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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Willens zusammennähte.
    Es war wirklich ein sehr geordneter Rückzug. Infanteriekompanien — Mittländer, Zwerge, Freie Fischer, arduanische Bogenschützen, Pelmaraner — marschierten behäbig und trampelten das Steppengras nieder. Die berittenen Kompanien — die Grenzwacht von Curonan, die vedasianischen Ritter, die Schar der Riverlorn — fielen in einen gemäßigten Trab.
    Speros ritt mit ihnen und wurde dabei von seinen Wächtern, dem Ellyl Peldras und der Arduanerin Fianna nicht aus den Augen gelassen. Er war froh, wieder auf Geist zu sitzen, deren zuschnappende Zähne die anderen auf Abstand hielten. Mehr als einmal dachte er daran, die Stute zu wenden, zu fliehen und ihr freien Lauf zu lassen. Kein anderes Pferd vermochte sie einzuholen, es sei denn das von Malthus. Doch wenn er das tat, würde er Haomanes Verbündeten einen Grund liefern, das Abkommen zu brechen.
    Also ritt er weiter mit ihnen und warf dabei immer wieder einen Blick über die Schulter.

    Er fasste neuen Mut, als er Finsterfluchts Armee auf dem gewundenen Weg die Schlucht herunterkommen sah. Sie war riesig . Es waren unzählige Reihen von Fjel, die zu zweit nebeneinander hermarschierten. Hoch über ihnen hielten die Tordenstem Wacht und brüllten die Botschaft hinaus, dass der Weg frei war.
    Die Vorhut erreichte die Ebene und schwärmte aus; sie bezog Stellung und schützte die anderen, die nun aus der Schlucht hervorkamen. Und da waren die Stakkianer, eine Sturmschar von etwa fünfhundert Mann, die alle auf Finsterflucht-Pferden ritten und die linke Flanke besetzten. Vor der Nachhut mit den Versorgungswagen ritt Fürst Vorax her; seine Rüstung flammte in der Morgensonne auf.
    Und da — da war Heerführer Tanaros auf seinem schwarzen Pferd, reglos, dunkel und drohend. Er hatte es nicht nötig, eine zusammengewürfelte Armee zur Ordnung zu rufen. Aufrecht und barhäuptig saß er im Sattel, gab Befehle und sah zu, wie sie sofort befolgt wurden.
    Speros grinste.
    »Etwas belustigt dich, Mittländer?« Blaise Caveros lenkte sein Pferd neben ihn.
    »Warum nicht?« Speros breitete die Arme aus. »Es ist ein schöner Tag für eine Schlacht!«
    Blaise sah ihn grimmig an. »So Haomane will, sollst du eine bekommen. «
    Nach einer halben Meile wendeten Haomanes Verbündete und stellten sich auf. Speros, der bloßes Gepäck war, wurde in die hintersten Reihen verbannt. Man nahm ihm Geist ab; die Stute wurde wieder einmal von sehr vorsichtigen Helfern angebunden. Das ärgerte ihn, denn so konnte er kaum mehr als die Rückenansichten eines Meeres von Rüstungen erkennen, während sich die Truppen formierten.
    Seine Aufpasser zogen ebenfalls in die Schlacht und ließen Speros unter der Obhut unbedeutender Diener und Edelknechte zurück, aus denen sich die Nachhut zusammensetzte. Anscheinend würden sie nicht Seite an Seite kämpfen. Blaise führte die Grenzwacht an, während sich Peldras zur Schar der Riverlorn und Fianna
zur arduanischen Streitmacht gesellten. Speros beobachtete, wie sie sich feierlich voneinander verabschiedeten. Dabei standen sie in einem Kreis und hielten die rechte Hand in die Mitte. Hier war irgendetwas im Gange, und er fragte sich, was es war.
    Der Träger lebt …
    Speros dachte an die Jagd durch die Tunnel, die von der Vesdarlig-Passage wegführten, an die Geruchsfährte, welche die Fjel verloren hatten, an den Duft von sonnengewärmten Erdbeeren, den er schon fast vergessen hatte. Mit Unbehagen warf er einen Blick auf Finsterflucht und fragte sich, welche Wächter der Heerführer dort zurückgelassen hatte. Sicherlich waren sie vertrauenswürdig, denn Tanaros war kein Narr. Dennoch wünschte Speros, er könnte mit ihm reden.
    Doch dazu gab es keine Gelegenheit. Auf der Ebene erhob sich ein mächtiger Lärm. Zehntausende Fjel-Kehlen stießen ein schreckliches Geheul aus. Zehntausende Fjel schlugen mit ihren Waffen gegen die Schilde. Die Hörner der Ellylon antworteten hell und klar.
    Die Schlacht begann.
     
    »Es ist so weit.«
    Tanaros nickte Uschahin Traumspinner zu, der den Lederkoffer öffnete. Der Heerführer der Armee von Finsterflucht nahm den Schattenhelm daraus hervor und setzte ihn auf.
    Dunkelheit legte sich wie ein Schleier vor seine Augen. Die Sonne schien noch, aber es war, als wäre sie in Sackleinen eingewickelt worden. Alles um ihn herum hob sich deutlich von einem schattenhaften Hintergrund ab. Ein pochender Schmerz versengte seine Leisten; es war die Erinnerung des Helms an die Qualen des Fürsten Satoris.

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