Electrica Lord des Lichts
war so stark, dann wieder hilflos und schwach in seinen Armen. Er hatte ihr versprochen, alles würde gut werden und nichts in der Welt sollte ihn davon abhalten.
Er lenkte den Wagen in eine abgelegene Seitenstraße, an deren Ende Luthias Anwesen hinter hohen Mauern verborgen lag. Bis hierher reichte das Netz aus Gaslaternen nicht. Die Straße lag dunkel vor ihm. Wenigstens hatte der Regen nachgelassen. Wenn Cayden die nächsten achtzig Jahre in Lochdon leben wollte, galt es vorher, seinen Ruf wiederherzustellen. Nicht nur, um weiterhin mit dem König Geschäfte machen zu können, sondern auch, um das Nest von Luthias auszuheben, damit die verwirrten Gestalten keinen weiteren Schaden in Londons Armenvierteln anrichten konnten. Außerdem wollte er den Verdacht in Bezug auf den Mord an Lilian ausräumen.
Blacks Tod hingegen war irrelevant, da es keine offiziellen Sheriffs in Englands Außenbezirken gab. Niemand würde einen Söldner vermissen. Sogar in den meisten Gebieten Londons herrschte noch das System von lokal organisierten Polizeitruppen, welches sich zunehmend als ineffizient für eine ständig wachsende Metropole erwies. Die erste nichtparamilitärische Polizeibehörde der Welt gründete sich im Herzen Londons, steckte aber noch in den Kinderschuhen.
Cayden betrat durch einen Seiteneingang das Herrenhaus. Ohne zu zögern, stieg er die Stufen zu den Katakombenhinab. Im oberen Teil des Hauses brauchte er nicht zu suchen. Luthias Regenerierung war noch nicht vollendet gewesen, sodass dieser dem unbedingten Schutz in den Tiefen seiner Gewölbe bedurft hatte. Außerdem zog es seinen Mentor von jeher vor, seinen speziellen Vorlieben in Kellerlöchern nachzugehen.
Im Gang stieß Cayden auf den ersten Seelenlosen. Orientierungslos lief das willenlose Wesen herum und steuerte auf Cayden zu. Dem mentalen Band zu ihrem Meister beraubt, waren Luthias‘ Geschöpfe nichts weiter als instinktgesteuerte, wandelnde Leichen. Einzig aus diesem Grund hob die Kreatur ihr Schwert und lief taumelnd auf Cayden zu. Angelockt von den unartikulierten Lauten ihres Gleichgesinnten tauchten bald die nächsten Wandler hinter einer Biegung auf. Einer Horde Betrunkener gleich torkelten sie auf Cayden zu, die toten Augen wie Blinde ins Nichts gerichtet. Dabei schlugen sie wild mit ihren Schwertern um sich, trafen klirrend das Mauerwerk oder den Kopf ihres Nebenmannes. Inmitten des Durcheinanders metzelten sich einige von ihnen gegenseitig nieder, ohne es zu merken.
Im Tempo eines Spaziergängers zog Cayden eine blutige Schneise durch die Untoten. Gellende Schreie erfüllten den Gang. Sein Schwert surrte durch die Luft und hieb kahle Schädel von ihren Schultern. Gleichzeitig parierte er Hiebe, die mehr zufällig auf ihn zu treffen drohten. Er riss ihnen die Schwerter aus der Hand und brach ihnen mit schnellen Bewegungen die Genicke, als handelte es sich um Hühnerhälse. Jeglicher Entscheidungsfähigkeit beraubt kam keine der Kreaturen auf die Idee, die Flucht zu ergreifen, sodass hinter ihm bald Leichen den staubigen Boden pflasterten.
Der kauzige, alte Mann erwartete Cayden im Höhlensalon. Kaum größer als ein Kind reichte die mit Glasgefäßen verschiedener Formen und Inhalte überfüllte Arbeitsfläche hinter ihm kaum bis an seine Brust. Mit geweiteten Augen starrte er unter einer wirren, schlohweißen Mähne dem Eindringling entgegen. Wie eine Waffe hielt er ein Reagenzglas mit einer dampfenden Flüssigkeit in der Hand. Dabei wirkte er mit seinem verwitterten Gesicht so verbissen wie ein Waldgeist. Anscheinend hatte er nicht vor, sich kampflos zu ergeben.
Cayden trat näher und unterdrückte den Drang, vor dem Alten in die Hocke zu gehen, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.
„Was wollt Ihr hier?“, kreischte der Alte.
Über seinen Verstand verfügte der Mann noch. Anscheinend hatte Luthias in ihm einen ergebenen Diener gefunden und es nicht für nötig gehalten, ihn zu manipulieren. Verständlich. In dieser Umgebung konnte sich ein verdrehtes Forschergehirn nach Belieben austoben. Die Herzpfropfen der Seelenlosen waren sicher seine Idee.
„Euch mitteilen, dass Ihr Euren Arbeitsplatz verloren habt und Euren Wissensgeist wieder sinnvolleren Gebieten widmen könnt.“
„Ihr maßt Euch an, mir im Haus des Barons Befehle zu erteilen? Ich bin Doktor Salius, sein Medikus. Meine Dienste werden stets benötigt.“ Mit geschwollener Brust baute sich der kleine Mann auf.
„Ihr werdet einen neuen Wirkungsbereich finden, davon bin
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