Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
ihrer Haut spüren. Der Schnee um sie herum war wie weggefegt, und die Luft
flirrte und fühlte sich so trocken an, dass sich Maya mit dem Atmen schwer tat.
›Der Drache!‹ Maya weinte fast vor
Erleichterung. ›Der Schattenfürst ist auf den alten Drachen gestoßen. Oder
umgekehrt. Das wird ihn eine Zeitlang beschäftigen.‹
Der
Weg zurück
Maya hätte hinterher nicht sagen können, wie sie den Berg
hinabgekommen waren. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass der Drache im
richtigen Moment aufgetaucht war und den Schattenfürsten aufgehalten hatte. Vom
Berggipfel waren längere Zeit die Geräusche eines schrecklichen Kampfes zu
vernehmen. Solange er tobte, mussten sie den Schattenfürsten nicht fürchten.
Von den Vampiren war nichts mehr zu sehen; entweder waren sie ebenfalls am
Kampfgeschehen beteiligt oder sie suchten erfolglos nach ihnen.
Maya erinnerte sich mit Schaudern, dass sie mehr
als einmal kurz davor gewesen waren, abzustürzen. Ohne Stelláris’ ausgeprägte
Wahrnehmung und seinen ausgezeichneten Orientierungssinn wären sie in dem
steilen, nebelverhangenen Gelände verloren gewesen. An den schwierigen Stellen
hatten sie sich mit den dünnen, aber haltbaren Seilen aus Einhornhaar
gesichert. Vollständig durchnässt kamen sie nun am Fuß des Berges an, der gleichzeitig
die Grenze zum Vampirgebiet darstellte. Es dämmerte. Die Nacht begann.
Mit vor Erschöpfung zitternden Knien wankte Maya
hinter Stelláris her. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Das Lager,
von dem aus sie mit Zacharias aufgebrochen waren, musste sich weiter östlich
befinden. Sie hatten dort einen großen Teil ihres Gepäcks gelassen, unter
anderem frische Kleidung und wärmende Decken.
»Wir dürfen nicht an unseren Ausgangspunkt
zurückkehren«, erklärte der Elf bedauernd. »Das ist zu gefährlich. Wir müssen
versuchen, uns sofort zu den Pferden durchzuschlagen.«
»Es ist so entsetzlich k-kalt!« Fiona bibberte.
»Deshalb können wir keine Pause einlegen, es tut
mir leid. Wir würden nicht mehr warm werden und erfrieren.«
»Ich bin müde«, jammerte Max. »Hunger hab ich
auch. Mein Proviant ist aufgebraucht.«
»Nimm den Rest von meinem.« Maya kramte in ihrem
Beutel nach Essbarem.
»Danke. Echt nett von dir, … ef geht mir
fon beffer«, schmatzte Max.
»Ich wollte, ich könnte das von mir sagen.«
Fiona torkelte nur noch. »Wir müssen die ganze Nacht laufen, um zurückzukommen
… Was ist, wenn ER uns doch noch einholt?«
»Das glaube ich nicht.« Larin war
zuversichtlich. »Er war zwar enorm sauer, weil wir ihm den Badetag versaut
haben …« Die Mädchen kicherten, obwohl ihnen alles wehtat, und Max
verschluckte sich an seinem Elfenbrot. »… Aber nach dem Zusammenstoß mit
dem riesigen Drachen ist er sicher nicht mehr taufrisch«, fuhr Larin respektlos
fort, »möglicherweise holt er uns deshalb nicht so locker ein. Ich weiß nicht,
wie dringend er in dem Drachenblut baden müsste, um den Schutz gegen
Verletzungen zu erhalten. Es kann sein, dass er doch schon ein wenig anfällig
war und bei dem Kampf irgendeine Verwundung abgekriegt hat.«
»Hoffentlich.« Maya seufzte. »Ich fasse es immer
noch nicht, geht es euch auch so? Wir standen IHM gegenüber und haben
überlebt.« Sie dachte an Zacharias, und es gab ihrem Herzen einen Stich.
»Er wollte Larin haben, um sein Blut in dieses
Elixier zu mischen!« Max empörte sich so, dass er wild herumfuchtelte und dabei
an einen schneebeladenen Ast stieß. Die Schneelast geriet ins Rutschen und
entlud sich prompt über Fiona, die hinter ihm lief.
»Danke!«, sagte sie verärgert.
Max drehte sich um. »Uh! Was hast du denn
gemacht? Du schaust ja aus wie ein Schneemann!«
Entrüstet klopfte Fiona sich ab »Witzig, Max.
Iiih, ist das eisig! Jetzt hab ich massenweise Schnee im Nacken.«
»Nicht so laut!«, zischte Larin.
»Entschuldigung!«, murmelte Fiona und verrenkte
sich, um den Schnee zu entfernen.
»Warte, ich helfe dir«, erbot sich Maya.
»Erschrick nicht, meine Finger sind eiskalt.«
»Wir haben gleich die Schneegrenze erreicht«,
tröstete Stelláris. »Danach wird es besser.«
»Zumindest kann sich Fiona dann nicht als
Schneemann verkleiden und mir daran die Schuld geben«, betonte Max.
Tatsächlich wurde der Schnee bald weniger, das
Laufen wurde leichter, aber dafür mussten sie sich nun erschöpft durch den
nassen, tropfenden Nebelwald schleppen. Sie hatten im undurchdringlichen Nebel
den Pfad nicht wiedergefunden, der
Weitere Kostenlose Bücher