Eleanor Rigby
Frau. Stell dir mal vor, was das für einen Eindruck macht, wenn du einen Typen mit nach Hause nimmst, und da steht so ein Neunzig-Zentimeter-Bett - wie bei einer Fünfzehnjährigen.«
Er hatte Recht — was hatte ich mir all die Jahre bloß dabei gedacht?
Ken sagte: »Dann suchen wir eben beides. Als Erstes das französische Bett. Haben Sie irgendwelche Wünsche?« »Nein.« Es ging alles so schnell.
»Wollen Sie lieber eine harte oder eine weiche Matratze?«
»Darüber hab ich noch nie nachgedacht.«
»Dann lassen Sie uns ein paar ausprobieren.«
»Mir ist jede Matratze recht. Eigentlich brauche ich gar keinen Verkäufer, und ...«
»Ich bin kein Verkäufer, ich bin Schlafberater. Und bevor Sie die Katze im Sack kaufen, fangen Sie mal mit dieser hier an.« Ken nahm ein Stück festes, durchsichtiges Plastik und legte es ans Fußende der Matratze. »Legen Sie sich hin. Das Plastik ist für Ihre Füße.«
Ich gehorchte, und Ken betrachtete mich nachdenklich. »Wie ich sehe, schlafen Sie links.« »Was?«
»Sie schlafen links. Beim Schlafen sind die Menschen genauso auf links oder rechts geprägt wie beim Schreiben oder beim Baseball. Ich schlafe meistens auf der rechten Seite.«
»Ist ja ganz was Neues.«
Ken bückte sich, um sich meinen Rücken anzuschauen. »Ohoh.«
»Was denn?«
»Genau wie ich dachte: Ihre Wirbelsäule ist instabil. Sie brauchen eine Matratze mit einer besseren Stützfunktion. Probieren Sie mal die da drüben aus.«
Eins muss ich Ken lassen - er war gut. Wie ein Flittchen wechselte ich von einer Matratze zur nächsten, während Jeremy sachdienliche Fragen stellte. Ich war noch nie mit jemand anderem als Mutter oder Leslie einkaufen gegangen. Es machte Spaß, und am Ende fand ich eine Kombination aus Bettgestell und Federkernmatratze, die in mir die Sehnsucht nach dem Einbruch der Nacht weckte.
»Und nun«, sagte Ken und schaute dabei Jeremy an, »schauen wir mal, was wir für Sie finden können. Irgendwelche besonderen Ansprüche?«
»Ich hätte gern etwas ziemlich Hohes, damit man leicht rein und raussteigen kann.«
»Ein junger Mann wie Sie?«
»Ich habe ... äh ... « Jeremy nannte das Monstrum nur ungern beim Namen. Ich sagte: »MS.«
Jeremy fügte hinzu: »Manchmal fällt mir das Aufstehen etwas schwer.«
Es war, als hätten wir in Kens Innerem eine Glühbirne eingeschaltet. »MS? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Mein Schwager hat es auch. Eine grauenhafte Krankheit.«
Ich fand das unhöflich, aber Jeremy machte es nichts aus. »Das können Sie laut sagen!«
Ken sagte: »Wie heißen Sie?«
»Jeremy.«
»Jeremy, wir werden die perfekte Schlaflösung für Sie finden.«
Wir steuerten auf die Schlafsofas zu, die sich seit den Sechzigern, als ich noch bei meiner Großmutter übernachtete, designmäßig sehr weiterentwickelt haben.
Als es ans Bezahlen ging, rechnete Ken ein bisschen herum und fragte dann: »Liz, möchten Sie lieber dreißig Prozent Preisnachlass auf Ihr Bett und die Matratze oder einen Gratis-Fernseher mit einem Fünfzig-Zentimeter-Bildschirm?«
»Sehr witzig.«
»Nein, im Ernst.«
»Einen Gratis-Fernseher?«
Er winkte Jeremy und mich näher zu sich heran. »Passen Sie auf. In ein paar Tagen bin ich hier weg, daher kann ich es Ihnen sagen. Da sich Matratzenhersteller derzeit einen Kampf auf Leben und Tod liefern, gibt es die abenteuerlichsten Lockangebote.«
»Aber ein Fernseher?«
»Überlegen Sie doch mal, woraus die Matratzen bestehen aus nichts als Luft. Sie sind wie Popcorn im Kino. Die Herstellung kostet ungefähr achtzehn Cent. Es werden sogar immer noch die gleichen Maschinen benutzt wie in den fünfziger Jahren. Das ist alles ein großer Schwindel.«
Ich sagte, dass ich das noch nie so gesehen hatte.
»Das glaube ich gern. Und, Jeremy, möchten Sie zu Ihrem Schlafsofa einen Gasgrill?«
Jeremy sagte: »Mensch, Ken - mit einem Gasgrill wäre mein Leben praktisch vollkommen.«
»Schlauberger. Aber Sie bekommen ihn so oder so. Wie war's mit einem Job - haben Sie einen?«
»Nein.«
»Gut. Sie können gleich anfangen. Spielen Sie Ihre MS ordentlich hoch. Haben Sie einen Rollstuhl?« »Ja.«
»Gut. Damit steigt Ihr Umsatz um fünfundzwanzig Prozent.« »Wirklich?«
»O ja. Der Mitleidsfaktor. Sie können Ihre Lage nicht ändern, also können Sie sie sich ebenso gut zunutze machen.« . Ich war empört, aber fasziniert.
Jeremy fragte: »Wie viele MS-Kranke braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln?«
Ken wusste es
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