Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
durch, bevor sie zu reden begann. „Ich brauche nicht mehr Zeit. Wisst Ihr Belana, dieses Thema meiner Unberührtheit begleitet mich schon die ganze Reise. Ich habe es wirklich satt. Von mir aus überzeugt Euch davon hier und jetzt, damit ich endlich meine Ruhe habe“, erwiderte Elea mit resignierter Stimme. Belana schluckte mühsam und schien über irgendetwas nachzudenken. Nach einer kurzen Weile sprach sie in verschwörerischem Ton. „Elea, wenn Ihr mir jetzt hoch und heilig versprecht, dass Ihr noch Jungfrau seid, dann werde ich es Euch glauben und auf die unangenehme Untersuchung verzichten. König Roghan wird nichts davon erfahren. Wir Frauen müssen bei solchen Dingen zusammenhalten, nicht wahr Lyria? Du wirst schweigen wie ein Grab?!“ Lyria nickte mit einem verständnisvollen Lächeln den beiden Frauen zu. „Also gut, Belana. Ich schwöre Euch hier und jetzt auf das Leben meiner drei Geschwister, dass noch unberührt bin.“ Belana nickte der jungen Frau erleichtert zu und verließ zufrieden das Zimmer, ohne ein weiteres Wort.
Es dauerte nicht lange, bis sie mit einem Tablett dampfender Teigtaschen zurückkehrte. Der leckere Geruch weckte sofort Eleas Lebensgeister. Sie stürzte sich auf das Gebäck und musste sich sogleich von Belana eine Standpauke wegen ihrer rustikalen Essmanieren anhören. „Ich bin weder eine Prinzessin noch Hofdame. Meine Mutter hat mich nie wegen meiner Essmanieren getadelt. Vielleicht sind diese auch nicht so wichtig, wenn man sich gegenüber zwei gefräßigen Brüdern durchsetzen muss. Breanna war immer glücklich, wenn sie sah, wie gut es mir schmeckte“, konterte Elea auf entwaffnende Weise.
Elea verbrachte den halben Nachmittag damit, zahlreiche Kleider anzuprobieren. Das Ergebnis stellte Belana nicht unbedingt zufrieden. Nur vier Kleider würden für Elea so geändert werden können, dass sie den Ansprüchen der Ersten Hofdame genügten, worüber sie sehr untröstlich war. Elea redete beruhigend auf die Frau ein. „Belana, vier Kleider reichen mir vollkommen. Wann soll ich die denn alle tragen? Ich werde wenig Gelegenheit dazu haben, da ich meistens in meinem Zimmer eingeschlossen bin. Und wer weiß, was König Roghan geplant hat!? Vielleicht soll ich schon in ein paar Tagen wieder das Schloss verlassen, um mich auf die Suche nach dem Drachen zu machen.“
„ Zunächst mein Kind, ich schließe Euer Zimmer nicht ab, weil ich Euch hier gefangen halten will. Es dient zu Eurem eigenen Schutz vor unliebsamen Besuch.“ Belana warf Elea einen vielsagenden Blick zu. „Davon abgesehen, würdet Ihr Euch hoffnungslos in dem alten Gemäuer verirren, wenn Ihr allein unterwegs wärd.“ Elea nahm die Rechtfertigung der Frau wortlos hin, auch wenn sie ihr nicht so recht glaubte. Sie wollte sich gerade ein frisches Nachthemd überziehen, als Belana sie davon abhielt und meinte, sie seien noch nicht ganz fertig, da Lyria noch ihre Körpermaße nehmen müsse. „Wofür denn das noch, Belana?“, erwiderte die junge Frau verständnislos und ungeduldig. „Ihr benötigt für das Drachenfest ein besonderes Kleid und ich habe da auch schon eines im Sinn, das Eurer Persönlichkeit und Eurer Anmut aufs Beste gerecht werden wird.“ Elea blieb beinahe die Luft weg. „Belana, seit ich denken kann, habe ich alles dafür getan, nicht von den Leuten angestarrt zu werden. Jetzt verlangt Ihr und der König, dass ich mich in einem Kleid zur Schau stellen soll. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Entweder bleibe ich dem Fest fern oder ich gehe in einem dieser Kleider“, erwiderte Elea ungehalten und zeigte auf den Haufen der Kleider, die Lyria ändern sollte. „Ihr werdet dieses Jahr die Attraktion auf dem Drachenfest sein, ob es Euch gefällt oder nicht. Der König will es so.“ Belanas Miene drückte absolute Kompromisslosigkeit aus. Elea blies lautstark die Luft durch die Nase und warf ihr einen bösen Blick zu. Diese Schlacht würde sie erneut verlieren. Sie war so erschöpft vom im Grunde genommen nichts Anderes tun als herumstehen, dass sie nur noch schlafen wollte. Deshalb ließ sie zähneknirschend zu, dass Lyria die notwendigen Maße nahm.
Anschließend half Belana der jungen Frau in das Nachthemd half, führte sie dann noch zum Bett und deckte sie wie ein kleines Kind zu. „Elea, ich werde später noch einmal bei Euch vorbeischauen. Vielleicht habt Ihr noch Hunger oder etwas anderes auf dem Herzen. Jetzt ruht Euch aus. Morgen steht Euch auf jeden Fall ein aufregenderer Tag bevor,
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