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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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erforderten eben ungewöhnliche Maßnahmen.
    Er steuerte auf die Menschenansammlung vor dem Schulhaus zu. Der Dorfpfarrer war dabei, die Tür zu verriegeln. Schaulustige versuchten, mit gereckten Hälsen noch einen Blick in das Innere zu erhaschen.
    „Wir warten, bis der Arzt aus Oban eintrifft und den Totenschein ausgestellt hat. Erst dann wissen wir, was hier geschehen ist“, verkündete der Geistliche mit durchdringender Stimme, als befände er sich auf seiner Kanzel.
    Sofort zogen sich die Leute gehorsam zurück, um auf das Wirtshaus zuzusteuern. Nicht nur in Dörfern ein inoffizieller Gemeinschaftsraum für Debatten. Die meisten Informationen hatte Cayden dort erhalten, wo Menschen dem unbefangenen Beisammensein frönten. Eine Leiche im Schulhaus bot naturgemäß genügend Grund für Aufregung.
    Ihm schlug eine alkoholgesättigte Hitze entgegen, als er die Schenke betrat. Er wählte einen freien Tisch in der hinteren Nische des Schankraums. Niemand nahm Notiz von ihm, weil alle Blicke sich auf den überfordert wirkenden Pfarrer richteten. Abgesehen von der Schankmagd, die ihm unaufgefordert einen Krug Ale servierte. Dabei beugte sie sich mehr als nötig vor, sodass ihre drallen Brüste aus dem Mieder zu quellen drohten. Er hob den Kopf nur so weit, dass sein Gesicht im Schatten der Hutkrempe verborgen blieb, und verzog den Mund, um das anzügliche Grinsen der Magd zu erwidern. Mit wippenden Hüften machte sie sich davon. Genug zu tun gab es allemal in dem überfüllten Raum. Anscheinend waren die Schlichtungsversuche des Pfarrers erfolglos verlaufen, denn die Dorfbewohner übertönten sich gegenseitig mit Mutmaßungen.
    „Hey, da kommt der Sheriff. Er weiß bestimmt, was im Schulhaus passiert ist“, rief der Wirt. Dabei winkte mit einem Krug Richtung Eingang, bis das Ale über den Rand schwappte.
    Zustimmende Rufe ertönten von allen Seiten. Cayden lehnte sich weiter in den Schatten der Nische und beobachtete, wie Black den Krug entgegennahm. Ein Grollen zog durch seine Brust, als ihm eine Welle Animosität entgegenschlug. Dieser Mann verbarg etwas, das nicht im Entferntesten mit seiner ungewöhnlich raschen Karriere als Gesetzeshüter zu tun hatte. Cayden beugte sich vor, umfasste den Krug und konzentrierte sich. Verdammt. Es waren zu viele Menschen im Raum. Er konnte nicht zu Black vordringen, ohne sich dem Ansturm der Gedanken jedes Einzelnen auszusetzen. Um sich in dieser angeheizten Situation mental einer Person zu nähern, bedurfte es eines weitaus höheren Maßes an Suggestion. Außerdem barg es die unmittelbare Gefahr, ein transzendentes Feuerwerk auszulösen, wodurch Luthias sofort auf ihn aufmerksam werden würde. Ganz gleich, aus welcher Entfernung.
    Caydens Nervenenden zuckten wie brennende Lunten. Die dunkle Ahnung löste sich auf, machte einer unausweichlichen Gewissheit Platz. Luthias lebte und dieser Sheriff stand in irgendeiner Form mit dem gefährlichsten Vampir in Verbindung, den es je auf Erden gegeben hatte.
    Der Sheriff drehte abrupt den Kopf in seine Richtung. Cayden verharrte in stoischer Ruhe, grinste unauffällig in seinenKrug hinein. Menschliche Intuition. Sie spürten, wenn man sie beobachtete, konnten sich aber selten einen Reim darauf machen.
    Sogleich wurde Black von einem Bürger abgelenkt, der mehrmals an seinem Ärmel zupfte und ihm unheilvoll zuraunte, dass von Sue weit und breit keine Spur zu sehen war. Anscheinend hatte man angefangen, nach ihr zu suchen. Durch die Hintertür des Schulhauses sollte sie angeblich verschwunden sein. Wahrscheinlich schon vor Tagen, denn seit Freitag war niemand mehr im Schulhaus gewesen. Dass sich hinter dem Haus nichts außer dem Moor befand, stürzte die Anwesenden offensichtlich in Ratlosigkeit. Cayden lauschte einer Weile den Mutmaßungen, während er Black nicht aus den Augen ließ.
    „Wenn sie dort hineingelaufen ist, befindet sie sich in höchster Gefahr“, redete der Mann auf Black ein.
    „Bestimmt hat das Monster sie geholt“, kreischte eine Frau aus dem Hintergrund.
    Erwartungsvolle Blicke trafen von allen Seiten auf den Sheriff, nachdem dieser endlich seinen Krug geleert hatte. „Ihr wisst genau, dass ich ausschließlich für zivilrechtliche Angelegenheiten zuständig bin und das nicht mal mit einer Tragweite, wie es einem Lehnsherrn unterliegt. Doch Duart hat kein Clanoberhaupt.“ Sein Blick fuhr über die verstummte Runde. Zustimmendes Nicken machte sich unter den Anwesenden breit. „Solange wir nicht wissen, ob es sich

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