Electrica Lord des Lichts
vermag es, mich zu enttäuschen. Überschätze dich nicht. Die Zigeunerin hat eine flüchtige Straftäterin bei sich versteckt. Das ist ein Verbrechen.“
„Aber das war nicht Babu. Lord Maclean gewährte mir Obhut in seinem Schloss.“
„Lord Maclean?“, brüllte Black. „Es gibt keinen Nachfahren der Söhne Gillians. Du redest wirres Zeug, Weib. Dein edler Retter war ein Bauernlümmel mit dem Gebaren eines Edelmannes. Ein Fremder …“ Er hielt inne. Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf und schien ihn zu verwirren.
Inmitten dieser aussichtslosen Lage machte Sues Herz einen Satz. Er hatte Cayden gesehen. Er war gekommen, um ihr beizustehen. Doch was war geschehen? Unwillkürlich kam ihr die Explosion in den Sinn.
Black schien seine Fassung zurückzugewinnen, doch sein Zorn war weiter angestachelt. Er funkelte sie an. „Wie dem auch sei, dein angeblicher Lord verrottet in seine Einzelteile zerlegt auf dem Grund des Meeres.“
„Nein! Das dürft Ihr nicht. Ihr könnt nicht einfach wahllos Menschen einkerkern oder töten.“ Der Schreck saugte ihr sämtliche Kräfte aus den Muskeln. Trotzdem hätte sie am liebsten auf den Sheriff eingeschlagen.
Blacks Hand griff blitzschnell an ihre Kehle. Er zog sie zu sich auf Augenhöhe, bis nur noch ihre Fußspitzen den Boden berührten. Röchelnd griff Sue nach seinem Arm. Ihre Fingernägel krallten sich in unnachgiebiges Fleisch. Blut staute sich in ihrem Gesicht, pumpte rauschend durch ihre Ohren. Lange würde sie das nicht aushalten.
„Was ich darf oder nicht, entscheidest nicht du, Weib.“
Begierde trat in seine Augen. Dicke Lippen pressten sich schmerzhaft auf Sues, raubten ihr den letzten Atem. Mit einem Ruck löste sich Black von ihr und setzte sie ab. Sie schnappte nach Luft, was in ein klägliches Pfeifen überging, als sein Arm sich wie eine eiserne Schlinge um ihre Taille legte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Keuchend nahm sie wahr, wie seine Hand in ihr Dekolleté drang und ihre Brüste quetschte. Der Schmerz ließ sie aufwimmern.
„Ah, das gefällt dir“, grunzte Black in ihr Ohr.
Er zerrte sie brutal herum, sodass sie gegen den Schreibtisch prallte. Unter Aufbringung ihrer letzten Kräfte trommelte sie mit den Fäusten gegen den breiten Brustkorb. In Blacks hämischem Lachen schwang die Aussicht auf ihr Ende mit. Mit der Hand an ihrem Hals drückte er ihren Kopf auf die Tischplatte, während er sich an ihren Röcken zu schaffen machte.
Sie war verloren. Cayden war fort. Niemand würde ihr beistehen. Ihr blieb nichts anderes als sich geschlagen zu geben, die rohen Hände auf ihrem Körper zu ertragen und zu hoffen, den Übergriff zu überstehen. Sie kniff die Augen zu, ließ nur noch die Gedanken an Cayden in ihren Verstand. Wenn sie schon nicht tot sein konnte, so musste es ihr wenigstens gelingen, ihr Denken auszuschalten, um diese Schmach zu ertragen.
Ein Klirren ertönte über ihrem Kopf. Im selben Moment schwand Blacks erdrückendes Gewicht von ihrem Körper. Instinktiv riss sie die Arme über ihr Gesicht und rollte sich zur Seite. Glasscherben hagelten auf sie nieder.
Mit den Füßen voran schwang Cayden in den Raum. Seine Hände lösten sich vom oberen Fensterrahmen. Mit einem Aufschrei sprang Sue zur Seite, während sie seinen Blick erhaschte. Erleichterung und Freude überkamen sie wie eine Woge aus Licht. Doch schon war Cayden an ihr vorbeigeschossen. Seinen Bewegungen konnte sie kaum folgen, sie hörte das Schleifen von Metall, als er ein Schwert aus der Wandhalterung riss.
Black hatte sein Schwert gleichzeitig gezogen und holte zum Schlag aus. Cayden unterlief den Hieb, umrundete Black und sprang mit einem Satz auf die Tischplatte.
Irritiert hielt Black inne. Cayden hockte auf dem Tisch wie ein Todesengel. Die zerborstene Scheibe hinter ihm umrahmte seine Gestalt, während der nächtliche Wind das offene Haar in sein Gesicht wehte. Unbeeindruckt fixierten seine dunklen Augen den Sheriff.
„Ich denke, dies ist eine Angelegenheit zwischen Euch und mir.“
„Pah“, erwiderte Black mit zu Schlitzen verengten Augen. „Und wer gewährt mir seine Aufwartung? Der angebliche Lord von Duart Castle?“
Cayden neigte den Kopf leicht zur Seite wie ein Adler, der seine Beute anvisiert. „Wer oder was ich bin, sollte Euch inzwischen aufgegangen sein. Oder hält Euch Luthias in Unwissenheit?“
Black fuhr mit einem überraschten Keuchen zurück. „Was weißt du von meinem Meister?“ Die Stimme des Sheriffs schwankte, sein Kopf neigte
Weitere Kostenlose Bücher