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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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aufgefordert wird, so viele Gegenstände wie möglich zu finden.
    »Sie halten mich bestimmt für ein herzloses Monster. Aber das bin ich nicht.«
    »Habe ich das etwa behauptet?«
    Zu meiner Überraschung rauchte Jane auch, also zündeten wir uns eine an.
    »Allerdings hätte ich auch nicht gedacht, dass Sie jemand sind, der Ghettoblaster vom Balkon schmeißt.«
    »Das war ein tolles Gefühl.«
    Eine Möwe landete nicht weit von uns entfernt auf dem Geländer. Als sie sich überzeugt hatte, dass wir nichts zu fressen dabei hatten, flog sie davon.
    »Haben Sie schon mal eine seiner Visionen miterlebt?« »Ja.«
    »Da läuft es mir immer kalt den Rücken herunter.«
    »Ich finde sie interessant. Sie sind wie Gedichte.«
    »Vor drei Tagen hat er mir erzählt, der Himmel würde verlöschen. Nicht wie bei einer Sonnenfinsternis, sondern vielmehr — puff! - wie eine Glühbirne. Gespenstisch.«
    »Vielleicht verbirgt sich etwas anderes dahinter. Vielleicht muss man sich, gerade weil sie oberflächlich betrachtet so unsinnig erscheinen, eingehender damit beschäftigen.«
    »Nein. Mir sind sie einfach nur unheimlich. Vor einer Woche hat er mir erzählt, er hätte eine Vision gehabt, in der ein ehemaliges Pärchen sich auf der Straße trifft. Sie haben eine unschöne Trennung hinter sich, und als Strafe setzen sie jedes Mal, wenn sie sich sehen, ein bisschen Rost an, wie Roboter. Am Ende rosten sie komplett ein, während sie voreinander stehen. Ich meine, was zum Teufel soll das?«
    »Das ist schön. Irgendwie.«
    »Und noch was. Er hat mir gesagt, dass Bürogebäude einstürzen würden. Wenn man dann den Schutt durchsuchen würde, wären die Menschen, die man darin fände, zu Diamanten gepresst.«
    »Das ist schön.«
    Sie seufzte. »Hat er Sie schon mal dazu verleitet, irgendwas Verrücktes anzustellen?« »Zum Beispiel?«
    »Das kann bei ihm alles Mögliche sein — auf Bäume klettern, um nach Münzen zu suchen, ein riesiges Loch graben und es mit Ballons füllen - um nur zwei Beispiele zu nennen.«
    »Er hat mich dazu gebracht, am hellichten Tag auf allen vieren den Highway entlangzukriechen.«
    »Hab ich's doch gesagt.«
    Ich fragte Jane, was ihr an Jeremys Visionen so auf die Nerven ging.
    »Die Tatsache, dass ich sie nicht einfach als Träume abtun kann. Das, was ihn da heimsucht, sind richtige Visionen.« »Und?«
    Offenbar lag Jane dieser Punkt so sehr am Herzen, dass sie sich unbedingt richtig ausdrücken wollte. »Die Sache ist die: Ich glaube an gar nichts. Aber wie soll ich mir dann seine Visionen erklären? Er lässt mich an meinen Zweifeln zweifeln.« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Diesen ganzen religiösen Mumpitz haben ihm seine Pflegefamilien eingetrichtert. Ich dachte, ich könnte ihn wieder in Ordnung bringen, aber ich hab keine Chance.«
    Ich schwieg. Auch wenn ich noch nie eine Beziehung gehabt habe, weiß ich doch, dass es keinen Zweck hat, an jemandem herumzudoktern. Wir besprachen lieber die Symptome von Jeremys Krankheit. Jane tat fast so, als würde ich ein Haustier bei mir aufnehmen. »Bei Hitze wird ihm ganz schwummerig, also keine heißen Bäder. Ich habe im Internet so eine Art Weste gefunden, die ihn abkühlt. Wenn Sie noch keine Klimaanlage haben, schaffen Sie sich eine an. Außerdem: kein Weizen. Davon bekommt er furchtbare Darmprobleme.«
    Das Leben mit Jeremy würde ein schwieriges Unterfangen sein. »Gibt es von seinen Familien niemanden, der ihn unterstützt?«
    »Seine sogenannten Familien sollten Sie besser nicht kennenlernen. Die haben alle einen Dachschaden. Sie pumpen einen höchstens um Geld an und klauen einem dann das Portemonnaie, wenn man nicht aufpasst.«
    Das war mir einerlei. Mein Entschluss, ihn in mein Leben zu lassen, war wie ein erster Kuss.
    Wir schleppten Jeremys Sachen nach unten. Alles, was schwer war, trug ich. Im Wagen fragte ich Jeremy, woher er so viel über Matratzen wusste.
    »Das hab ich mir einfach ausgedacht.«

~34~
    Zu Hause hatte ich zehn neue Nachrichten, ein persönlicher Rekord, aber andererseits stammten sie alle von meiner Familie.
    Jeremy war erschöpft. »Lass uns einfach die News gucken und ein bisschen abhängen — und dann können wir vielleicht Entscheidungen treffen.«
    »Grandiose Idee.«
    Und so schauten wir zusammen die Sechs-Uhr-News. Es war schön, etwas Langweiliges mit jemand anderem zusammen zu tun. Normalerweise schenke ich mir die Fernsehnachrichten, denn der Sonnenuntergang war für mich schon immer schwer zu ertragen — das

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