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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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ungeschickten Händen zusammengesetzt worden. »Doch da gibt es etwas, worüber ich mit dir reden will, Vetter. Etwas, das sich auf die Sicherheit von Finsterflucht bezieht.« Er verstummte. Während des Schweigens stieg Bring herab und ließ sich auf seiner Schulter nieder. »Es geht um die Fäulnis.«
    Er wartete und sagte nichts weiter.
    Tanaros neigte den Kopf. Ein Augenblick war vorübergegangen, der Schwerpunkt hatte sich verschoben. Etwas war anders geworden, etwas war verloren gegangen. Etwas Helles war von ihm gewichen, und etwas anderes hatte seinen Platz eingenommen, dessen Wurzeln tief und stark waren. Da war eine Sicherheit, eine Kenntnis seiner selbst und des Kurses, den er eingeschlagen hatte. Unter dem Brandmal
hämmerte sein schmerzendes Herz, und jeder Schlag erinnerte ihn daran, dass er sein Leben dem Fürsten Satoris verdankte.
    Er verspürte eine gewaltige und beständige Liebe.
    Er berührte den Beutel an seinem Gürtel und spürte die Umrisse von Hyrgolfs Rhios. Die Ehrfurcht gebietende Treue der Fjel machte ihn demütig – der Fjel, auf welche sich Arahilas Vergeben nicht erstreckte. Am anderen Ende der Lichtung glitzerten Uschahins Augen, als wüsste er um Tanaros’ Gedanken.
    Vielleicht war es wirklich so.
    »Erlaube mir, die Hohe Frau Cerelinde zu ihren Gemächern zurückzubegleiten«, sagte Tanaros zu dem Halbblut. »Danach stehe ich dir zur Verfügung.« Er wandte sich an Cerelinde und streckte ihr den Arm entgegen. »Herrin?«
    Cerelinde ergriff seinen Arm. »Danke«, flüsterte sie, »für diesen Blick auf die Sonne.«
    »Das, Hohe Frau, habe ich sehr gern für Euch getan.« Tanaros bemerkte das Schwanken in seiner Stimme und verachtete sich selbst deswegen. Er winkelte den Arm an, drückte dadurch ihre schönen, weißen Finger gegen seinen Körper und stählte seine Stimme. »Kommt mit mir.«
    Sie ging los, hatte keine Einwände.
    Hinter ihnen ertönten die tappenden Schritte der Wachen und das Knirschen des Rindenmulches. Während des ganzen Weges spürte Tanaros die Blicke Uschahins und der Raben von Finsterflucht auf sich ruhen. Sein Arm brannte unter Cerelindes Berührung; am Rande seines Blickfeldes brannten Brings Visionen, die unruhigen Gedanken eines Raben, unterlegt vom Brüllen eines Drachen; und er sah den Glanz in Uschahins verschiedenfarbigen Augen.
    Irgendwo dazwischen lag sein Weg.
    So sei es, dachte Tanaros und war sich deutlich der Tatsache bewusst, dass er das stetige Pulsieren seines Herzens und alles, was ihm gehörte, ja sogar jeden Atemzug dem Fürsten Satoris verdankte.
    Fäulnis?
    Nein, niemals.

SECHS
    D ani hockte in der Krone seiner Kiefer und sah die Fjel.
    Vier Tage hintereinander war er auf den Baum geklettert und hatte über die öde Gegend geblickt. Jedes Mal hatte er dabei ein Gebet an Uru-Alat geflüstert und darum gefleht, er möge die Landschaft leer vorfinden.
    Am dritten Tag hatte ihn das Glück verlassen.
    Obwohl es aus der großen Entfernung schwer zu sagen war, schienen sie von derselben Art zu sein wie die, welche er schon früher gesehen hatte – hagere Raubtiere mit glattem, grauem Fell, das sich kaum von der felsigen Landschaft abhob. Wenn er nicht so gute Augen gehabt hätte, wären sie ihm vermutlich entgangen. Aber nein, da war es wieder – das stählerne Aufblitzen in der Ferne, wo sich das nördliche Sonnenlicht in einer Rüstungsplatte widerspiegelte. Mit seinem gesunden rechten Arm hielt sich Dani an dem Kiefernstamm fest und starrte angestrengt in Richtung der Fjel. Diesmal waren es mehr, auch wenn nur einer von ihnen eine Rüstung trug. Abgesehen von den Wasserschläuchen, die sie sich um die Oberkörper geschlungen hatten, waren die anderen unbekleidet.
    Sie zogen in einer Meute umher und kamen rasch voran. Einen Moment lang beobachtete Dani sie und war gebannt von ihrem stetigen, unermüdlichen Lauf. Selbst aus der Ferne war die unglaubliche Anmut zu erkennen, die darin lag.
    Dann kehrte in einer Welle die Angst zurück, deren bitterer Geschmack rasch seinen Mund erfüllte. Mit Hilfe beider Füße und der einen Hand kletterte Dani hastig hinunter und achtete dabei nicht auf die stechenden Nadeln und die raue Borke. Er eilte zurück in die verborgene Höhle.

    »Fjeltrolle?« Onkel Thulus Stimme klang schwach und faserig.
    »Ja.« Er sah in die fiebrigen Augen seines Onkels. »Mindestens ein Dutzend.«
    »Haben sie dich gesehen?«
    »Nein.« Dani schüttelte den Kopf. »Sie sind ziemlich weit südlich von uns und bewegen sich

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