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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Händen. Nein, keine Speere; es waren Sensen und Sicheln.
    Einige der Stakkianer wichen instinktiv aus, andere versuchten weiterzustürmen. Beide Taktiken funktionierten nicht. Die Zwerge schienen überall zu sein. Sie waren unerschütterlich und viel zu klein, um leichte Ziele abzugeben. Sie wichen den Beinen der Finsterfluchter Pferde aus und schwangen ihre hausgemachten Waffen mit furchtbaren Folgen.
    Die Pferde gerieten ins Taumeln, stürzten und schrien unter schrecklichen Schmerzen auf. Einige Reiter kamen wieder auf die Beine und kämpften gegen diese unvorhergesehene Bedrohung an. Andere bewegten sich geschwächt oder konnten sich gar nicht mehr erheben. Behäbig und unerbittlich bewegten sich die vedasianischen Ritter auf die Kämpfenden zu.
    In der Mitte dieses unglaublichen Schlachtens brüllte Vorax vor Wut, lehnte sich im Sattel zur Seite und versuchte tief nach unten zu schlagen, um den nächsten Feind zu treffen. Er sah das grimmige und entschlossene Gesicht des Zwerges, auf dessen behaarten Wangen stille Tränen glitzerten. Yrinnas Kinder waren sich des schrecklichen Preises wohl bewusst, den sie zahlen mussten, weil sie ihren Frieden auf diese Weise brachen.
    Der Zwerg befand sich außerhalb seiner Reichweite.
    Und dann stürzte Vorax; offenbar hatte er das Gleichgewicht verloren. Er war zu fett, verdammt, einfach zu fett. Aber nein, das war es nicht. Sein Pferd war mit zerschnittenen Sehnen unter ihm zusammengebrochen. Ein Lauf war beinahe durchgetrennt.

    Sie schlugen hart zu Boden. Der Sturz presste Vorax die Luft aus der Lunge. Er war unter dem Gewicht des zuckenden Pferdes gefangen und spürte seine Beine nicht mehr. Auf dem Schlachtfeld legten die Zwerge ihre Waffen nieder und neigten die Köpfe. Hier und da kämpfte noch ein Knäuel überforderter Stakkianer. Eine Handvoll vedasianischer Ritter war abgestiegen und tötete die Verwundeten.
    Vorax spürte, wie ihm der Helm abgenommen wurde. Er blinzelte hoch zu der gesichtslosen Gestalt über ihm. Sie schien nur aus Helligkeit zu bestehen; das Sonnenlicht glänzte auf der Stahlrüstung wie in einem Spiegel. Die Gestalt bewegte die Arme. Er spürte die Spitze eines Schwertes an seiner Kehle und versuchte etwas zu sagen, doch es war keine Luft mehr in seiner Lunge.
    Keine weiteren Verhandlungen.
    Kein Essen mehr.
    Die Schwertspitze senkte sich.
    Nichts mehr.
     
    Uschahin-der-zwischen-Morgen-und-Abenddämmerung-umgeht war auf der Ebene von Curonan anwesend und gleichzeitig nicht anwesend.
    Der Wille seines Fürsten hatte ihn zur Strafe wegen seines Ungehorsams hierhergeschickt; der Wille seines Fürsten hatte ein Schwert in Uschahins rechte Hand gelegt. Und so ritt er zum ersten Mal in seinem endlos langen Dasein auf ein Schlachtfeld und gewahrte die Pfade zwischen Leben und Sterben; er warf seine Gedanken aus und reiste auf ihnen.
    Anwesend und nicht anwesend.
    Eine Schwadron Tungskulder-Fjel bildete einen Kordon um ihn. Zweimal brachen Riverlorn-Krieger durch diese Absperrung. Lächelnd schwang Uschahin sein Schwert, das da war und nicht da war, und schnitt die Fäden durch, die ihr Leben mit den alterslosen Körpern verbanden. Welch wunderbare Magie dies doch war! Er sah zu, wie sie benommen davonritten und unter den Händen der Fjel den Tod fanden. Eines Tages würde Oronins Horn für ihn ertönen, so wie es vor langer Zeit schon einmal ertönt war, als er blutend im
Wald von Pelmar gelegen hatte. Doch heute flüsterte er das, was die Graufrau ihm damals zugeflüstert hatte: Noch nicht .
    Anscheinend konnte man auf dem Schlachtfeld etwas lernen.
    Und dann kam der Tod zu Vorax von Stakkia, zu Vorax dem Gierschlund, und der Schock darüber machte Uschahin die Schranken seines eigenen verkrüppelten Körpers deutlich. Einer der Drei lebte nicht mehr.
    Die Hörner der Riverlorn erschallten triumphierend.
    Über das Tal von Gorgantum legte sich ein wütendes Donnergrollen.
     
    Tanaros warf den Kopf zurück und schrie: »Vorax!«
    Es gab keine Worte, mit denen seine Wut zu beschreiben war. Sie gehörte ihm, ihm ganz allein, und sie glich nichts zuvor Erlebtem. Es war nicht nötig, sie aufrechtzuerhalten oder gar zu nähren. Sie war vollkommen, auf ihre Weise so vollkommen wie Schönheit und Liebe. Sie erfüllte ihn so sehr, dass er sich schwerelos im Sattel fühlte. Der Schattenhelm, seine Rüstung, das schwarze Schwert — schwerelos. Sogar sein Pferd schien über das Schlachtfeld zu schweben, als er an den Pelmaranern vorbeischoss und sich in die

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