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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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verlieren. Er war charmant und attraktiv, doch ebenso undurchsichtig. Lilians Liebe blieb unerwidert und machte sie zu einer verschmähten Geliebten, die letztlich aus der Willkür ihres Hasses handelte. Doch was war mit ihr selbst? Sue horchte in sich hinein, versuchte herauszufinden, ob ihre Empfindungen für Cayden etwas mit Liebe zu tun haben könnten. Dabei wusste sie nicht einmal, wie es sich anfühlte, wirklich verliebt zu sein. Zweifellos fühlte sie sich zu Cayden hingezogen, war ihm dankbar. Er war ihr einziger Halt, hatte sie aufgefangen, als sie nicht mehr weiter wusste. Ihre Anwesenheit schien ihm zu gefallen, sonst hätte er sie nicht abgehalten, ins Dorf zurückzukehren. Durch ihn erfuhr sie Dinge, von denen sie vorher nicht zu träumen gewagt hatte. Sie lebte auf Duart Castle im Überfluss, war versorgt und trug die feinsten Kleider. Das allein war mehr als die meisten Frauen zu erwarten hatten.
    Doch was die Liebe betraf, schien diese sich seiner Ansicht nach auf fleischliche Gelüste zu beschränken, was Sue auch genoss. Er brachte sie dazu, sich schamlos hinzugeben, wann immer es ihm beliebte. Dabei ging er nicht immer behutsam mit ihr um, doch nie hinterließ er Striemen oder blaue Flecken an ihrem Körper. Sue wusste von einigen Frauen im Dorf, bei denen die Zusammenkünfte mit ihren Ehemännern weniger glimpflich ausgegangen waren. Und dennoch blieben diese Paare zusammen. Gab es möglicherweise nicht mehr? Vielleicht war die Liebe in ihrer romantischen Form lediglich eine Wunschvorstellung oder ein Traum, der dabei half, das Leben erträglicher zu machen.
    Allerdings gab es da noch dieses Flattern in der Magengrube, welches sie stets heiter stimmte, sobald sich ihre Gedanken um Cayden drehten. Nur ein winziges Gefühl, durch das sie sich unendlich lebendig fühlte. Ausgelöst durch ein Lächeln, einen Blick oder die bloße Anwesenheit. Sue krampfte die Hände in den Stoff ihres Kleides und hoffte, dass Cayden ihre Befangenheit nicht bemerkte. Unbarmherzig wurde sie sich bewusst, dass sie mehr für ihren Gönner empfand, als ihr möglicherweise zustand. In seinem Haus zu leben, ihn auf Reisen zu begleiten, selbst mit ihm das Lager zu teilen, gewährleistete längst keine Aussicht auf eine abgesicherte Zukunft. Darüber sollte sie sich keinen Illusionen hingeben.Verstohlen blickte sie aus dem Seitenfenster, damit Cayden die Träne nicht bemerkte, die langsam aus ihrem Augenwinkel floss. Sie lauschte dem Aufruhr in ihrem Inneren. Doch die aufkommende Traurigkeit wandelte sich in Groll, der nicht mal im Gleichklang mit den Motorengeräuschen lief. Etwas war in ihr aufgebrochen, seit sie Cayden geohrfeigt hatte. Eine völlig andere Seite von ihr war zutage getreten. Natürlich hatte sie ihm unverzüglich ihr Bedauern bekundet und ein Teil von ihr hatte es auch ernst gemeint. Jedoch fühlte sie in dem Moment tatsächlich nichts anderes als die unbedingte Notwendigkeit, aufzuwachen. Es war an der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, dass ihr alles abgenommen wurde, sogar das Denken. Cayden hatte ihr in der schmerzlichsten Phase der Trauer um Tante Meggie beigestanden, als sie noch nicht wahrhaben wollte, was passiert war. Er hatte ihr geholfen, gegen Angst und Ruhelosigkeit anzugehen, indem er sie abgelenkt hatte mit seiner Welt voller wundersamer Dinge. Gleichzeitig hatte er weitere Verwirrungen hervorgerufen. Sie wurde es langsam überdrüssig, ständig vor neue Rätsel gestellt zu werden. Wobei Cayden das Größte darstellte.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund glaubte sie ihm, dass er die Gräfin nicht getötet hatte. Ehe sie weiter darüber nachdachte, ob der Mann an ihrer Seite sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatte, sollte sie sich um ihre eigenen Belange sorgen. Denn schließlich hatte sie mit ihrer kopflosen Flucht aus dem Dorf den nährenden Boden für einen ungeheuerlichen Verdacht geebnet. Plötzlich wurde ihr alles zu viel. Die Enge im Wagen, ihr zugeschnürter Hals, seine Gegenwart.
    „Ich weiß nicht mal, wer du bist“, platzte es aus ihr hinaus.
    Cayden wandte sich ihr zu und öffnete den Mund, doch das Blitzen in seinen Augen brachte Sue dazu, ihn unwirsch zu unterbrechen.
    „Jetzt wage nicht, mir deinen Namen und Titel zu nennen.“ Drohend hob sie ihm ihren Zeigefinger entgegen.
    Er presste die Lippen zusammen, als wollte er sich eine Antwort verkneifen. Tatsächlich schien er ein Lachen zu unterdrücken. Er nahm sie nicht ernst. Mit einem wütenden Ausruf warf Sue die

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