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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Banner der vergoldeten Biene von Valmaré rückten Bogenschützen der Riverlorn in einer schimmernden Linie vor, hielten an und knieten sich hin, die Bögen in straffem Halbrund gespannt. Ein Schauer aus ellylischen Pfeilen pfiff durch die Luft, und die grauen Schäfte stiegen hoch auf. Mitten in der Luft wechselte der Drache die Richtung, mühelos wie ein Fisch im Wasser, und bot ihnen die schuppige Schulter. Wie Regen fielen die Pfeile nun wieder zu Boden, prallten vom schuppengeschützten Körper ab und taumelten auf den felsigen Boden, während der Drache wieder in größere
Höhen emporstieg und außer Reichweite flog. Ein Horn erklang und rief in drängendem Ton zum Rückzug. Unter dem Feuerschutz der ellylischen Bogenschützen begannen sich die Grenzwächter organisiert zur Belagerungslinie zurückzuziehen, von pelmaranischen und mittländischen Soldaten flankiert. Blaise riss sein Pferd herum und galoppierte an ihrer Seite. Vom Hang des Berges sahen die beschtanagischen Wachleute abwartend zu.
    »Es ist gut gegangen«, hauchte Fianna. »Es ist noch einmal gut gegangen.«
    Peldras schüttelte den Kopf und deutete nach vorn. »Ich fürchte nicht, Frau Bogenschützin.«
    Hoch über ihnen stieg der Drache nun nicht länger, sondern hatte gewendet und ließ sich wieder sinken. Dann stand er in der Luft, vom ständigen Schlag seiner riesigen Flügel getragen, ein schimmernder Fleck vor dem endlosen blauen Himmel. Wie ein Mittagsstern, dachte Carfax, und er fragte sich, was schiefgegangen war. Es konnte ja nicht anders sein: Irgendetwas war schrecklich schiefgegangen. Das Heer von Finsterflucht war nicht gekommen, und die Macht der Zauberin hatte versagt. Wie sonst hätte die Mauer erstürmt werden können? Er hatte Fürst Satoris’ Plan nicht in jeder Einzelheit gekannt  – den kannten nur die Drei –, aber er war sich sicher, dass dem Drachen von Beschtanag keine Rolle darin zugedacht gewesen war. So nicht. Die Drachen hatten Fürst Satoris einst geholfen, und die meisten von ihnen waren für ihre Unterstützung erschlagen worden, in der alten Zeit, als tapfere Krieger wie Altorus der Weitblickende durch die Welt streiften und die Fürsten der Ellylon über schreckliche Macht verfügten.
    Dieser hier war einer der Letzten. Er sollte nicht hier sein. Nicht so.
    »Oh Herr!«, flüsterte Carfax starr vor Entsetzen.
    Haomanes Verbündete hielten im Rückzug inne, wandten sich um und formierten sich neu, den Drachen wachsam im Auge behaltend. Sie waren zusammengedrängt; zu eng, die Reihen waren zu dicht. Die Beschtanager Wachleute trommelten nun ihre ungeordneten Einheiten zusammen, besetzten die Bresche und stürmten hindurch, um sich vor der Mauer erneut in Angriffsformation aufzustellen.

    Ich hätte dort sein sollen, dachte Carfax, bei diesen Männern. Wenn alles so geschehen wäre wie geplant, wäre ich bei ihnen gewesen. Wenn Malthus nicht gewesen wäre, dann stünde ich dort. Und wenn alles andere so geschehen wäre wie geplant, dann hätten Turin, Mantuas und Hunric ebenfalls dort drüben sein sollen. Sie hätten sich nach Beschtanag durchkämpfen müssen. War alles so sehr schiefgelaufen, dass auch ihr Auftrag gescheitert war?
    Er strengte seine Augen an, suchte nach einem vertrauten stakkianischen Gesicht und wusste nicht, ob er sich freuen oder grämen sollte, weil er keines entdecken konnte.
    Ich habe hier keine Landsleute, dachte er, trotz aller schlauen Pläne Finsterfluchts.
    Inmitten der Heere von Haomanes Verbündeten beugte sich Blaise Caveros aus dem Sattel, um die Hand eines Grenzwächters zu drücken. Es gab eine Auseinandersetzung, Protest, Beharren. Blaise stieg nun ab und verschränkte die Hände zu einer Stufe, um dem anderen beim Aufsteigen zu helfen. Carfax sah, wie der letzte lebende Nachfahre des ersten Königs von Altoria seinen stählernen Helm abnahm und den Kopf zurückwarf, um sich an seine Truppen zu wenden; die Worte gingen aufgrund der Entfernung unter. Das Sonnenlicht schimmerte auf seinem rotgoldenen Haar. Aracus Altorus, der keine Angst davor hatte, seine Männer in die Schlacht zu führen, zog sein Schwert und deutete damit auf die Festung von Beschtanag. Über ihm schlugen die Flügel des Drachen gleichmäßig, und der Drache stand geduldig in der Luft wie ein Falke vor dem Niederstoßen. Aracus Altorus hob sein Schwert wie ein Banner. Ein einzelnes Wort erhob sich über den Lärm, laut wie Triumphgesang, der von Tausenden von Kehlen erwidert wurde, von Menschen wie

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