Elegie - Fluch der Götter
sollten sie doch alle kommen. Er war bereit
für sie. Er hatte eine Legion von Fjel im Rücken. Uschahin Traumspinner befand sich unter ihnen, hoffentlich geschützt durch Hyrgolfs Tungskulder-Fjel. Aber er machte sich keine Sorgen. Der Traumspinner konnte auf sich selbst aufpassen.
Der Raum zwischen den feindlichen Truppen schloss sich allmählich. Auf der anderen Seite der Ebene wurde ein Befehl gebrüllt. Die arduanischen Bogenschützen ließen sich auf ein Knie nieder.
»Schilde hoch!«, rief Tanaros und hob seinen eigenen Faustschild.
Die Luft sang unter dem Klang von hundert Bogensehnen, die gleichzeitig losgelassen wurden, und unter ihnen war auch Oronins Bogen mit einem tiefen, klingenden Ton der Trauer. Eine Pfeilwolke verdunkelte den Himmel und regnete auf die erhobenen Schilde herab. Das Prasseln war schrecklich, aber die Rüstungen von Finsterflucht waren gut gearbeitet, und so richteten die Pfeile kaum Schaden an.
»Linke Flanke, halt! Rechte Flanke, Verteidigungsposition!«, schrie Tanaros. »Mitte, in meinem Tempo vorrücken! Alle Schilde hoch!«
Er hörte, wie Hyrgolf Befehle brüllte, und wusste, dass seine Hauptmänner und Fahnenträger sie weitergeben würden. Tanaros trieb seinen Rappen zu einem gleichmäßigen Schritt an. Zu beiden Seiten hielten die Gulnagel hinter ihren Schilden mit.
Langsam und stetig bewegte sich die Mitte vorwärts.
Dies war die wahre Mutprobe für seine Armee und auch für ihn selbst. Auf geringe Entfernung vermochten die arduanischen Pfeile Rüstungen zu durchschlagen und Schilde zu zerschmettern. Wenn sie alle einen kühlen Kopf behielten, würden sie bis zum letztmöglichen Augenblick warten. Tanaros beobachtete die arduanische Linie durch die Augenschlitze des Schattenhelms. Nun konnten sie ihn sehen, und Tanaros bemerkte, wie ihre Finger an den Bogensehnen plötzlich zitterten. Bald würde er gezwungen sein, seine Männer anzuhalten.
Die Bogenschützen verloren die Nerven. Eine zweite Pfeilsalve schwirrte ungleichmäßig und flatternd herbei. Tanaros hörte einige
Schmerzensschreie und spürte, wie ein Pfeil von seinem Faustschild abprallte. »Gulnagel, los !«, rief er. »Ausfall, marsch!«
Zu beiden Seiten sprangen die Gulnagel auf ihren kraftvollen Beinen nach vorn. Sie vereinigten sich zu einer Keilformation und bildeten somit ein schwer zu treffendes Ziel, denn sie hielten sich eng beieinander und waren gut gepanzert. Sie rannten auf die Linie der knienden Bogenschützen zu und hatten sie so schnell erreicht, dass diese keine dritte Salve mehr abfeuern konnten. Unter den Verbündeten Haomanes setzte ein großes Geschrei ein, als sich die Reihen teilten, damit die Arduaner zurückweichen konnten.
Zu spät. Einen so schnellen Angriff hatten sie nicht erwartet. Die Gulnagel lösten ihre Keilformation auf und kreisten die arduanische Linie von beiden Seiten ein. Sie schlugen hart und schnell zu und droschen mit Äxten und Kolben auf die wehrlosen Bogenschützen ein. Fleisch riss, Knochen splitterten, Bögen zerbrachen. So rasch, wie sie zugeschlagen hatten, wandten sie sich wieder ab und rannten zurück zu den eigenen Reihen.
Eine einzelne Bogenschützin stand noch und schoss Pfeil nach Pfeil auf die zurückweichenden Gulnagel ab. Der Klang von Oronins Bogen erinnerte an einen bellenden Hund. Einer der Gulnagel fiel, von hinten durchbohrt. Tanaros knirschte mit den Zähnen. »Linke Flanke, habt acht! Rechte Flanke, Abwehr! Mitte, vorrücken und zuschlagen!«
Die Hörner der Ellylon antworteten mit silbrigem Trotz.
Haomanes Verbündete hatten sich neu formiert, als die Streitkräfte von Finsterflucht über sie herfielen. Die Vorhut der Tungskulder und Nåltannen war nicht flink, sondern schwerfällig. Aber sie rückte stetig und unaufhaltsam vor und wurde von Tanaros Schwarzschwert persönlich angeführt, der den Schattenhelm trug.
Dies war keine Schlacht, die er gewollt hatte, aber sie war die seine, hier und jetzt. Tanaros fühlte sich befreit und unbesiegbar. Ich werde nicht für Euren Tod morgen beten . In zwanzig Schritt Entfernung sah er die Gesichter der Feinde — Ellylon-Gesichter, stolz und ernst, dem Untergang geweiht in der Vision, die ihm sein Helm schenkte.
Ihr Volk, sein Feind. Nicht derjenige, den er unbedingt töten
wollte, nein. Die Zeit der Riverlorn lief ab, das flüsterte ihm der Helm zu. Doch hinter ihnen befand sich die Grenzwacht von Curonan in ihren graubraunen Mänteln. Er war mitten unter ihnen: Roscus’ Nachfahre, der stolze
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