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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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fasziniert von dieser Vorstellung, wenn sie ihr auch nicht geheuer war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine derartige Entwicklung keine Gefahrenquellen barg. Was ein Blitz anrichten konnte, war ihr bewusst. Wenn es sich hierbei um etwas handelte, womit man diese Naturkraft zu imitieren versuchte, konnte es keine harmlose Angelegenheit sein. Anderseits vermochte eine derartige Energiequelle vermutlich Licht zu erzeugen, mit dem man eine ganze Stadt erhellen konnte.
    Auf dem Boden lagen zwei Taue, aus deren Enden feine Metallhaare lugten. Jemand hatte die halb fertige Arbeit liegen gelassen. Es handelte sich nicht um gewöhnliche Taue, sondern vermutlich um etwas, durch das die erzeugte Electrica fließen konnte. Einen Sinn sah sie nicht darin. Die einzige Möglichkeit, es herauszufinden, war, es auszuprobieren. Sie legte die Hand auf den Hebel, ohne die Kabel aus den Augen zu lassen.
    „Das würde ich an Eurer Stelle besser nicht tun.“
    Sue fuhr herum. Babu und Waloja betraten das Labor.
    „Was hat das hier alles zu bedeuten?“, fragte Sue.
    Babu deutete mit einem Nicken zum Buckligen. „Waloja könnte es Euch erklären, wenn seine Zunge nicht gelähmt wäre. Er dient dem Lord als Gehilfe, weil er sofort versteht, wenn man ihm etwas Gezeichnetes oder Geschriebenes zeigt. Es ist eine Wissenschaft, mit der Lord Cayden versucht, die Nacht so hell zu machen wie den Tag.“
    Babus Stimme rauschte durch Sues Verstand wie eine abklingende Wolke der Erkenntnis.
    Solange ich mich bei Nacht bewege
.
    Caydens Worte kamen ihr in den Sinn, obwohl sie gedacht hatte, ihm nach den ersten unglaublichen Sätzen überhaupt nicht mehr zugehört zu haben. Vampire waren Fabelwesen, Fantastereien, aus menschlichen Ängsten entsprungen. Gottlose Untote von grauenvollem Anblick, die auf Erden wandelten, um sich am Blut der Sterblichen zu laben. Caydens Anblick erweckte alles andere als Abscheu und unter einem Seelenlosen stellte sie sich auch etwas anderes vor.
    „Geht es Euch gut?“ Babu beäugte sie mit gerunzelter Stirn.
    Sue nickte und versucht, ihre Gedanken zu ordnen. Dabei fiel ihr Blick auf eine Schriftrolle in Babus Hand. Anscheinend an den Grund ihres Erscheinens erinnert, reichte ihr die Zigeunerin die Bulle.
    „Waloja fand das an das Hauptportal genagelt. Euer Name steht drauf.“
    Beklommen nahm Sue es entgegen, brach das Siegel mit dem amtlichen Wappen des Sheriffs und rollte das Pergament auseinander. Mit angehaltenem Atem las sie den offiziellen Text.
    Vorladung zuv Anhörung in der Mordsache Meggie Beaton/SirEthan Walt
.
    Ihr Herz schlug bis in den Hals, als die Realität sie einholte. Früher oder später musste es ja geschehen.
    „Ihr seid ganz blass geworden“, meinte Babu. „Was will man von Euch?“
    Sue las die Nachricht vor und fasste im selben Moment den Entschluss, der Aufforderung auf der Stelle nachzukommen.
    „Geht nicht dorthin. Es ist eine Falle, Mylady.“ Babus Stimme klang besorgt.
    „Ich muss anfangen, meine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen und dieses Missverständnis aufzuklären. Nur weilich hier in feinen Kleidern herumspaziere, bin ich keine Lady. Versteh doch. Sie wissen, dass ich hier bin, und werden mich holen, wenn ich nicht freiwillig komme.“
    Waloja hielt mit seinen Aufräumarbeiten inne und beobachtete sie mit seinem nichtsagenden Blick, der gleichzeitig tausend Worte sprach.
    „Das wird Lord Maclean nicht gefallen. Solange er Euch Asyl gewährt, seid Ihr in Sicherheit. Bis hierher reicht des Sheriffs Macht nicht“, erwiderte Babu eindringlich.
    Sue spürte Zorn aufsteigen. „Eure Lordschaft hat mir gar nichts zu befehlen. Er kann von heute auf morgen beschließen, meinen Aufenthalt zu beenden. Und was soll ich dann tun?“
    Babu schwieg. Waloja senkte betroffen den Blick und widmete sich wieder seiner Arbeit.
    Aufgebracht rollte Sue die Schriftrolle zusammen. „Ihr lebt schon lange genug hier, um zu wissen, dass die Interessen des Lords von zweifelhafter Natur und nicht von Dauer sind.“
    Mit verzogener Miene schüttelte Babu den Kopf wie jemand, der über eine falsche Ansicht verstört ist und dem die Worte fehlen, denjenigen davon abzubringen. Doch Sue hatte einen Entschluss gefasst und wollte sich nicht umstimmen lassen.
    „Laut seiner Aussage ist er nicht einmal ein Mensch. Auf solche Scharlatanerien kann ich wohl kaum eine Zukunft aufbauen.“ Sue stieß ein freudloses Lachen aus.
    „Lord Cayden ist ein Mensch, nur von anderer Art“, sagte Babu

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