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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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verwirrt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Doch was ist, wenn er die Wahrheit gesagt hat?“
    „Wir werden sie finden.“ Cayden strich ihr über die Wange.
    Die Geste vermittelte Zuversicht, doch seine Worte hallten nach wie bei einem nicht vollendeten Satz. Er schien ihr etwas zu verschweigen.
    „Es ist noch nicht vorbei, nicht wahr?“
    Cayden schüttelte den Kopf, seine Augen voller Mitgefühl auf sie gerichtet. „Es tut mir leid.“
    Sue legte die Hand auf seine Brust. „Nein, Cayden. Daran hast du keine Schuld. Es ist, wie es ist.“
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Kapitel 15
    A
uf dem Weg zum Schloss hatte er Sue nur ansatzweise über Luthias unterrichten können. Aufmerksam hatte sie ihm zugehört und sich zunehmend beruhigt. Sie wich ihm nicht mehr von der Seite, seit sie das Haus des Sheriffs verlassen hatten. Babunas Leute hatten sich erfolgreich gegen Blacks Komparsen zur Wehr gesetzt und waren auf dem Weg Richtung Osten, um ihre Sippe aufzusuchen. Ihr Angebot, Cayden beizustehen, hatte er abgelehnt. Es war sinnlos die geschwächten Männer einer Gefahr auszusetzen. Weder wären sie ihm von Nutzen noch konnte er gewährleisten, dass sie eine Begegnung mit Luthias überleben würden.
    Nach kurzer Überlegung hatte Cayden auch von Alice gesprochen. Verblüfft war er über ihre Fragen, warum er Alice’ Asche in der Gruft aufbewahrte, anstatt sie ins Meer zu streuen. Tatsächlich war ihm dieser Gedanke nie gekommen. Wahrscheinlich hielt ihn ein unbewusstes Empfinden von Ehrerbietung davon ab, Alice endgültig zu vernichten. Denn in der Tat konnte etwas, das in winzige Einzelteile in alle Winde verstreut war, nicht wieder zusammengefügt werden.
    Noch im Nachhinein ging ihm das Herz auf bei Sues verwundertem Anblick über die Geschichte einer Liebe, die in einer Tragödie endete. Ihn zermürbte der Gedanke, welche Schwierigkeiten seine Liebe zu Sue bestehen musste und ob es nicht vielleicht besser für alle Beteiligten wäre, diese Bindung zu beenden, bevor es nicht mehr möglich war. Er ignorierte das Ziehen in seiner Brust.
    Luthias war ein erbitterter Gegner, mächtig, und voller unvorhersehbarer Einfälle. Cayden war nicht sicher, ob er seinen Mentor besiegen konnte. Denn nichts anderes stand ihm bevor, ein Kampf auf Leben und Tod. Würde er erliegen, wäre auch Sues Leben verwirkt. Ebenso das aller Bewohner von Lochdon. Dafür war Luthias bekannt, er pflegte keine halben Sachen zu machen und schreckte nicht davor zurück, ein ganzes Dorf auszulöschen. Je mehr er darüber nachdachte, desto größer wurde die Gewissheit, dass er selbst für Sue die größte Gefahr darstellte. Ohne ihn wäre Luthias nicht auf sie aufmerksam geworden. Cayden unterdrückte ein Seufzen. Ihre Hand lag warm in der seinen wie die eines Kindes, das sich geborgen fühlte. Unwillkürlich musste er an Sean denken. Wie er mit dem Jungen durch die Ahnengalerie geschritten war, in der Hoffnung, sein wirrer Verstand würde sich beim Anblick seiner Vorfahren lichten. Dem war nie der Fall gewesen. Im Gegenteil. Immer wieder zog es Sean zurück zur Schreinerei, in eine für ihn überschaubare Sicherheit.
    Vor dem letzten Porträt blieb Sue plötzlich stehen. Eine Weile betrachtete sie das Gemälde des stattlichen letzten Lord Maclean. Wie die anderen Porträts erstrahlte auch dieses in seinem eigenen Licht.
    „Ich nehme an, dies ist nicht das Abbild deines Vaters.“ Sue sprach mehr zu sich selbst, während sie mit gekräuselter Stirn das Bild betrachtete.
    Deutlich war ihr anzusehen, wie sie versuchte zu verstehen, das Unvermeidliche anzunehmen. Das ging erstaunlich schnell vonstatten, wenn man bedachte, dass Abwehr die zu erwartende Reaktion wäre. Menschen bekämpften, was sie nicht verstanden. Natürlich versuchte auch Sue instinktiv zu widerlegen, was sie über ihn erfahren hatte. Dazu kam die nervliche Belastung, der sie ausgesetzt gewesen war.
    „Das Porträt meines Vaters hängt dort hinten.“ Er machte eine weitläufige Handbewegung.
    Ihre Augen weiteten sich erstaunt. Ihr Blick folgte in die angezeigte Richtung, den langen Gang entlang, in dem sich der Schein der Gaslichter über den Porträts in den Kupferleitungen an den Fußsockeln widerspiegelte. Er konnte fühlen, wie es in ihrem Kopf arbeitete, als sie die Jahrzehnte nachzählte, in deren Reihenfolge die Gemälde präsentiert wurden. Verständlich. Es war nicht einfach zu begreifen. Wie so vieles, was ihr

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