Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
die Erschöpfung anzusehen. Er konnte kaum noch gerade auf den Beinen stehen und sein Schwert hing schlaff in seiner Hand. Sein Atem ging schnell und im Gesicht und am Arm blutete er bereits. Maél hingegen machte einen so frischen und ausgeruhten Eindruck, als wäre er soeben aus einem erquickenden Schlaf erwacht.
„ Ich konnte dich nicht einfach so mit diesem brutalen Kerl gehen lassen. Ich musste irgendetwas unternehmen, es wenigstens versuchen, dich aus seinen Klauen zu befreien“, schrie er mit keuchender Stimme zu dem schwarzen Mann gewandt. Von Maél war ein kaltes Lachen zu hören. „Du hast gegen ihn keine Chance. Er wird dich töten. – Maél, ich flehe Euch an, lasst ihn gehen, bitte. Ich tue alles, was Ihr wollt, aber bitte tötet ihn nicht!“ Elea liefen dicke Tränen die Wangen hinunter. „Nein, Elea. Es ist zu spät. Ich werde nicht einfach aufgeben und wieder nach Hause reiten. Lieber sterbe ich - hier und jetzt!“
„ Ich muss zugeben, Kellen, auch wenn Ihr so töricht ward, zu glauben, Ihr könntet sie befreien, tapfer seid Ihr, das muss man Euch lassen. Also dann lasst uns den Kampf jetzt zu Ende bringen!“ Kellen hatte schon mit verzweifelten Stößen begonnen, Maél anzugreifen. Dieser lenkte gelangweilt seine Hiebe ab, als Elea plötzlich schreiend auf die beiden Männer zurannte. Für Maél hatte es den Anschein, als wollte sie sich zwischen sie in die Schwerter stürzen. Er musste schnell handeln. Mit einem brachialen Hieb parierte er die ihm entgegenkommende Klinge, sodass helle Funken im Dämmerlicht aufblitzten. Kellen konnte dieser unvermittelten Urgewalt nicht standhalten. Er flog durch die Luft und prallte einige Schritte entfernt auf die Erde. Kaum hatte Maél den jungen Mann – zumindest für einen Moment - außer Gefecht gesetzt, musste er Elea, die geradezu in einem Hechtsprung auf ihn zuflog mit einem Schlag von sich abwehren. Dabei schlug das Mädchen ebenfalls in einem hohen Bogen auf dem Boden auf. Elea rang nach Atem. Sie war mit voller Wucht auf die Brust gestürzt und hatte das Gefühl zu ersticken. Mit einem Mal waren näher kommende Schreie zu vernehmen. Als erstes erschien Jadora. Er war nicht weit von ihr entfernt. Einen Wimpernschlag später stieß bereits wieder Stahl an Stahl. Elea drehte rasch den Kopf zu den beiden Männern und richtete sich schwer atmend und torkelnd wieder auf. „Jadora, halte sie zurück!“, bellte Maél dem Hauptmann zu. Elea schaffte nur zwei wackelige Schritte, dann hatte der Krieger ihre Taille schon umschlungen. Sie versuchte sich aus seiner Umklammerung zu befreien, aber ohne Erfolg. Resigniert und laut schluchzend schaute sie den nur wenige Schritte von ihr entfernt kämpfenden Männern zu. Kellen ließ sich auf einmal erschöpft auf die Knie fallen. Maél hatte ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Er versperrte Elea die Sicht auf ihren Bruder. Sie sah nur noch wie dieser ausholte und zustieß. Der laute Aufschrei Kellens verschmolz mit ihrem markerschütternden Schrei. Elea schrie und schrie. Sie wurde immer hysterischer und fing wie wild in Jadoras Armen zu zappeln an. Dieser hatte sichtlich Mühe sie unter Kontrolle zu halten. Er versuchte, sie mit Worten zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Es war zwecklos. Maél stand über dem zusammengebrochenen Jungen und wischte seine blutverschmierte Klinge an dessen Tunika ab. Dann ging er zu dem ringenden Paar und gab Elea eine schallende Ohrfeige. Sie hörte unverzüglich auf zu schreien und blickte ihm hasserfüllt auf die Maske. „Ich hasse Euch. Ich hasse Euch, wie ich noch keinen Menschen gehasst habe. Dafür werde ich Euch töten. Ich werde nur noch dafür leben. Ich werde dafür sorgen, dass ihr keinen ruhigen Augenblick mehr in Eurem verfluchten Leben haben werdet“, schleuderte sie ihm schreiend mit Tränen überströmten Gesicht entgegen. „Ich zittere vor Angst.“
„ Und Eure Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit wird Euch noch zum Verhängnis werden. Das schwöre ich Euch!“ Eleas Schreien ging nun wieder in hemmungsloses Schluchzen über.
Sie liebt ihn. Ich wusste es. „Kommt Männer! Wir gehen zurück und brechen das Lager ab!“, gab Maél den Befehl und ging an Jadora und dem weinenden Mädchen vorbei. Elea war wie betäubt. Konnte jemand so kaltherzig sein? „Ihr könnt ihn doch nicht einfach so liegen lassen!“, rief sie ihm mit tränenerstickter Stimme hinterher. „Ich kann und ich werde. Wir haben keine Zeit ihn zu begraben“, antwortete er
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