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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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immer
eingeschlossen in diesem Gehäuse. Es gibt nicht viele davon.«
    »Lass mal hören!« Max griff nach der Muschel. Er
horchte kurz hinein, dann schüttelte er sie ungeduldig.
    »Doch nicht schütteln! «
Maya funkelte ihn an. Max hatte das Zartgefühl einer Mörsergranate.
    »Ich hör aber nichts.«
    Er gab sie an Fiona weiter. Sie lauschte eine
Zeitlang mit einem verträumten Ausdruck im Gesicht.
    »Schön, nicht?« Ohne dass sie es mitbekommen
hatten, war durch eine Zimmertür eine ältere Frau aufgetaucht und schlurfte in
ihren Filzpantoffeln näher. Frau Rosa Hage-Beauté hatte eine deutliche
Ähnlichkeit mit ihrer jüngeren Schwester Hortensia, allerdings war sie kleiner
und dünner. Gewissermaßen sah sie richtig mickrig aus, fand Max. Auch schien
sie keine Neigung zu haben, sich Teebeutel von den Ohren baumeln zu lassen und
sich mit Ketten zu behängen wie ein Weihnachtsbaum.
    »Na, da ham wir aber mal ‘nen hübschen Besuch.«
Sie blinzelte mit ihren kleinen hellblauen Äuglein. »Hortensia hat mir schon
von euch erzählt.«
    Sie watschelte um Fiona herum. »So schöne Haare,
Kindchen … ja, der Kamm, den du da in der Hand hast, der wäre tatsächlich was
für dich.«
    Fiona legte den Kamm, den sie die ganze Zeit
festgehalten hatte, rasch zurück ins Regal. »Äh, ich hab gerade …«
    »Wir sind noch nicht so lange hier und haben nur
… ausländische Währung«, beeilte sich Maya zu sagen und kam sich dabei ziemlich
blöd vor.
    »Wir kriegen eine große Tüte mit
Drachenschoten«, sagte Larin entschieden und kramte in seiner Tasche nach
Münzen. Er zählte ein wenig Elfensilber auf den Verkaufstisch und nahm die
Drachenschoten entgegen. Danach ging er zu dem Regal hinüber, an dem Fiona
stand. »Zeig mal, was kostet das Ding?« Er nahm den Kamm und untersuchte das
Preisschild. »Uff. Nicht schlecht.« Er legte ihn wieder ins Regal. »Sorry,
Fiona, so viel hab ich nicht dabei.«
    »Ja, natürlich, ich hätte doch gar nicht
erwartet …« Fiona wurde heute zum zweiten Mal rot.
    »Einen schönen Laden haben Sie da.« Maya sah
sich bewundernd um.
    Frau Rosa Hage-Beauté nickte freundlich. Sie
schien es nicht zu kümmern, dass sie nur die Drachenschoten verkauft hatte.
    »Ja, nicht wahr? Unser ganzes Leben ist mit
diesen Dingen verknüpft. Wir mussten hier völlig von vorne beginnen, aber es
hat sich gelohnt. Unser Neffe hat uns sehr beim Aufbau geholfen, ein wirklich
lieber Junge. Möchtet ihr vielleicht unser Gewächshaus sehen? Dort züchten wir
alle möglichen Pflanzen … und auch die unmöglichen.« Sie zwinkerte, und ihre
blauen Äuglein funkelten.
    »Danke, sehr gerne!« Maya freute sich. Sie hatte
den Planzenkundeunterricht in bester Erinnerung. Frau Rosa Hage-Beauté
schlurfte ihnen durch die Zimmertür voraus. Maya zog Max hinterher, der soeben
die Fünf-Achtel-Stäbe entdeckt hatte. Sie gelangten auf einen breiten Flur. Ein
einsamer Stuhl stand dort, auf dem ein prall gefülltes Federkissen lag. Darauf
thronte der riesigste und fetteste Frosch, den Maya je gesehen hatte. Er
musterte die Besucher mit seinen goldgesprenkelten Glotzaugen misstrauisch und
blies seinen Kehlsack auf. Oben an der Stuhllehne pinnte ein verknicktes
Pappschild, auf dem ›Bitte nicht küssen oder an die Wand werfen!‹ geschrieben
stand.
    »Das ist Herrmann. Der arme Kleine saß früher im
Laden, aber das war auf Dauer zu gefährlich für ihn. Das Schild hat leider
nicht viel genützt. Tsts, auf was für Ideen die Leute so kommen …«
Kopfschüttelnd kraulte sie Herrmann im Vorbeigehen kurz mit ihren spindeldürren
Fingern den feisten Nacken. Max stieß sich den Fuß an einer herumliegenden goldfarbenen
Kugel, die mit einem leisen Scheppern über den Boden in Richtung der verglasten
Doppelflügeltür des Gewächshauses eierte. Von Herrmann war ein missmutiges
Quaken zu vernehmen.
    »Krass!«, entfuhr es Max, und das traf die Sache
ziemlich genau. Von der Straßenseite aus nicht sichtbar, verdoppelte ein
Glasanbau die gesamte Fläche des Hauses. Überall wucherten Pflanzen. Es gab sie
in allen Größen und mit Blüten in fast allen Farben. Maya war sich sicher, von
einer unscheinbar wirkenden Pflanze eine Art Grunzen vernommen zu haben. »Eine
Rüpelwurz«, zwitscherte Frau Rosa Hage-Beauté, die Mayas verblüfften Blick
gesehen hatte. »Wenn sie älter wird, darf man sie nur noch mit Bier gießen,
Wasser verträgt sie dann nicht mehr.« Die Pflanze antwortete mit einem
deutlichen Rülpsen.
    Mitten in diesem

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