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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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von seinem langen weißen Haar wie ein Schleier umrahmt. Er verbeugte sich vor Roghan und setzte sich auf den Stuhl neben Elea, ohne sich allem Anschein nach ihrer Anwesenheit bewusst zu sein.
    Trotz der Beklemmung, die sie gegenüber diesem Mann empfand, musterte sie ihn unverhohlen. Er sah schlecht aus, als ob er in den vergangenen Nächten kein Auge zugemacht hätte. Wahrscheinlich habe ich ihm ein paar Rätsel aufgegeben, die ihm schlaflose Nächte bereiten. In sein in Gedanken versunkenes Gesicht kam erst Leben, als Roghan ihn ansprach. „Darrach, ich bin mit Elea gerade übereingekommen. Sie schließt sich unserer Sache an.“ Die Wahl dieser harmlosen Worte veranlasste Elea laut die Luft aus der Nase zu schnauben, begleitet von einem grimmigen Blick, den sie ungeniert dem König zuwarf. Sie verzichtete jedoch auf einen bissigen Kommentar, da sie die Nähe des Zauberers kaum ertragen konnte. Sie wollte so schnell wie möglich wieder den Turm verlassen und sich in den Schutz ihres Zimmers flüchten. König Roghan ignorierte geflissentlich das wortlose Gebaren von Eleas Empörung und fuhr fort. „Ich habe sie über meine Eroberungspläne in Kenntnis gesetzt sowie über die Bedeutung ihrer Unberührtheit. Sie hat zugegeben, dass sie geahnt hatte, warum wir sie von Maél entführen ließen. – So weit, so gut. Du wirst sicherlich auch noch ein paar Fragen an sie haben.“ Darrach wandte sich Elea zu und verschränkte seinen langen, dürren Finger ineinander. Urplötzlich war da wieder sein Lächeln wie Eiswasser, das sie erschauern ließ. „Die habe ich allerdings. Wann und wie habt Ihr von Eurer Bestimmung erfahren und was wisst Ihr über Eure Herkunft?“
    Elea hatte sich schon vorher genau überlegt, was sie vor den beiden mächtigen Männern preisgeben würde. Sie erzählte ihre Geschichte wahrheitsgetreu. Nur den Text mit der Prophezeiung erwähnte sie nicht. Dafür behauptete sie, dass ihre Pflegeeltern ihr im Alter von dreizehn Jahren von ihren leiblichen Eltern und deren damaliger Notlage erzählten. Diese hätten Albin und Breanna anvertraut, dass es ihre Bestimmung sei, einen Drachen zu reiten, und sie gebeten, sie in aller Abgeschiedenheit groß zu ziehen, bis der Tag komme, an dem sie sich ihrer Aufgabe stellen müsse. Außerdem mussten sie ihnen versprechen, sich mit ihr von Moray fernzuhalten. Schließlich erwähnte sie noch den Stein und den Stab, den ihre Eltern ihr hinterlassen hatten und die sie überallhin mitnehmen sollte, wohin ihr Bestimmung sie auch führte. Darrach fixierte die junge Frau ununterbrochen mit einem Blick wie dem eines hungrigen Raubtiers, das nach seiner Beute auf der Lauer lag. Elea wandte sich daher dem wesentlich freundlicheren Gesicht des Königs zu. Erst nachdem sie geendet hatte, wagte sie es, ihm in die halb zusammengekniffenen Augen zu blicken. Es herrschte ein angespanntes Schweigen, in dem Elea nur mit Mühe ein panisches Atmen unterdrücken konnte. „Nun gut. Dann zeigt mir diese beiden Gegenstände, von denen ihr eben spracht! Beginnen wir mit dem Stab!“ Er hielt ihr die geöffnete Hand hin und Elea legte ihn hinein. Er betrachtete genau die Zeichen und Symbole und tastete an seiner Oberfläche entlang. „Ich werde ihn mit in mein Arbeitszimmer nehmen und dort noch näher untersuchen. - Ihr wisst tatsächlich nicht, wozu er dienen soll?“, fragte er noch einmal skeptisch nach. Elea schüttelte mit dem Kopf. „Dann zeigt mir jetzt den Stein!“ Mit einem Mal wurde Elea sich der Wärme auf ihrem Brustbein bewusst, die sie bis eben gar nicht wahrgenommen hatte. Sie nestelte eine Weile an dem Stehkragen herum, bis sie an das Lederband herankam, und zog langsam daran. Plötzlich war das Arbeitszimmer in ein rotes, pulsierendes Licht eingetaucht, das alle Anwesenden zurückschrecken ließ, Elea eingeschlossen, da sie überhaupt nicht darauf gefasst war. Sie sah mit großen, staunenden Augen zuerst in Darrachs erschrockenes und dann in Roghans Verwunderung ausdrückendes Gesicht. Darrach war der erste, der zu sprechen wagte und dabei den am Lederband baumelnden Stein nicht aus den Augen ließ. „Eurer Reaktion entnehme ich, dass Ihr ebenfalls wie König Roghan und ich zum ersten Mal Zeuge dieses Phänomens seid. Sehe ich das richtig?“, sagte der Berater mit verunsicherter Stimme. Elea nickte und log: „Bisher hat er das noch nicht gemacht. Ich trage ihn allerdings auch erst, seit dem Abend, an dem mich Eure Krieger entführt haben.“ Darrach erhob sich von

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