Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
anderen auf. Schwarzer Rauch drang mit
ihnen heraus. Irgendwo im Hintergrund ertönte das tiefe Grunzen des Drachen.
Max wedelte hustend in der Luft herum. »Urrgh,
was für ein Gestank.«
Als Stelláris als Letzter die Drachenhöhle
verlassen hatte, erschien die hölzerne Tür und verschloss die Öffnung. Der
blaue Kristall schimmerte in der Mitte. Maya nahm ihn rasch an sich und ließ
ihn zurück in ihre Tasche gleiten. Sofort flogen die Glasscherben zurück an
ihren Platz. Der Spiegel hing unversehrt an der Wand, niemand wäre auf die Idee
gekommen, dass sich dahinter ein geheimer Zugang verbergen könnte.
»Was nun?« Jetzt, da sie draußen waren, fühlte
Maya, wie ausgepumpt sie war. Erschöpft lehnte sie sich an die Spiegelwand.
»Müssen wir den ganzen Weg zurück? Durch die
Vampirhöhle und so?« Fiona schluckte und strich sich mit zitternden Fingern
eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn.
»Ich fürchte, ja … Aber nicht mehr heute. Wir
müssen uns ein Versteck für die Nacht suchen«, antwortete Stelláris.
Eine steile Falte erschien auf Larins Stirn.
»Unternehmen wir etwas wegen der beiden Drachen? Meint ihr, wir haben eine
Chance, die Bergelfen auf unsere Seite zu ziehen? Wenn sie die Biester
freilassen, sodass der Schattenfürst nicht in ihrem Blut baden kann, gibt es
für ihn so schnell keine Möglichkeit, an Drachenblut ranzukommen. Das bedeutet,
er wäre verletzbar.«
»Weil es immer nur ungefähr ein Jahr anhält,
nicht wahr?«, sagte Max. »Ziemlich unpraktisch.«
»Deshalb war er ja so scharf darauf, das Elixier
fertigzustellen … mit meinem Blut. – Was war denn das?«
Ein tiefes Grollen war zu hören. Dann ertönte
ein lautes Rumpeln. »Leide ich unter Einbildung, oder gab es eben eine
Erschütterung?«, fragte Larin.
»Ich habe es auch gespürt«, bestätigte Maya. »Es
hat sich angefühlt wie ein ganz leichtes Erdbeben, nicht wahr?«
»Das scheint von der Drachenhöhle zu kommen«,
rief Stelláris. »Irgendetwas geschieht dort!«
Verdutzt standen sie und horchten. Plötzlich
ertönte ein gewaltiger Donner, ähnlich dem bei einem Gewitter, allerdings um
ein Vielfaches lauter. Er ließ sie erschrocken zusammenfahren. Fast
gleichzeitig erzitterte der Boden unter ihren Füßen. Sie schwankten, doch es
währte nur einen kurzen Moment. Fiona schrie auf und klammerte sich
hilfesuchend an Stelláris. Einen Augenblick lang sahen sie einander an, und
Fiona zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt.
»Wenn das der Drache war, bin ich aber froh,
dass wir aus der Höhle draußen sind«, versuchte Maya die peinliche Situation zu
überbrücken.
»Das kann er nicht gewesen sein«, meinte Larin
überzeugt.
Von nebenan ertönte ein ohrenbetäubendes,
wütendes Brüllen.
» Das war
er«, erklärte er.
»Mich macht das Herumstehen ganz kribbelig.«
Maya trat von einem Fuß auf den anderen. »Suchen wir Ronan. Wenn wir erreichen,
dass die beiden Drachen freigelassen werden …«
»Dazu ist es zu spät«, sagte Stelláris auf
einmal. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck ungläubigen Entsetzens.
»Was?«, fragte Maya verwirrt und folgte seinem
Blick. »Nein! Das gibt es nicht!« Ihr blieb der Mund offen stehen.
»Die Wanne!«, wimmerte Fiona. »Sie ist … voller
Blut!«
»Rasch!« Stelláris fing sich blitzschnell. »Wir
müssen sofort verschwinden! – Nur der Schattenfürst konnte die Drachen
töten! Er ist hier!«
Max sah sich panisch um, als erwarte er, dass
der Schattenfürst hinter dem Sofa hervorspringen würde.
»Beeilt euch!«, drängte Stelláris. »Zur Tür! Die
Bergelfen haben das Bad bereitet, der Schattenfürst kann jede Minute eintreffen
– ich komme gleich nach!«
Sie stürzten los. Max riss eines der
tierbeinigen Tischchen um, als er Richtung Ausgang hetzte.
»Lass es liegen«, keuchte Maya und zog ihn mit
sich. Im Laufen schaute sie über die Schulter. Stelláris war flink zur Mitte
des Saals geeilt und erreichte soeben die große silberne Wanne. Aus seiner
erhobenen Hand fuhr ein feuriger Blitz und setzte das Drachenblut in Brand.
Eine gewaltige grüne Stichflamme schoss bis unter die Decke. Dann rannte er
ihnen nach. Larin erreichte als Erster die reich verzierte goldene Tür, die in
den langen Gang führte. »Wir müssen uns in einer der Abzweigungen des Ganges
verstecken.«
Vorsichtig öffnete er die Eingangstür und konnte
doch nicht verhindern, dass sie dabei laut knarrte – man meinte, es durch
sämtliche Gänge hören zu
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