Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Behandle sie zuvorkommend. Dann kannst du sie vielleicht doch noch für dich gewinnen, erst recht, wenn du Finlay ausgeschaltet hast. Aber zwinge sie zu nichts. Sie muss, wie gesagt, sich dir freiwillig hingeben. Erst dann erlangst du die Kontrolle über den Drachen. - Wenn das Band geknüpft ist, wirst du auf der Hut sein müssen. Ihr werdet euch auf den Rückweg machen. Sie soll dem Drachen befehlen, euch zu folgen. Weiche ihr nie von der Seite. Solange du in ihrer Nähe bist, wird der Drache dich nicht angreifen können. Sobald ich das herausgefunden habe, auf dessen Spur ich gestoßen bin, nehme ich eure Verfolgung auf.“
„ Und du bist dir sicher, dass das mit der Übertragbarkeit der Kontrolle auf den Mann, dem sie sich hingibt, auch tatsächlich so eintreten wird?“, fragte Maél zögernd nach.
„ Ja, das bin ich. Das Wissen über die Beziehung zwischen Drachen und ihren Reitern und der daraus resultierenden Kräfte und Fähigkeiten habe ich Schriftrollen entnommen, die in tadellosem Zustand waren und deren Übersetzung leichter war als die der Schriftrollen, die den Krieg gegen Feringhor betreffen. Sie sind noch viel älter. Mindestens so alt wie dieser Stab. Aus ihnen habe ich erfahren, dass die Beziehung zwischen einem Drachen und einer Frau als Drachenreiterin äußerst selten und von besonderer Art ist. Es gab in der Vergangenheit fast immer nur Männer, die Drachen geritten haben. Wahrscheinlich wegen dieser Sache mit der Unberührtheit, die nur bei Frauen von Bedeutung ist. Die Gefahr, dass die Macht des Drachen und seiner Reiterin missbraucht wird, ist bei ihnen natürlich viel größer. Dies werden wir uns auch zu Nutzen machen.“ Darrach zeigte auf Eleas Stab. „Er hat mich auf die richtige Spur bezüglich Eleas Herkunft gebracht. Denn in ihm sind Schriftzeichen geschnitzt, die ich in diesen Schriftrollen gefunden habe. Es wird nicht mehr lange dauern, dann weiß ich über sie und über ihre Fähigkeiten Bescheid, die uns möglicherweise gefährlich werden könnten.“ Darrach blickte eindringlich in Maéls schwarzes und blaues Auge und berührte mit seiner Hand den Ring um seinen Hals. „Ich hoffe, du hast begriffen, wie wichtig die erfolgreiche Ausführung deines Auftrages für das Gelingen meines Vorhabens ist. Wenn du erst einmal die Gunst des Mädchens erlangt hast, dann wird es dir sicherlich auch nicht mehr schwerfallen, sie zu verführen, sodass du über sie und den Drachen gebieten kannst. Natürlich in meinem Sinne. Hast du mich verstanden?“ Der Ring fraß unaufhaltsam Stück für Stück Maels Körperwärme auf. Erneut erfasste ihn eine Kältestarre. Das Auge der Schlange leuchtete so intensiv, dass Darrachs Arbeitszimmer in einem grünen Lichtschein eingetaucht war. Maél bejahte mit kaum hörbarer Stimme und schmerzverzerrtem Gesicht. „Du wirst niemandem von meinem Betrug erzählen. Du wirst Finlay töten, wenn er und Elea sich zu nahe kommen. Du wirst Elea mit dem Drachen zurückbringen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“, drang Darrach in bedrohlichem Ton auf Maél ein.
Da Maél unfähig war, auch nur einen Laut zu artikulieren, blinzelte er seinem Peiniger zu. Er konnte kaum einen Finger bewegen und er war dem Ersticken nahe. Jäh ließ der Zauberer den Ring wieder los. Mael brach auf dem Boden zusammen und schnappte laut nach Luft, als ob er gerade eine lange Strecke unter Wasser getaucht wäre. Darrach ging wieder zurück zu seinem Stuhl und ließ sich deutlich erschöpft auf ihn nieder. Die Demonstration seiner Macht an Maél hatte seinen von tage- und nächtelangem Arbeiten geschwächten Körper sichtbar Kraft gekostet. Maél entging jedoch dieser Moment der Schwäche, da er immer noch gekrümmt am Boden lag und darauf wartete, seine Glieder wieder richtig bewegen zu können. Nach ein paar Augenblicken richtete Darrach erneut das Wort an ihn: „Ihr werdet morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen. Jadora und seine Männer werden zur Stelle sein. Heute Abend findest du dich in der Thronhalle zu einem Abschiedsessen ein. König Roghan wird nicht gerade bei bester Laune sein, wie du dir denken kannst. Er wird unter allen Umständen seinen Krieg gegen Eloghan führen, auch ohne Drachen. Allerdings hat er keinen Krieg an zwei Fronten geplant. Und ein solcher steht ihm möglicherweise bevor, falls er es nicht schafft, das Volk davon zu überzeugen, dass er mit Eleas Hilfe den Drachen beherrschen kann. Ich werde auch zugegen sein. Bei dieser Gelegenheit kannst du mir zeigen,
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