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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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wacher Verstand gepaart mit einer unbedarften Natur, ihre stolze Art aufzutreten, selbst wenn sie einfache Gewänder trug, ihre Augen, die den Himmel in sich trugen. Seine vergessen geglaubte menschliche Seite erwachte in ihrer Gegenwart zu neuem Leben. Auch wenn er diesen Teil von sich längst nicht mehr vermisste, gefiel ihm, was sie in ihm auslöste. Es erinnerte ihn an das Gefühl, als sein Herz noch mehr zustande brachte, als Blut durch seine Adern zu pumpen.
    Er hatte ihre Botschaft gelesen, fand ihr Wortspiel unterhaltsam, doch änderte das nichts an seiner Entscheidung. Er hatte nichts mit Lochdon zu schaffen und wollte auch in Zukunft nichts daran ändern.
    Allein die Erinnerung an ihre seidenweiche Haut drohte seine selbst auferlegte Beherrschung zu zerstören. Sie war das Gegenteil der dunkelhäutigen Babu, deren Miene stets von einer düsteren Wolke umgeben war. Er wusste, sie litt unter der ungewohnten Sesshaftigkeit. Die Hintergründe waren ihm zwar bekannt, entzogen sich aber seinem Aufmerksamkeitsbereich.
    Dagegen war Sue ein reines Licht. Verstört und schmutzig hatte sie dagestanden, das strohblonde Haar schlammbespritzt, erschien Cayden vom ersten Moment an wie eine Offenbarung. Ihre gelösten Locken waren schmeichelnd auf zart gebräunte Schultern gefallen, bildeten dort einen ungewöhnlichen Kontrast. Das sah man selten. Die Damen der oberen Gesellschaftsschicht achteten peinlichst auf ihre blütenweiße Haut. Gebräunte Haut galt als Zeichen für Armut, für Menschen, denen es nicht zur Wahl stand, sich draußen aufzuhalten oder nicht. Dienstvolk, Bauern und besonders Zigeuner. Sue strahlte hingegen heller als manch gepuderter Teint, unter dem sich nicht selten eine müde, graue Haut verbarg. Er schmunzelte oft über die seltsamen Auswirkungen des Modediktats. Seine Haut war bleich wie der Mondschein. Niemandem fiel auf, dass nur Blut durch seine Adern floss, wenn er es sich von einem der ihren genommen hatte. Sein Appetit steigerte sich. Ein leises Knurren rollte seine Kehle hinauf.
    Erschrocken fuhr Babu herum. Weiß traten die Knochen ihrer Finger hervor, weil sie den Staubwedel instinktiv wie eine Waffe umfasste. In ihren Augen glomm Furcht auf, ließ deutlich erkennen, dass sie ahnte, einem Lord zu dienen, der mehr war, als er vorzugeben schien. Ihre Reaktion verwunderte Cayden nicht selten. Diese menschliche Eigenart, Gefahren intuitiv zu entlarven, sich aber dennoch in sie zu begeben. Gleichermaßen amüsierte ihn dieses sinnlose Aufbegehren. Selbst mit einem Schwert in der Hand hätte die Frau nicht das Geringste gegen ihn ausrichten können.
    „Sir?“ Ihre Stimme klang betont pflichtbewusst.
    Cayden ging an Babu vorbei, um sich ein Glas von der Anrichte zu nehmen. „In einigen Tagen werde ich für eine Weile verreisen.“ Er goss Wein ein und nahm einen Schluck. Über den Glasrand beobachtete er, wie sie reglos auf seine Anweisungen wartete. Er verreiste oft, doch bisher hatte er das nicht angekündigt.
    „Achte darauf, dass es der Lady an nichts mangelt.“
    „Natürlich, Sir.“
    Babu machte sich daran, Lappen und Eimer zu greifen. Mit einem Nicken entließ er die Zigeunerin. Kurz darauf huschte sie durch die Tür. An ihrer unterschwelligen Furcht würde er nichts ändern können, zumal sie sich über den Grund vermutlich nicht im Klaren war. Doch er konnte sich auf sie verlassen. Seit Jahren waren die beiden Zigeuner ihm treu ergeben, weil er ihnen Zuflucht im Schloss gewährte. Sobald ihre Angehörigen aus dem Gefängnis entlassen würden, würden sie sich wieder ihrer Sippe anschließen und fortziehen.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Kapitel 7
    „T
ot! Tot! Tot!“ Sean sprang aufgeregt von einem Bein auf das andere wie ein übergroßer Hampelmann, an dessen Zugschnur jemand unaufhörlich herumreißt.
    „Beruhige dich, Sean. Ich bin bei dir, alles ist gut“, versuchte Cayden, seinen Schützling zu beruhigen.
    Aus Erfahrung wusste er, dass schon der Anblick eines toten Tieres im Wald ihn aus der Fassung bringen konnte. Sean kannte nur wenige Worte, doch diese wusste er auf eindrucksvolle Weise zu äußern.
    „Nein ... nicht gut ... nein“, rief Sean und fing an, auf und ab zu laufen.
    Dabei wippte sein Oberkörper so stark vor und zurück, dass Cayden befürchtete, er würde mit dem Kopf auf eine der steinernen Anrichten in der Werkstatt aufstoßen. In diesem Zustand waren Caydens mentale Fähigkeiten nutzlos, weil er den

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