Electrica Lord des Lichts
um Mord oder einen tragischen Unfall handelt, kann ich nichts unternehmen. Erst wenn der Arzt morgen die Todesursache bestimmt hat, muss ich den District Sheriff aus Edinburgh kommen lassen. Er entscheidet, ob es ein Fall für den hohen Justizgerichtshof ist.“
Ein Raunen ging durch die Menge. Einige wagten, hinter Blacks Rücken Zweifel zu äußern. Schließlich sei der Sheriff sonst auch in der Lage, sich ohne Beistand von außen um die Angelegenheiten in Lochdon zu kümmern. Andere warfen entsetzt die Hände vor das Gesicht.
„Pah“, kam es lautstark von der Gattin des Wirts. „Liegt doch auf der Hand, dass es Mord war. Warum sollte die Sassenach sonst abhauen? Die war ja immer schon komisch.“
„Hüte dein loses Mundwerk, Weib“, fuhr Black sie an. „Wie kannst du es wagen, eine solch ungeheuerliche Anschuldigung auszusprechen? Es obliegt immer noch der Obrigkeit herauszufinden, was geschehen ist.“
Interessant. Der Sheriff verteidigte Sue. Cayden senkte wieder den Kopf. Da steckte mehr dahinter als das Bedürfnis, sich vor den Dorfbewohnern möglichst rechtschaffen darzustellen. Zweifellos war es ein absurder Gedanke, sie zur Mörderin abstempeln zu wollen. Doch Black war bekannt dafür, dem kleinsten Indiz nachzugeben, ohne weitere Untersuchungen anzustellen.
Ein junger Bursche trat aus dem Hintergrund. „In der Zwischenzeit sollten wir einen Suchtrupp aufstellen.“
Sichtlich erleichtert über den schlichtenden Vorschlag, legte der Pfarrer seine Hand auf die Schulter des Jungen. „So soll es sein, mein Sohn. Also, Leute, macht euch auf. Wie es aussieht, ist das Mädchen durch die Hintertür verschwunden. Lasst uns dafür beten, dass ihr nicht mehr zugestoßen ist als ein gehöriger Schrecken. Vielleicht finden wir sie ganz in der Nähe.“
„Oh Gott, im Moor wird die Bestie sie finden und zerfleischen wie die unglückliche Krämertochter. Wisst ihr noch? Man fand sie damals mit aufgerissener Kehle“, rief die Bäckersfrau aufgebracht.
„Quatsch! Die Krämertochter ist mit einem fahrenden Händler durchgebrannt“, kam es von einer anderen Frau zurück.
„Dafür gibt es keine Beweise“, kreischte die Bäckerin, beharrlich darauf bedacht, ein unterhaltsames Gerücht nicht durch die Wahrheit zu entwerten.
Cayden hatte genug gehört. Er warf ein paar Münzen auf den Tisch und schob sich hinter den zankenden Leuten zur Tür hinaus. Er beschloss, mit Sue für eine Weile aus Lochdon zu verschwinden, damit sie nicht zur Zielscheibe für die Launenhaftigkeit dieser einfältigen Leute wurde. Um Sean würde sich Babu kümmern. Deutlich hatte er dieses unterschwellige Brodeln wahrgenommen, wie es nur ein aufgebrachter Mob zustande brachte. Sue war für den Suchtrupp unauffindbar, was früher oder später erneute Gerüchte hochkochen lassen würde. Was immer der Sheriff verbarg, würde sich noch zeigen. Spätestens, wenn Baron Luthias seine Deckung aufgab. Bis dahin hatte Cayden nicht vor, Sue auszuliefern. Bei ihm war sie eindeutig besser aufgehoben.
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Kapitel 9
„P
ack ein paar Sachen, wir fahren nach Fort William.“
Sue fuhr mit pochendem Herzen herum. Dem leichten Schrecken über sein plötzliches Erscheinen gesellte sich eine freudige Erwartung hinzu. Vollkommen vernunftwidrig, aber schwer zu bekämpfen. Seit ihrer gemeinsamen Nacht war er nicht mehr aufgetaucht. Sue schloss daraus, dass er ihr verdeutlichen wollte, dem vergangenen, aufreibenden Ereignis nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Nach endlosen Grübeleien über die Widrigkeiten der Moral war es ihr gelungen, sich damit abzufinden und dem Alkohol ihren Fehltritt zuzuschreiben. Andererseits drohte das mühselig aufgebaute Kartenhaus beim Klang seiner Stimme zusammenzubrechen.
Gelassen stand Cayden in der Tür des Salons wie ein Tänzer, der auf seine Partnerin wartet. Beim Anblick seiner festlichen Aufmachung konnte sie nicht umhin, beeindruckt zu sein. Sie presste die Lippen zusammen und verbarg ihr Erstaunen. Aus dem steifen, vorne geöffneten Stehkragen floss eine kunstvoll geknotete Krawatte wie eine violette Wolke aus Seide. In einer Linie schloss der Kragen in Kinnhöhe mit seinen Koteletten ab. Der glänzende Stoff seines Gehrocks schmiegte sich so eng um seine Taille, dass man glauben mochte, ein Schnürgürtel verhalf zu der angemessenen Form. Dem war nicht so, wie sie unlängst mit eigenen Händen erkundet hatte. Ebenso betonten die eng
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