Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
trefft ihr auf eine Tür, die führt direkt in König Roghans Arbeitszimmer. Dort hält er sich die meiste Zeit auf, wenn er nicht bei seinem Heer ist.“ Belana öffnete die Tür und schob Elea sanft hindurch. Zögernd drehte sie sich zu der Hofdame um. „Und wie soll ich wieder zurück in mein Zimmer finden?“
„ Macht Euch darüber keine Sorgen. Entweder bin ich hier oder ich schicke eine Dienerin, die auf Euch warten und sicher zurückgeleiten wird.“ Einen Augenblick später hatte die Erste Hofdame die Tür bereits hinter Elea geschlossen. Elea warf einen Blick die enge Wendeltreppe hoch. Sie befand sich eindeutig in einem Turm, an dessen Ende König Roghan und Darrach auf sie warteten. Sie atmete dreimal tief durch und begann, die Treppe hinaufzusteigen. In regelmäßigen Abständen erhellten kleine Öllampen Abschnitte des Turms. Sie standen in Mulden, die in die Wand eingelassen waren. Elea raffte den Rock über ihre Knie und beschleunigte ihr Tempo immer mehr. Sie wollte es jetzt endlich hinter sich bringen. Nach einer Weile stand sie auch schon vor einer Tür, die haargenau der von unten glich. Ein paar Augenblicke wartete sie noch, bis sich ihre Atmung wieder beruhigt hatte. Dann klopfte sie an die schwere Tür. Kaum war ihr Klopfen verklungen, ertönte auch schon die tiefe Stimme des Königs: „Herein!“ Sie öffnete mit klopfendem Herzen die Tür und blickte in einen kreisrunden Raum, an dessen gegenüber liegender Seite ein mächtiger Schreibtisch stand. Dahinter saß der König - diesmal nicht in Kriegerrüstung, sondern in einer mit Goldfäden durchwirkten, dunkelbraunen Robe. Er war nicht allein. Nicht Darrach, sondern ein anderer Mann, der ihr den Rücken zugedreht hatte, sah aus einem großen Fenster, das einen atemberaubenden Ausblick auf das ehrfurchtgebietende Hochgebirge, den Akrachón bot. „Da seid Ihr ja endlich, Elea! Tretet schon ein! Ich hatte Euch eigentlich schon früher erwartet. - Wie ich sehe, konnte Belana nicht widerstehen, ihre Note an Euch zu hinterlassen und offendkundig mit immensem Erfolg“, sagte der König mit einem Ton, aus dem Elea deutlich Ungeduld heraushörte, die aber immer mehr in Bewunderung umschwang je länger seine Augen auf ihr ruhten. Während Elea in das Turmzimmer eintrat und die Tür hinter sich schloss, räusperte sich der König etwas verlegen, bevor er fortfuhr. „Darf ich Euch meinen Sohn... Prinz Finlay vorstellen. Ihr seid ihm bereits vorgestern flüchtig begegnet.“ In dem Moment, als er sich umdrehte und sie sah, erstarrte er. Er war zu keiner Reaktion fähig. Nur seine Augen bewegten sich. Sie glitten bewundernd über Elea und blieben schließlich an ihren grünen Augen haften. Sie erwiderte seinen Blick hingegen mit einer ähnlich tadelnden Miene wie zwei Tage zuvor Belana. Finlay musste sich ebenso wie sein Vater verlegen räuspern, bevor er langsam auf die junge Frau zuschritt, die mitten im Zimmer stehen geblieben war. Er schien, endlich seine Fassung erlangt zu haben, als er sich mit einem warmherzigen Lächeln auf den Lippen galant vor ihr verbeugte. „Nennt mich bitte einfach Finlay. Ich fühle mich schon seit langem nicht mehr als Prinz dieses Königreiches. – Ich freue mich, Euch kennenzulernen. Es wäre mir aber weitaus lieber gewesen, wenn dies unter anderen Umständen geschehen wäre.“ Etwas irritiert über die unumwundenen Worte des jungen Mannes erwiderte Elea nun ebenso freundlich sein Lächeln. Er trug dieselbe Kleidung wie bei ihrer ersten Begegnung, allerdings in trockenem und gereinigtem Zustand. Außerdem hatte er sich von seinen Bartstoppeln befreit. Er erinnerte sie irgendwie an Kellen. Er war nur größer und wesentlich muskulöser. Die vielen kleinen Fältchen um seine Augen konnten der Jungenhaftigkeit seines Gesichtes nichts anhaben. Diese hatte er eindeutig von seinem Vater geerbt.
„ Ich muss Euch jetzt leider verlassen. Der König will es so. Nein! Er befiehlt es. Aber ich hoffe sehr, dass wir uns heute beim Abendessen wieder sehen werden. Ihr seid herzlich eingeladen, nicht wahr Vater?“
„ Ja, Elea. Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns heute Abend Gesellschaft leisten würdet.“ Finlay sah Elea erwartungsvoll an. Sie wusste schon im vornherein, dass ein Wiedersehen mit Finlay nur Probleme bereiten würde. Aber sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie in ihm einen guten Freund finden würde. Außerdem sagte Maél selbst, sie solle sich an Finlay halten, falls sie in Not sei.
Elea hatte noch kein
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