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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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in letzter Zeit widerfahren war. Sein Vater lebte vor 250 Jahren, als die Macleans sich noch offiziell die Söhne Gillians nannten.
    „Mir scheint, ich habe sein Gesicht schon mal gesehen“, erwiderte sie und deutete auf das Porträt vor ihnen.
    „Er kommt dir bekannt vor, weil es Seans Vater ist“, verkündete Cayden.
    „Seany?“ Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht.
    Anscheinend gefiel ihr diese Fügung.
    „Dann bist du also sein heimlicher Besucher. Ich habe mich immer gewundert, woher er die Dinge für sein tägliches Leben bekommt. Man sieht ihn nur Brot, Milch und Eier im Dorf kaufen.“
    Cayden nickte. Das Gespräch vertrieb für eine Weile die düsteren Gedanken. „Dafür habe ich von ihm gelernt, wie man beispielsweise eine Schusswunde behandelt, ohne zu verbluten.“
    Babuna kam die Treppe herauf und gesellte sich zu ihnen. „Das Feenkind. Er war immer freundlich zu uns. Das ist also seine Gabe.“
    „Eine passende Bezeichnung für Sean“, erwiderte Sue.
    „Alle Feenkinder haben eine Gabe. Die der heilenden Hände ist eine davon und Euer Bruder verfügt offenbar darüber“, griff Babu auf.
    „Er ist nicht mein Bruder. Es liegen einige Generationen zwischen uns“, sagte Cayden.
    Die Zigeunerin blickte ihn ernst an. „Seine Wahrnehmung funktioniert anders. Für ihn seid ihr ein Bruder. Man muss Menschen wie Sean oder Waloja akzeptieren, wie sie sind, aber das wisst Ihr ja bereits. In Russland nennt man die Feenkinder heilige Narren, weil sie in Lumpen gekleidet durch den Schnee laufen, ohne dass ihnen die Kälte etwas anzuhaben scheint. Dort hält man ihr Verhalten für eine verschlüsselte, göttliche Botschaft.“
    „Und hier werden sie verachtet und ausgestoßen“, sagte Sue grimmig. „Dann ist Sean der eigentliche Herr von Duart Castle?“
    „Richtig, doch er lässt sich nicht dazu bewegen, hier zu leben. Ich habe es oft versucht.“
    Es sei denn, jemand überzeugte ihn davon. In diesem Moment fasste Cayden einen Entschluss. Er musste so schnellwie möglich von hier verschwinden und die einzige Chance nutzen, dass Luthias seiner Spur folgen und von Lochdon Abstand halten würde. Noch könnte es gelingen. Unauffällig betrachtete er Sues Profil. Dieses Gesicht sollte als Porträt die Ahnengalerie zieren. Ihre feine Nase mit der leicht nach oben gewölbten Spitze zeugte von Wissbegier. Hinter der glatten Stirn formten sich stets neue Gedanken und Ideen. Sie würde leiden, wenn er fortging, aber darüber hinwegkommen. Irgendwann. Eine Zukunft mit ihm stand unter keinem guten Stern. Sein Leben spielte sich fast ausschließlich bei Nacht ab, während sie ein Kind der Sonne war. Sie versuchte zu akzeptieren, was er war, doch war ihr das gesamte Ausmaß seiner Natur nicht klar. Wäre er nicht mehr hier, würde sie ihre Zuneigung weiterhin auf Sean richten, ihn leiten und ihm helfen, seinen angestammten Platz auf Duart Castle einzunehmen.
    Das Gefühl in seiner Brust verstärkte sich zu einem Krampf, der seine Seele qualvoll aufstöhnen ließ. Abrupt wandte er sich zum Gehen.
    „Verzeiht, doch ich würde mich gern umkleiden. Wir treffen uns später im Salon.“
    Er spürte ihre Blicke noch in seinem Rücken, als er in den nächsten Gang abgebogen war. Fassungslos lauschte er dem Sturm der Gefühle in seinem Inneren, rief sich immer wieder ins Gedächtnis, dass seine Entscheidung die einzige Möglichkeit war. Gleichzeitig rauschte eine Woge des Kummers über ihn hinweg über einen Verlust von ungeahntem Ausmaß. Selbst die Trauer über den Tod seiner Eltern erschien ihm waisenhaft gegenüber dem Schmerz in seinem Herzen. Fühlte er sich bisher gegen jede Gefahr gefeit, erschien ihm dieser Kampf aussichtslos. Ohne eine Chance auf Sieg konnte es nur Verlierer geben.
    Sie ahnte, dass er sie verlassen wollte. Es war ihr deutlich anzusehen. Doch bei Gott, sie konnte nichts über die Notwendigkeit wissen. Entschlossen beschleunigte er seine Schritte, als könnte er das nahezu unbändige Verlangen umzukehren abschütteln. Doch die Last hielt sich beharrlich auf seinen Schultern, wurde immer schwerer. Mühevoll atmete er durch seine zusammengeschnürte Kehle. Die Muskeln seiner Beine schienen sich seiner Kontrolle zu entziehen. Er keuchte auf, als seine Knie einzuknicken drohten. Abrupt hielt er inne, stützte sich mit einer Hand am feuchten Mauerwerk ab, während sein Gesicht zu glühen schien. Vornübergebeugt verharrte er in der Stille des Ganges, in dem das einzige Geräusch das seiner

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