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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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bewaffnet?
    Tief in ihrem Inneren wusste Lilias die Antwort.
    Beeilt Euch, betete sie in Richtung Finsterflucht, oh, beeilt euch!
     
    Zehntausende Fjeltrolle drängten sich in der Kammer des Marasoumië und in den Tunneln, die sich unter Finsterflucht erstreckten. Rüstungen knirschten, raues Fell rieb aneinander, schwielige Fußballen tappten über die Steinfußböden. Obwohl alle Belüftungsschächte geöffnet worden waren, war die Luft erfüllt vom moschusartigen, leicht unangenehmen Körpergeruch der Fjel. Das rote Licht des Knotens spiegelte sich in vielen tausend Augen, die alle auf Tanaros gerichtet waren.
    Trotz des Gedränges standen sie geduldig da und hielten sich an die Aufstellung, wie er sie ihnen beigebracht hatte; sie vertrauten seiner Führung. Die schnellen Gulnagel, die wilden Nåltannen, die dunklen Mørkhar und die mächtigen Tungskulder – alle hörten sie auf seinen Befehl, ein riesiges Heer, das in Dutzende kleiner Einheiten unterteilt war, wendig und geschickt.
    An seiner Seite stand Speros von Haimhault mit seinem zahnlückigen Grinsen und hielt zwei Finsterflucht-Pferde am Zügel – Tanaros’ Rappen und ein zweites Tier, das beinahe dessen Zwilling hätte sein können. Nach langem Hin und Her hatte Tanaros beschlossen, die berittenen Stakkianer zurückzulassen. Unter Vorax’ Befehl würden sie gemeinsam mit der Finsterflucht-Wacht zur Verteidigung der Festung zurückbleiben. Dem jungen Mittländer jedoch hatte er versprochen, ihn als Stallmeister mitzunehmen.
    Was die Schlacht an sich betraf, dafür hatte er seinen Marschall, und es gab niemanden, weder Fjel noch Mensch, dem er mehr vertraute als Hyrgolf. In der erstickenden Enge trafen sich ruhig ihre Blicke, und Hyrgolf nickte kurz, wobei seine Augenzähne in einem kurzen Lächeln aufblitzten.
    Das Heer von Finsterflucht war bereit.

    »Meine Freunde.« Tanaros hob die Hand, und das Raunen und Rascheln in der Höhle verstummte. »Heute Abend brechen wir auf, um eine große Tat zu vollbringen. Heute werden wir durch die alten Bahnen des Marasoumië reisen, die die Gespaltene Welt der Länge und Breite nach durchmessen.«
    Gemurmel erklang, in dem Anspannung und Ungeduld lag.
    »Seid ganz gelassen.« Er deutete auf Vorax, der neben dem flackernden Knoten stand. »Dort steht Fürst Vorax von Stakkia, der den Eingang für uns öffnen wird. Am anderen Ende wartet Uschahin Traumspinner, der uns den Ausstieg sichert. Sie beide werden die Bahnen offen halten, bis der Letzte von uns sie durchschritten hat. Und ich, Tanaros Caveros, Heerführer von Finsterflucht, werde euch hindurchgeleiten.«
    Sie hatten Angst, diese mächtigen Krieger, die gefürchteten Fjel. Das rührte sein Herz, und er lächelte sie an. »Fürchtet euch nicht, Brüder. Wir sind die Drei, vom Gottestöter selbst gebrandmarkt. Wir sind jene, die Fürst Satoris erwählte. Wir werden euch nicht im Stich lassen.«
    Das flößte ihnen Mut ein wie Svartblod. Tanaros sah es, und er fühlte es in seinen Adern. Er war voller Energie und Begeisterung. Inmitten des vernarbten Kreises auf seiner Brust schlug sein Herz stark und gleichmäßig. Genau dazu war er geboren. Fürst Satoris selbst hatte es gesagt, als er ihn in die Brunnenkammer gerufen hatte, unter den blauweißen Blitzen des Feuermarks, dem Pulsieren des Gottestöters und dem süßlichen Ichorgestank, und er hatte Worte gesprochen, die das Herz seines Heerführers mit Stolz und namenloser Erregung erfüllten.
    Ich vertraue dir, Tanaros Schwarzschwert. Du wirst mich nicht enttäuschen.
    »Brüder!« Tanaros riss das Schwert aus der Scheide und hielt es hoch. »Haomane der Erstgeborene mag sich in Torath verstecken, aber seine Zwangsherrschaft über Urulat hat schon viel zu lange gedauert! Stolz und unnachgiebig hat er seine Kinder gegen uns aufgehetzt, er hat seine Gesandten geschickt, um Krieg gegen uns zu führen, und er lässt seine Prophezeiung auf uns los wie einen Jagdhund.
Fürst Satoris ist es leid, wie ein Tier gehetzt zu werden, und ich bin es ebenso leid wie er. Wurden die Fjel nicht auch von Haomanes Zorn verfolgt, ihr Geschlecht von der Auslöschung bedroht? Ich sage euch, das muss nicht sein. Wir können das Schicksal in die eigenen Hände nehmen! Haomanes Verbündete warten auf uns! Sollen wir alldem ein Ende machen?«
    Sie alle brüllten nun, brüllten zustimmend und kampfbereit, und der Lärm in der Höhle war ohrenbetäubend. Speros ließ die Zügel fallen, um sich verzweifelt die Ohren zuzuhalten,

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