Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Tücher einwickelte, musste Elea eine kritische Musterung über sich ergehen lassen, die nicht ohne Kommentare verlief. Als erstes fielen der Frau natürlich die frischen Blutergüsse auf, die sich entlang des gesamten rechten Oberarms aneinanderreihten. „Dieser verfluchte Kerl! Er hat Euch Euren Arm fast zerquetscht.“ Als sie ihre Begutachtung von Eleas Vorderseite abgeschlossen hatte, begab sie sich hinter sie, was die junge Frau dazu veranlasste, die Luft anzuhalten. Was wird sie über die Peitschenstriemen sagen?! Elea hörte wie Belana erst die Luft scharf einzog und dann sogleich mit ihren bildkräftigen Verwünschungen Maéls fortfuhr. Elea konnte nicht anders. Sie musste Maél in Schutz nehmen. „Belana, hierfür ist er zur Abwechslung mal nicht verantwortlich.“ Sie schilderte der Frau kurz den Vorfall im Wald bei Kaska und wie er sie gerettet hatte. Belanas Gesichtsausdruck wechselte von Entsetzen zu Unglauben. Über Maéls Heldentat verlor sie jedoch kein Wort. Allerdings kam sie nicht umhin, sie nach ihren Höckern zu fragen: „Elea, ich will Euch nicht zu nahe treten, aber diese höckerartigen Gebilde auf Eurem trotz allem wunderschönen Rücken, sind doch recht merkwürdig. Könnt Ihr mir die erklären?“ Elea beschloss, der Frau reinen Wein einzuschenken. Spätestens am nächsten Tag war es ohnehin damit vorbei, die Unwissende zu spielen. „Belana, ich weiß nicht, inwieweit König Roghan Euch bezüglich meiner Identität eingeweiht hat. Ja,... also... ich soll angeblich eine Drachenreiterin sein. So gesehen, ergeben diese Höcker vielleicht einen Sinn. Anders kann ich sie mir nicht erklären. Sie sind mir erst im Laufe der Reise nach Moray gewachsen.“ Belanas Gesichtsausdruck ähnelte jetzt stark jenem, den sie angenommen hatte, als Elea von ihrer Entführung durch die Wegelager und ihre Rettung durch Maél erzählte. „Aber wenn du eine Drachenreiterin sein sollst, dann muss es höchstwahrscheinlich auch irgendwo einen Drachen geben!“ Belanas Stimme war mitfühlende Furcht zu entnehmen, vor allem als ihre Augen wieder über den geschundenen Körper Eleas glitten. Es trat ein Schweigen ein, das Belana nutzte, um ihre Haltung wieder zu gewinnen. Dieses Thema war ihr merklich unangenehm, da sie nahtlos auf ein anderes zu sprechen überging, während sie Elea in die Tücher einwickelte: „Elea, Ihr seid wirklich eine außergewöhnlich schöne, junge Frau, aber viel zu dünn. Eine Frau muss an gewissen Stellen viel rundlicher sein. Ich werde Euch gleich noch etwas zum Essen bringen lassen. Ich weiß gar nicht, wie ich auf die Schnelle passende Frauengewänder für Euch finden soll. Für Mädchenkleider seid Ihr zu groß und für Gewänder einer erwachsenen Frau seid Ihr zu dünn. Was habt Ihr denn zuhause den ganzen Tag getrieben. Ich sehe an Eurem Körper überall die Andeutung von Muskeln. Habt Ihr etwa schwer arbeiten müssen?“, fragte Belana in etwas ungehaltenem Ton. Elea fand, dass Belanas Nörgeleien bezüglich ihrer mangelnden Fülle und zu stark ausgeprägter Muskeln zu weit gingen. Daher erwiderte sie nun ebenfalls etwas aufgebracht: „Bei allem Respekt, Belana. Nicht jede Frau verfügt über so ausgeprägte weibliche Rundungen wie Ihr oder wie sie vielleicht hier in Moray unter den Frauen üblich sind. Ich bin mit meinem Körper durchaus zufrieden und froh darüber, dass er von lästigen Pfunden an gewissen Stellen verschont geblieben ist. Und was meine Muskeln angeht, nein, ich musste nicht hart arbeiten. Aber ich habe mich in meinem Leben bisher immer ausgiebig bewegt. Ich bin fast jeden Tag mehrere Meilen gerannt und bin viel geschwommen. Außerdem hat mein Vater häufig mit mir Bogenschießen geübt. Reicht Euch dies als Erklärung für die Verfassung meines Körpers?“ Belana verfolgte Eleas scharfzüngige Erwiderung mit immer größer werdenden Augen. Sie konnte sich ebenfalls einen spitzen Kommentar nicht verkneifen. „Aha, Ihr geht häufig schwimmen. Dies erklärt Eure stark gebräunte Haut auf Eurem gesamten Körper. - Wie dem auch sei. In Euren Jungenkleidern könnt ihr jedenfalls im Schloss nicht herumlaufen. Ich werde sehen, was ich annähernd in Eurer Größe finden kann. Diesen nassen Haufen werde ich erst einmal verbrennen.“ Belana war schon im Begriff, sich zu bücken, um Eleas Kleider aufzuheben, als die junge Frau protestierte. „Belana, das kommt nicht in Frage! Diese Kleider sind alles, was mir von meiner Familie geblieben ist. Meine Mutter hat sie
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