Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
sich, um das Futteral mit dem zerborstenen Schattenhelm aufzuheben. »Und mir hat er die Zukunft anvertraut. Ich werde dafür sorgen, dass sein Wille geschieht.«
    »Ja.« Tanaros riss sich zusammen. »Haomanes Verbündete stehen vor dem Tor?«
    Uschahin nickte. »Allerdings. Ich habe der Finsterflucht-Wacht befohlen, es zu halten.«
    »Gut.« Der Heerführer berührte einen kleinen Beutel, der an seinem Gürtel hing, und richtete den matten Blick auf Uschahin. »Traumspinner, du kannst verborgen vor dem Blick der Sterblichen zwischen den Orten umhergehen. Ich weiß es, denn ich bin mit dir geritten. Kannst du diese Kunst auch anwenden, um Haomanes Verbündeten zu entkommen?«
    »Vielleicht.« Uschahin zögerte. »Es wird nicht einfach sein. Nicht angesichts der Schar der Riverlorn vor unserem Tor. Außerdem haben sie den Soumanië, und Malthus befindet sich unter ihnen.«
    Tanaros lächelte grimmig. »Ich habe vor, sie abzulenken.«
    »Es muss schnell geschehen. Wenn die Hohe Frau entwischt und ihre Geschichte erzählt, werden sie keine Mühen scheuen, um den Gottestöter in ihre Hand zu bekommen.« Unerklärlicherweise schmerzte plötzlich Uschahins Hals. Er brachte die Worte nur unter Qualen hervor. »Warum hast du das getan? Warum? «

    Die zarten Verästelungen des Feuermarks in den Steinwänden leuchteten immer schwächer. Tanaros’ Augenhöhlen waren von Schatten erfüllt. »Was soll ich darauf antworten? Dass ich den Fürsten am Ende doch verraten habe?«
    »Vielleicht.« Uschahin schluckte; sein Hals war wie zugeschnürt. »Es scheint mir, dass du sie geliebt hast, Vetter.«
    »Ach ja?« In dem schimmernden Licht lachte Tanaros leise. »In einem anderen Leben hätte ich das vielleicht wirklich getan. Aber in diesem sollte es nicht sein. Trotzdem konnte ich sie nicht töten.« Er schüttelte den Kopf. »War es Stärke oder Schwäche, die mir die Hand gelähmt hat? Ich weiß es nicht, und genauso wenig weiß ich, warum der Fürst es Cerelinde erlaubt hat, ihm das Leben zu nehmen. Ich fürchte, am Ende wirst du die Antworten darauf finden müssen.«
    Langes Schweigen folgte seinen Worten. Uschahin spürte, wie sie in ihn einsanken, und plötzlich erkannte er die ungeheure Bürde, die nun auf seinen verkrümmten Schultern lastete. Er dachte an die Weber in der Kluft und daran, wie sie ihre endlosen Muster spannen, und er dachte an Calanthrag in ihrem Sumpf mit der ungeheuren Altersweisheit hinter ihren geschlitzten Augen. Er legte die Hand auf den groben Griff des Gottestöters und spürte den Puls seiner Macht – der Macht der Souma selbst, die in der Lage war, die Welt zu formen. Diese Ungeheuerlichkeit machte ihn klein und niedrig, und seine Verbitterung wich Trauer und einer seltsamen Zärtlichkeit. »Vetter, ich werde versuchen, mich meiner Aufgabe als würdig zu erweisen.«
    »Das wirst du.« Tanaros sah ihn mit Zuneigung und Bedauern an. »Der Fürst hatte mich gebeten, dir den Umgang mit der Klinge beizubringen. Er muss etwas geahnt haben. Ich beneide dich nicht um deine Aufgabe, Traumspinner. Aber sie passt zu dir. In gewisser Weise warst du schon immer der Stärkste von uns drei. Du bist der, den Haomanes Verbündete am meisten gefürchtet haben: der Schatten der Zukunft.« Er nahm sein Schwert in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Wir verschwenden hier Zeit, und das können wir uns nicht leisten. Willst du mir nicht Lebewohl sagen?«
    Und endlich verstanden sie einander.
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Uschahin leise und ergriff Tanaros’ Hand. »Jeden Tag meines weiteren Lebens, wie lange es auch immer währen mag.«
    Tanaros nickte. »Möge es lange währen, Vetter.«
    Mehr gab es nicht zu sagen. Uschahin drehte sich um und ging. Am oberen Ende der Wendeltreppe hielt er inne und hob die Hand zum Abschiedsgruß – die rechte Hand, stark und ansehnlich.
    Und dann ging er durch die linke Tür.
     
    Tanaros stand allein in der immer dunkler werdenden Kammer. Er nahm das schwarze Schwert wieder in die rechte Hand und schloss die Finger um den vertrauten Griff. Er pulsierte in seiner Hand. Sein Blut, das Blut seines Fürsten. Die Irrlinge hatten es immer verehrt. Geschmiedet im Feuermark, gehärtet im Ichor. Es war nicht zu Ende, noch nicht.
    Der Tod ist eine Münze, die mit Bedacht ausgegeben werden sollte .
    Vorax hatte das immer gern gesagt. Es hatte dem Stakkianer ähnlich gesehen, den Tod in wirtschaftlichen Kategorien auszudrücken! Doch es lag eine gewisse Wahrheit in seinen

Weitere Kostenlose Bücher