechen.« Vorsichtig mit den Füßen nach Halt tastend, stieg Maya weiter
ab.
Maya dachte voller Angst daran, dass der
Schattenfürst sie nicht erst riechen musste, um sie aufzuspüren. Irgendwann
würde er mit Sicherheit auftauchen. Und dann? Dass sie die Begegnung mit ihm
überlebt hatten, lag daran, dass es nur wenige Sekunden gedauert hatte, bis sie
sich in die Drachenhöhle hatten flüchten können. Hier in der Felswand konnte
sie nichts vor ihm retten.
Plötzlich ertönte irgendwo oberhalb von ihnen
ein markerschütterndes, wütendes Brüllen, ein schauerlicher Laut, der in ein
immer schriller werdendes Kreischen überging.
Maya schloss für eine Sekunde die Augen. Der
Schattenfürst war oben am Berg. Er hatte das zerstörte Elixier in der
Drachenhöhle entdeckt.
›Wir sind verloren‹, war alles, was sie denken
konnte. ›Gegen ihn haben wir nicht den Hauch einer Chance.‹
Sie hörte ein Geräusch, als ob gigantische
Flügel die Luft durchpflügen würden. Dann erschallte ein Gebrüll, noch lauter
als das vorige. Es musste aus der Kehle eines riesigen Wesens gekommen sein.
Fast gleichzeitig fegte eine Feuersbrunst über den Berggipfel hinweg. Maya
konnte die verheerende Hitze trotz der Entfernung noch als unangenehmes Prickeln
auf
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