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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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die Lippen.
    „Das Beste ist, wir verbrennen ihn und streuen die Asche in den Wind“, schlug er vor.
    Da war es wieder. Beinahe hätte sie gelächelt, doch sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er wirkte verändert, befreit. Sie nickte und fragte sich, welche Eigenschaften denn nun den wahren Cayden zeigten. Erfahren würde sie das vermutlich nicht mehr.
    Ein heftiger Knall brachte augenblicklich die Welt zum Verstummen. Der Boden erbebte, schien ein Eigenleben zu entwickeln wie eine Kutsche, in der sie stehend einen holprigen Abhang hinunterraste. Halt suchend wirbelten ihre Arme durch die Luft. Doch die Erschütterung war zu kraftvoll. Ihre Beine knickten ein wie Streichhölzer. Sie fiel hintenüber.
    Ehe sie auf dem Boden aufschlug, war Cayden bei ihr, griff um ihre Taille und zog sie in eine Ecke. Fest an sich gedrückt hielt er sie in der einen und rammte mit der anderen Hand sein Schwert in den Boden, um Halt zu gewinnen. Durch das zerstörte Dach regnete eine Flut von Glassplittern, herausgelöstem Mauerwerk und Holzplanken. Die prächtigen Ballons waren mitsamt dem Himmel verschwunden. Das Heck des Luftschiffes presste sich ächzend durch das Dach, sauste herab und begrub Luthias Leiche mit ohrenbetäubendem Getöse.
    Ein Teil des Mastes krachte in die bereits zischende Schaltwand und zerstörte das säulenartige Hufeisengebilde. Sue hob ihren Arm vor den Kopf. Babu und Waloja erreichten sie gerade rechtzeitig, bevor alle Lichter erloschen. Statt der erwarteten Dunkelheit züngelten die ersten Flammen auf, wurden genährt von herabfallenden Holzteilen, bis sie in Windeseile mannshoch aufloderten. Beißender Qualm zog zu ihnen herüber.
    „Raus hier! Schnell!“ Cayden zog sie zur Tür.
    Hustend rannte sie neben ihm die Treppe hinunter, wobei sie manchmal nicht sicher war, ob ihre Füße überhaupt den Boden berührten, denn Cayden hielt sich nach wie vor dicht an seinen Körper gepresst.
    Draußen angekommen hob er sie auf die Arme und erreichte mit ihr einen Hügel in vermeintlich sicherer Entfernung. Dort stellte er sie ab, sagte etwas Unverständliches und verschwand wieder im Schloss.
    Ihre Augen brannten vom Rauch. Ein lautes Pfeifen hallte durch ihre Ohren. Immer wieder musste sie husten. Sie sackte in die Hocke und starrte zum brennenden Turm hinauf. Cayden tauchte mit den Zigeunern im Schlepptau wieder auf.
    Ehe sie sich versah, hatte er sie in die Arme gezogen. Wortlos schmiegte sie sich an seine Brust, den Blick auf das Meer gerichtet. Sue musste erst blinzeln, um sicherzustellen, dass dort unten tatsächlich ein Schiff vor Anker lag. Cayden beantwortete ihren fragenden Blick mit einem Kopfschütteln.
    „Unglaublich“, sagte er sichtlich überrascht.
    Babu trat neben sie. „Die Fregatte von Captain Smith.“
    Sue bemerkte Babus Seitenblick. Anscheinend glaubte sie, zu viel gesagt zu haben. Doch Sue war durchaus bewusst, dass sich nahezu jeder in Lochdon von Schmugglern beliefern ließ, sofern ihm die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung standen. Einige Kaufleute priesen sogar geschmuggelte Ware im Dorf an.
    Im nächsten Moment erschienen weiter unten die mit bunten Tüchern bedeckten Köpfe der Seeleute. Cayden löste sich von ihr, um ihnen entgegenzugehen. Captain Smith näherte sich mit grinsender Miene. Im Schein der Fackel in seiner Hand blitzten eine Reihe goldener Backenzähne.
    „Hach, hat mich mein komisches Gefühl in den Eingeweiden also nicht getäuscht. Verzeiht die Sache mit Eurem Turm.“ Mit einem entschuldigenden Nicken deutete Smith auf die Flammenkrone des ehemaligen Turms.
    Cayden zuckte mit den Achseln. „Was dort brennt, soll brennen. Alles andere ist ersetzbar.“
    Smith lachte laut auf und schielte zu Sue herüber. „Wie ich sehe, habt Ihr das Wichtigste in Sicherheit gebracht.“
    Sue erwiderte den Gruß verhalten. Sie senkte den Blick, weil sie Caydens Antwort fürchtete.
    „In der Tat, Captain. Das habe ich“, erwiderte Cayden.
    „Ich hoffe, das Feuer springt nicht auf den Rest Eures Anwesens über. Wäre schade drum“, bekundete Smith mit einembetroffenen Gesichtsausdruck.
    Cayden hielt eine Hand mit der Innenseite nach oben. „Dank unseres guten schottischen Wetters wird es wohl nicht dazu kommen.“
    Verblüfft bemerkte Sue erst jetzt die ersten Regentropfen. Für gewöhnlich würde daraus in den nächsten Minuten ein kräftiger Schauer werden, der das Feuer im Turm löschte. Sie konnte nicht umhin, erleichtert zu sein.
    „Nur einem Gefühl

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