Electrica Lord des Lichts
Dabei rutschte das Laken an ihr hinab. Es war ihr gleichgültig. Kein Grund, sich ihrer Nacktheit zu schämen. Kühle Zugluft kitzelte sie, ihre Brustwarzen richteten sich keck auf. Sie blickte an sich hinab, wie sie es nie zuvor getan hatte. Ihr gefiel, was sie sah. Mit dem Finger strich sie über die feste Wölbung ihrer Brüste, tastete die harten Knospen. Sie lächelte über die sanften Schockwellen, die sie mit ihrer Berührung auslöste. Sie fuhr mit der Hand über ihren flachen Bauch, erreichte das weiche Haar ihrer Scham, glitt mit einem Finger in die Tiefe. Dort hatte seine Zunge sie erforscht, ihre Leidenschaft entfacht. Köstliche Erinnerung. Seufzend ließ sie den Kopf nach hinten sinken. Ihr Zopf wippte über bloße Hinterbacken.
Sue stand auf, ohne dem verhüllenden Laken weitere Beachtung zu schenken. Ihre Füße tapsten über den Holzboden. Nackt steuerte sie auf den prall gefüllten Kleiderschrank zu. Sie griff zielsicher nach einem burgunderroten Traum aus Spitze und Volants. Wäre doch gelacht, wenn es ihr nicht gelänge, eines der sündhaft pompösen Gewänder anzulegen.
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Kapitel 8
C
ayden zog seinen Hut tief in die Stirn und klappte den Kragen seines Umhangs hoch. Gesicht und Hände rieb er sich mit torfiger Erde ein. Für sein Pferd hatte er einen schlichten Sattel gewählt, um den Eindruck eines Trappers auf der Durchreise zu vermitteln. Er konnte sich nicht erinnern, jemals wie selbstverständlich über den Dorfplatz gelaufen zu sein, umringt von Menschen, die ihrem abendlichen Ablauf nachgingen. Allenfalls beobachtete er das Geschehen aus der Ferne, wenn er in seiner Kutsche hinter dem Schutz der geschwärzten Scheiben saß. Etwas lag in der Luft, das er unmöglich ignorieren konnte. Mitten unter ihnen zu sein, ermöglichte ihm eine andere Betrachtungsweise, eine Art Feldforschung.
Ein verstörtes Mädchen aus dem Dorf wäre für ihn kein Anlass gewesen, den Dingen auf den Grund zu gehen, auch wenn Sue sein Interesse geweckt hatte. Seans Anfall war ebenfalls nichts Ungewöhnliches, hing jedoch unmittelbar mit Sues vermeintlichem Verschwinden zusammen. Für beide wollte er herausfinden, was es mit dem Todesfall auf sich hatte, für den man Sue zur Verantwortung ziehen könnte. Dem Sheriff war zuzutrauen, fadenscheinigen Verdächtigungen nachzugehen, um für Ordnung in seinem Sinne zu sorgen.
Wirklich nachdenklich machten ihn die Bemerkungen von Captain Smith. Wenn es Luthias gelungen sein sollte, von den Toten aufzustehen, würde der Baron nicht ruhen, ehe er ihn aufgespürt hatte. Dabei fürchtete er in keiner Weise die Androhung seiner Vernichtung. Er würde sich gegen den Baron zur Wehr setzen, solange es seine Kräfte zuließen. Sollte er scheitern, nun, dann sollte es so sein. Doch Luthias Rache umfasste nicht nur seine Person, sondern jeden, der Cayden in irgendeiner Form etwas bedeutete.
Ich werde warten, bis du die Liebe gefunden hast. Dann werde ich da sein und sie dir nehmen, wie du mir die meine gestohlen hast
.
Baron Luthias letzte Worte hatten sich in seine Erinnerung gebrannt. Im Laufe der Zeit waren sie leicht verblasst, aber dennoch unauslöschbar, wie die verzehrenden Flammen den Körper des Vampirs verschlungen hatten. Vergebung war im Wortschatz seines Mentors nicht vorhanden. Luthias verzieh niemanden irgendwas. Nicht umsonst war Cayden stets darauf bedacht gewesen, sein Herz mit einem eisernen Mantel zu umgeben. Sean war der erste Mensch, der nach langer Zeit an Caydens Oberfläche gekratzt hatte. Doch von ihm ging keine Gefahr aus, sein verwirrter Geist eignete sich weder zur Manipulation noch zur Ortung. Bei dem Mädchen sah das jedenfalls anders aus. Ihr wacher Verstand bot eine nicht überschaubare Angriffsfläche für mentale Einflüsse, über die es Luthias möglich sein könnte, ihn aufzuspüren. Zu lange hatte er sich in den vergangenen Jahren an ein und demselben Ort aufgehalten und Luthias damit seine Suche erleichtert. Da konnte er seinen Geist noch so sehr abschotten, es würde nichts nützen, wenn er nicht ständig seinen Standort wechselte. Nun bestand die Möglichkeit, dass der Blutbaron seinen Fokus auf Lochdon gerichtet hatte. Sollte dem so sein, und Luthias hatte bereits seine Netze ausgeworfen, musste es einen Mittelsmann im Dorf geben. Er wollte versuchen, diesen aufzuspüren oder zumindest herausfinden, was man Sue Beaton zur Last legen wollte. Ungewöhnliche Umstände
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