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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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ihnen anzufreunden, Verwandte, über die in all den Jahren nur wenig gesprochen wurde und die sie in ihrem Leben nur selten gesehen haben. Ich wette, Mom und Dad haben So-und-so nie eine Chance gegeben. Ich werde diejenige sein, die seine verborgenen Vorzüge ans Tageslicht bringt und den Mumm hat, die Familie enger zusammenzuführen.
    Dann stellt sich heraus, dass die neu entdeckten Tanten, Onkel und Cousins genauso sind wie unsere Eltern und Geschwister, nur lustiger, charmanter und nicht so streng. Sie geben uns das Gefühl, erwachsen zu sein.
    Doch die Jahre vergehen, und mit ihnen schwindet die Unbefangenheit gegenüber den wiedergefundenen Verwandten und das Vertrauen zu ihnen. Unangenehme Eigenheiten treten zutage, und man gerät immer öfter aneinander. Es ist gut möglich, dass man sich in seine Mutter oder seinen Vater verwandelt genau die Menschen, denen die Verwandten Heber aus dem Weg gegangen sind. Bald ist alles total verkorkst, was in Ordnung ist, denn Familien sind nun mal verkorkst.
    Ich erwähne das, weil es mit Jeremy auch so angefangen hat. Er war ein Verwandter, der ganz weit weg wohnte und über den man nicht sprach. Und eines Nachmittags stand er vor meiner Tür. Natürlich hatte ich ihn mir als witzigen, intelligenten, wunderbaren Menschen gewünscht. Jeremy jedoch muss man zugute halten, dass er nie versuchte, in nur ein Muster an Vollkommenheit zu sehen. Was vermutlich der Grund ist, weshalb ich ihn so gern hatte. Immerhin hatte er mir die ganze Zeit vor unserer ersten Begegnung ... nicht unbedingt nachspioniert, aber doch ein Auge auf mich gehabt. Mein Leben hätte ihn ohnehin nicht überraschen können.
    Als ich am ersten Morgen, den Jeremy bei mir verbrachte, aufwachte, lag Frühstücksduft in der Luft. Ich setzte mich kerzengerade auf: Wie Ranken schlängelte sich der Geruch von Eiern, Butter, Salz und Ol sowie ein Hauch von Schnittlauch unter meiner Schlafzimmertür durch. Ich warf meinen Frotteebademantel über und steckte den Kopf in den Flur zur Küche. Jeremy, frisch wie ein Gap-Verkäufer, fragte: »Möchtest du deine Omelettes fest oder baveuse?«
    »Was heißt baveuse?«
    »Flüssig.«
    »Baveuse, bitte.«
    In meinem Badezimmerspiegel sahen meine Wangen nur noch leicht gelblich verfärbt aus, und die Schwellung war zurückgegangen, wenn nicht ganz weg. Und es war noch jemand in meiner Wohnung. Und machte Omelettes. Er gehörte zur Familie, aber er ... Noch nie hatte jemand eine Nacht in meiner Wohnung verbracht. Ich begann mir Gedanken um so handfeste Dinge wie das Badezimmer zu machen. Ob es negative Signale aussandte? Nicht aufgrund solcher Nebensächlichkeiten wie der Kosmetik- und Hygieneartikel. Ich fragte mich, ob es wie das Badezimmer eines richtigen Menschen wirkte oder nicht. Skurrile Deko-Objekte finde ich peinlich; angesichts getrockneter Seesterne und Schwämme mache ich mir Sorgen um das Überleben dieser Gattungen; ganz in Weiß gekachelte Badezimmer erinnern mich an den Waschraum der italienischen Jugendherberge.
    Ich inspizierte den Raum sowohl auf architektonische als auch auf organische Mängel. Unangenehme Gerüche? Flecken? Verfärbungen? Ideenlosigkeit?
    Als ich schließlich in die Küche trat, sagte Jeremy: »Der Morgen ist für mich die beste Zeit. Mein Körper spielt selten schon vor dem Nachmittag verrückt, daher versuche ich, alles, wozu ich in der Lage bin, so schnell wie möglich zu erledigen.«
    »Du hättest aber kein Frühstück machen müssen.«
    »Es hat mir immer Sicherheit gegeben, mich nützlich zu machen.«
    »Geht mir genauso.«
    »Ehrlich?« Er klappte eine Schicht blaßgelber Eimasse über die andere. Offenbar hatte er noch zusätzlich Eischnee unter die Mixtur gehoben.
    Ich sagte: »Wenn ich nichts zum Gemeinwohl beitrage, fürchte ich immer, dass ich mitten in der Nacht abgeholt werde und meine Wohnung, mein Job und mein Bankkonto Leuten zufallen, die all das eher verdienen als ich.«
    »Wie lange denkst du schon so?«
    »Das ist kein Gedanke, sondern ein Gefühl. Seit ich denken kann.«
    Er reichte mir das Omelette, das dick wie ein Pfannkuchen und gleichzeitig voller Luft war. Es fiel in sich zusammen, als ich mit der Gabel hineinstach.
    Jeremy fragte, ob mir meine Arbeit gefalle.
    »Ich finde, Großunternehmen sind wie Blaskapellen. Du kennst doch das Geheimnis von Blaskapellen, oder?«
    »Nein. Worin besteht es denn?«
    »Selbst wenn die Hälfte der Kapelle falsch spielt, klingt es immer noch irgendwie wie Musik. Das Vermögen,

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