Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
war, nicht mehr. Dafür hatte sie sicherlich den Tod verdient.
    »Tanaros!« Uschahins Stimme war schärfer und lauter geworden. » Jetzt .«
    Er erinnerte sich daran, wie er im Thronsaal gekniet hatte und sein gebrandmarktes Herz vor rasender Hingabe und Treue übergeflossen war, und er dachte an seine Worte: Mein Fürst, ich schwöre, ich werde Euch nie verraten!
    Worin lag jetzt seine Pflicht?
    Treuer Tanaros. Dir vertraue ich meine Ehre an .
    Das hatte der Fürst gesagt. Und Ngurra, der alte Ngurra …
    Wähle .
    Tanaros atmete schwer und senkte sein Schwert. Er vermied es, Cerelinde anzuschauen. Er wollte nicht sehen, wie sie die Augen öffnete und ihre Wimpern sich hoben, während ihr wunderschönes Gesicht Fassungslosigkeit zeigte.
    Sie flüsterte seinen Namen. »Tanaros!«
    »Nicht.« Seine Stimme klang so heiser wie der Ruf eines Raben. »Hohe Frau, wenn Ihr noch einen Rest von Freundlichkeit in Eurem Herzen verspürt, dann dankt mir nicht. Geht einfach nur weg von hier und kehrt nie wieder.«
    »Wollt Ihr denn nicht …«, begann sie, dann hielt sie verwirrt inne.
    »Nein«, mischte sich Uschahin ein. »Nein!« Er trat einen Schritt vor, hatte den Gottestöter noch in der Faust, der wie ein verrückt gewordenes Herz pulsierte. »Das darf nicht sein, Tanaros Schwarzschwert. Wenn du sie nicht tötest, dann werde ich es tun.«
    »Nein«, erwiderte Tanaros sanft und hob sein Schwert wieder ein wenig. »Das wirst du nicht.«
    Uschahin sog heftig die Luft ein; seine Knöchel traten weiß hervor, als er den Griff des Dolches fester packte. »Willst du dich etwa dem Gottestöter widersetzen?«
    »Ja, das will ich.« Tanaros sah ihn eindringlich an. »Falls du überhaupt weißt, wie man seine Macht erweckt.«

    Lange bewegte sich niemand. Schließlich lachte Uschahin kurz und gab nach. Er senkte den Dolch und machte einen Schritt zurück. »Leider weiß ich es noch nicht. Du solltest aber keinen Fehler begehen, Vetter. Ich weiß, wo ich mir die nötigen Kenntnisse verschaffen kann. Und dann werde ich ihn benutzen.«
    Tanaros nickte. »So wie es der Fürst wollte. Aber nicht heute, Traumspinner.« Er wandte sich an Cerelinde. »Nehmt die rechte Tür. Sie führt direkt zu dem Quartier des Vorax von Stakkia, der heute gestorben ist, wie so viele andere auch. Dort wird niemand nach Euch suchen.« Er hielt inne und rieb sich die Augen mit dem Rücken der rechten Hand. »Wenn Ihr Glück habt«, sagte er rau, »werdet Ihr überleben.«
    Ihre grauen Augen leuchteten und glitzerten vor Tränen. »Werdet Ihr nicht mit mir kommen, Tanaros?«
    »Nein.« Wenn sein Herz nicht schon beim Tod des Fürsten und all derer gebrochen wäre, die heute gefallen waren, dann wäre es nun im Angesicht von Cerelindes Schönheit geschehen. »Herrin, ich kann nicht.«
    »Ihr könnt! «, rief sie. »Ihr könnt noch immer …«
    »Cerelinde.« Er streckte die freie Hand aus und berührte ihre Wange. Ihre Haut fühlte sich unter seinen Fingerspitzen kühl und glatt an, doch sie war feucht vor Tränen. Ein Mann konnte eine ganze Ewigkeit damit zubringen, sie zu lieben, und selbst das wäre noch nicht lange genug. Aber sie hatte den Fürsten ermordet. Arahila die Schöne konnte ihr vielleicht vergeben, aber er nicht. »Nein.«
    Sie sah ihn an. »Was werdet Ihr jetzt tun?«
    »Was glaubt Ihr denn?« Er lächelte müde. »Ich werde sterben, Cerelinde. Ich werde mit dem wenigen an Ehre sterben, das mir noch verblieben ist.« Er bewegte sich von ihr fort und deutete mit der Spitze seines Schwertes auf die rechte Tür. »Geht jetzt.«
    »Tanaros.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Bitte …«
    » Geht! «, schrie er sie an. »Bevor ich es mir anders überlege!«
    Die Hohe Frau der Ellylon neigte den Kopf. »Dann sei es so.«

     
    Uschahin sah ihr nach.
    Obwohl er sie so sehr verachtete, war die Kammer nach ihrem Fortgang dunkler. Früher war dies hier ein Ort der Macht gewesen, tausend Jahre lang. Doch nun war es nur ein einfacher Raum, ein leerer Raum mit einem versengten Loch im Boden und einem Widerhall von Verlust in den Ecken sowie einem schwachen Gestank nach kupfrig-süßem Blut in der Luft.
    »Was jetzt, Vetter?«, fragte er Tanaros.
    Tanaros starrte hinunter auf seine Hände, die noch immer das Schwert umfasst hielten. Sie waren stark und fähig – und befleckt von Ichor. »Es war der Wille des Fürsten«, murmelte er. »Er hat mir seine Ehre anvertraut.«
    »Du sagst es.« Uschahin steckte den Gottestöter in seinen Gürtel und bückte

Weitere Kostenlose Bücher