Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Ich werde dich in Sicherheit bringen. Darrach wird dir dann nie wieder weh tun können. Das verspreche ich dir.“ Er drückte sie etwas von sich, um ihr mit seinen Daumen zärtlich die Tränen von den Wangen wegzuwischen. Dann zog er vorsichtig Eleas Bluse etwas nach unten, während das Mädchen die Augen schloss. Maél musste die Luft anhalten, als er die riesige Brandblase sah, die aufgeplatzt war. Zum Teil blutendes Fleisch kam darunter zum Vorschein. „Ich werde Belana sagen, dass sie einen Heiler zu dir schicken soll. Ich muss jetzt gehen, sonst wundern sie sich, wo ich so lange bleibe.“ Elea nickte ihm verständnisvoll zu. Dann drückte er ihr noch zart seinen Mund auf ihre salzig-nassen Lippen. Zwei Herzschläge später war er bereits geräuschlos aus ihrem Zimmer verschwunden.
Elea setzte sich, immer noch den Stab in der Hand haltend, aufs Bett und ließ sich einfach nach hinten fallen. Sie hoffte, dass schnell heilkundige Hilfe kommen würde, um ihr Linderung zu verschaffen. Sie war zu allem bereit. Sie würde sogar Bilsenkrauttee trinken, wenn sie nur nicht mehr diese Schmerzen ertragen müsste.
Teil IV – Die Suche
Kapitel 1
Elea erwachte so früh wie noch nie, seit sie sich auf dem Schloss befand, und das, obwohl sie am Abend zuvor reichlich betäubenden Bilsenkrautsud getrunken hatte. Durch das dicke Fensterglas schimmerte noch nicht einmal das erste Licht des dämmernden Morgens. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Auf jeden Fall war es ein traumloser Schlaf, in dem sie den unerträglichen Schmerz nicht mehr hatte spüren müssen. In wachem Zustand ließ sie jedoch das unaufhörliche Pochen in ihrer verbrannten Haut erschaudern. Bei der geringsten Bewegung ihres Oberkörpers hatte sie das Gefühl, dass unzählige kleine Messer ihr ins verletzte Fleisch stachen. Dennoch beschloss sie, aufzustehen und sich ohne Belana reisefertig zu machen. Zuerst nahm sie noch einen Schluck von dem Betäubungstrank und stieg dann langsam – etwas schwankend - aus dem Bett. Ein frisches Feuer machen unterließ sie, da nur der Gedanke an Hitze Übelkeit in ihr hervorrief. Sie ging zum Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen. Ein frostiger Luftzug ließ ihr Gesicht erstarren und sorgte sogleich für eine Gänsehaut auf ihrer nackten Haut, die sie nun willkommen hieß. Die dünne Schneedecke vom Vortag war kaum noch zu sehen. Sie schloss wieder das Fenster und ging zu der Frisierkommode, auf die Belana am Abend zuvor ihre Kleider gelegt hatte. Während sie sich vorsichtig und immer wieder den Atem anhaltend ankleidete, ließ sie nochmals den Abend Revue passieren, nachdem Maél sie in ihrem Zimmer zurückgelassen hatte. Glücklicherweise hatte es nicht lange gedauert, bis Belana mit einem älteren, bereits ergrauten Mann auftauchte, den sie noch nicht kannte. Belana stellte ihn ihr als den Heiler vor, der sie bereits am Vorabend untersuchte, als sie alle mit ihrem todesähnlichen Schlaf in Angst und Schrecken versetzt hatte. Elea richtete schwerfällig und mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Oberkörper vom Bett auf, als die beiden das Zimmer betraten. Der Heiler nickte ihr freundlich zu, während Belana besorgt fragte, was ihr fehle. Elea war außer Stande, auch nur ein Wort zu sagen. Sie zog lediglich ganz vorsichtig das Hemd etwas hinunter, sodass sie die blutende Brandwunde sehen konnten. Beide zogen scharf die Luft ein. Der Heiler verschwand sofort wieder, um die nötigen Heilmittel zu besorgen, während Belana Elea mitfühlend betrachtete und ihr über das Haar streichelte. „Elea, Ihr braucht mir nichts zu erzählen. Darrach war mir schon immer ungeheuer. Aber dass in ihm eine so grausame Ader steckt, hätte ich niemals für möglich gehalten. Und dass Roghan ihn darin unterstützt, nur um seine größenwahnsinnigen Ziele zu verwirklichen, ist unerhört. – Kommt, ich helfe Euch beim Entkleiden und dann legt Ihr Euch ins Bett. Levian wird sicherlich Eure Schmerzen lindern können. Allerdings mache ich mir Sorgen, ob Ihr überhaupt reisetauglich seid. Die Reise wird eine Tortur für Euch werden.“ Die junge Frau nahm ihre ganze Kraft zusammen und beruhigte sie. „Belana, macht Euch darüber keine Sorgen. Ich bin schon mit ausgepeitschtem Rücken geritten, dann werde ich die nächsten Tage auch überstehen. Lieber halte ich diese Schmerzen aus und ertrage die Gegenwart Maéls, als einen Tag länger unter einem Dach mit Darrach zu verbringen.“ Belana
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