Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
Vom Netzwerk:
wie charmant du dich unserem Gast gegenüber verhalten kannst. Geh jetzt!“
    Maél hatte sich inzwischen aufgerappelt und versuchte das krampfartige Zittern seines Körpers zu unterdrücken. Er konnte noch immer nicht sprechen. Kälte und Angst waren zwar weitgehend aus seinem Körper gewichen. Zurückgeblieben waren aber ein gewaltiger Kloß in seiner Kehle und nach wie vor der Druck auf seinem Herzen. Er würdigte Darrach keines Blickes mehr und verließ auf schwankenden Beinen das Zimmer. Der Weg zu seiner Kammer kam ihm endlos lange vor. Nachdem er geräuschvoll seine Tür hinter sich zugeschlagen hatte, schaffte er es gerade noch rechtzeitig zu dem Eimer, in dem er immer seine Notdurft verrichtete. Er musste dem überwältigenden Würgereiz nachgeben. Es kam jedoch nur Galle, da er an diesem Morgen noch nichts zu sich genommen hatte. Das Würgen wollte nicht aufhören. Kalter Schweiß brach ihm aus. Er hatte das Gefühl, dass sich seine Eingeweide nach außen stülpten. Vor Schmerzen im Magen konnte er nicht mehr aufrechtstehen, sodass er auf die Knie sank. Als das Würgen nach einer halben Ewigkeit endlich aufhörte, ließ er sich vor Erschöpfung auf das Bett fallen. Seine Gedanken kreisten nur um eine Person: Elea. Er hatte bereits geahnt, dass ihre Liebe keine Zukunft hatte. Aber irgendwie hatte er in seinem tiefsten Innern noch einen Funken Hoffnung zurückbehalten, so absurd und vernunftwidrig es auch war. Nach Darrachs Enthüllung der eigentlichen Bedeutung ihrer Unberührtheit jedoch war die Hoffnungslosigkeit seiner Situation perfekt. Er durfte sie nie so lieben, wie er es gerne täte und sie durfte sich ihm nie hingeben, koste es, was es wolle. Darrach plante irgendetwas, was das Menschenvolk bedrohte. Das konnte er aus seinen Worten heraushören. Diese deuteten wiederum zweifelsfrei auf Eleas Bestimmung hin. Aber was genau, das wusste er nicht. Die Menschen interessierte ihn wenig. Aber wenn sie bedroht waren, dann war es auch Elea. Er wollte alle seine Gräueltaten wieder gutmachen - falls dies überhaupt möglich war -, indem er Elea vor Darrach in Sicherheit bringen würde. Und wenn er sie rettete, würde er vielleicht sogar das Menschenvolk retten. Roghans selbstsüchtiges Vorhaben und Eleas Missbrauch dafür kamen ihm im Vergleich zu Darrachs Plänen, die offensichtlich eine viel verhängnisvollere Tragweite als einen Krieg zwischen zwei Königreichen in sich bargen, geradezu lächerlich vor. Er richtete seinen Oberkörper auf und versuchte die Panik und Verzweiflung, die in ihm wüteten, in den Griff zu bekommen. Dann ging er zu der Waschschüssel voll Wasser und schüttete es sich über, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er entkleidete seinen Oberkörper und zog erneut eine frische, trockene Tunika an. Bevor er sein Schwert gürtete, zog er noch sein Kettenhemd über. Solange er Elea nicht sicher zu dem Drachen gebracht hätte, durfte er sein Leben nicht unnötigen Gefahren aussetzen. Dann nahm er seinen Umhang und begab sich eiligen Schrittes zum Stall. Er hatte an diesem letzten Tag in Moray noch viel zu erledigen. Er musste noch seine Taschen und Waffen packen und Jadora aufsuchen, um mit ihm die Ausrüstung und den Proviant zu zusammenzustellen. Zuallererst jedoch musste er Arok zu einem scharfen Ritt nötigen und sich einen eigenen Plan zur Rettung von Elea ersinnen. Vielleicht würde sich Finlays Teilnahme an der Suche letztendlich sogar als ein Glücksfall erweisen.
     

    In dem Moment, als Maél vor Darrachs Schreibtisch auf dem Boden zusammenbrach, war Elea noch in tiefem Schlaf versunken. Erst als der Vormittag bereits halb vorüber war, wurde sie nicht wie üblich von der tatkräftigen Hofdame geweckt, sondern von zwei Tauben, die lautstark mit ihren Schnäbeln gegen die Fensterscheibe pickten. Elea schlug die Augen auf. Sie drehte ihren Kopf in Richtung dieser störenden Geräuschquelle. Dabei fiel ihr Blick zunächst auf einen Stuhl, der ungewöhnlicherweise zwischen dem Bett und dem Fenster stand. Das Nächste, was sie erkannte, war eine Strähne schwarzer Haare, die auf dem Sitz lag. Mit einem Schlag war sie hellwach.
Maéls Haare!
Sie streckte ihren Arm aus, um nach der Strähne zu greifen, und roch daran. Es haftete sein unverkennbarer Geruch daran. Plötzlich kamen die Erinnerungen an die Ereignisse des Vorabends hoch. Allerdings empfand sie überhaupt keine panische Angst mehr und dachte auch nicht mehr mit Schrecken daran zurück. Sie war einfach nur froh darüber, dass es

Weitere Kostenlose Bücher