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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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sollte Abhilfe schaffen“, sagte Babu und hielt ihr eine dampfende Schale hin.
    Der Geruch von deftigem Eintopf ließ Sues Magen rebellieren. Die Kopfschmerzen steigerten sich zu einem wilden Pochen.
    „Ihr müsst dagegen ankämpfen. Esst und es wird Euch bald besser gehen.“ Resolut drückte Babu ihr den Napf in die Hände. „Danach solltet Ihr Euch ankleiden. Der Lord erwartet Euch im Herrensalon.“ Mit finsterer Miene blickte sie prüfend an Sue herab.
    Meine Güte. Sie war nackt. In Windeseile bedeckte sie mit dem Laken ihre Blöße. Ihr Unterkleid ... Cayden hatte es zerrissen. Erinnerungsfetzen fluteten an ihrem inneren Auge vorbei und lösten unwillkürlich wohlige Schauder aus. Die aufsteigende Schamröte ließ ihre Ohren heiß werden. Sicherlich hatte sie bereits rote Flecken auf ihrem Gesicht. Sie unterdrückte diese unredlichen Gefühle und versuchte, die Kontrolle über ihren verräterischen Körper zu gewinnen. Sofort meldete sich ihr Gewissen. Was hatte sie nur getan? Sie war betrunken gewesen und hatte sich zutiefst liederlich verhalten. Gleichermaßen hatte der Lord ihre hoffnungslose Lage schamlos ausgenutzt. Wie ein Mahnmal tauchte das Bild von Caydens nackter Brust vor ihr auf und schickte ein warmes Prickeln durch ihren Leib. Sue stieß den Atem aus und schlug sich die Hand vor den Mund. Babu blickte kurz auf und machte sich weiter am Kamin zu schaffen. Sue presste die Lippen aufeinander und hätte am liebsten aufgeschrien. Um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen, und vor allem zur Ablenkung, löffelte sie hastig ein paar Bissen Eintopf in sich hinein. Die warme Mahlzeit beruhigte ihren Magen, sogar die Kopfschmerzen ließen nach. Die Zigeunerin schien zu wissen, wovon sie sprach, denn Sue hatte keine Erfahrungen mit dem Alkoholrausch. Sie hatte auch keine Erfahrungen mit all den anderen Dingen gehabt, die vergangene Nacht geschehen waren. War ihre Lage bereits aussichtslos, als sie hierhergekommen war, hatte sie nun auch noch ihr wertvollstes Gut verloren. Ihre Jungfräulichkeit. Sie fuhr sich durch das Haar. Niemand musste davon erfahren, doch sie bezweifelte ernsthaft, dass sie darauf Einfluss hatte. Kein Mädchen verschwand aus dem Dorf und tauchtenach Tagen unbehelligt wieder auf. Das klang selbst für sie recht unglaubwürdig, zumal sie sich auf dem geheimnisumwobenen Duart Castle befand. Im Moment fühlte sie sich so orientierungslos, dass sie nicht mal genau wusste, wie lange sie schon im Schloss war. War es Tag oder Nacht? Verflixt. Ohne Fenster ließ sich das kaum feststellen.
    Babu räumte ein paar Kleidungsstücke vom Boden auf und klemmte sie sich als Wust unter den Arm.
    „Wo sind meine eigenen Kleider?“
    Babu blickte nachdenklich auf das Bündel in ihrem Arm, als glaubte sie, sie darunter zu entdecken. „Ich habe vor, sie zu verbrennen, doch wenn Ihr wünscht, wasche ich sie.“
    „Aber dabei kann ich dir doch helfen“, bot Sue an und sprang in ihre Laken gewickelt aus dem Bett. „Auch andere Arbeiten kann ich verrichten. So mache ich mich wenigstens ein bisschen nützlich während meines Aufenthalts.“
    „Es gibt keine Arbeiten. Mein Tagwerk habe ich bereits verrichtet.“ Babu musterte sie mit einem seltsamen Blick. „Es ist Abend, Lady Beaton.“
    „Abend?“, hauchte Sue verunsichert. „Ich habe den ganzen Tag verschlafen?“
    Babu nickte. Wie vom Donner gerührt starrte sie die Frau an. Ihr wurde kalt. Die Härchen an ihren Armen richteten sich auf. Das war ungeheuerlich. Nur Säuglinge und Kranke schliefen bei Tag. Anscheinend geriet ihr ganzes Leben außer Kontrolle. Sie musste dem ein Ende setzen, zurückkehren ins Dorf und alles daransetzen, die Geschehnisse um den Tod ihrer Tante und ihres eigenen Verschwindens aufzuklären.
    „Lass bitte meine Kleider hier. Ich denke, ich habe die Gastfreundschaft des Lords zur Genüge in Anspruch genommen.“
    „Gastfreundschaft?“ Babu schnaubte. „Es gibt keine Gäste auf Duart Castle.“
    „Was meinst du damit?“
    Eine Weile beäugte Babu sie mit gerunzelter Stirn, schien abzuwägen, ob sie sich ihr gegenüber weiterhin verhalten zeigen sollte oder dem Drang, sich mitzuteilen, nachgeben wollte. „Dies ist ein Ort der Zuflucht.“
    „So könnte man es betrachten“, erwiderte Sue reuig.
    Zuflucht hatte etwas mit Barmherzigkeit oder Nächstenliebe zu tun, aber sicher nichts mit dem, was vergangene Nacht geschehen war. Unbehaglich rieb Sue mit der Hand über den Hals, wo sie normalerweise ihre Kette fand. Doch

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