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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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ihm eine Hand in Freundschaft entgegen, und es war eine, in die er nun auch einschlagen konnte. Ein Verräter, ja. Das war er. Carfax von Stakkia würde als Verräter sterben.
    Dennoch lag Ehre darin, für das Lächeln einer Frau in den Tod zu gehen. Wenn schon sonst nichts mehr da war, dann zumindest das.
    Er stellte fest, dass er ein stakkianisches Siegeslied sang, als er weiterritt. Das Schwert des Ellyl lag leicht in seiner Hand, als er es schwang und sich damit in die Richtung vorkämpfte, aus der Oronins Bogen zu hören war. Vor ihm tobte die Schlacht, und dort musste er hindurch. Mit der Erfahrung, die er in den langen Stunden auf dem Übungsplatz gewonnen hatte, schwang Carfax die Ellylklinge. Links, rechts! Zu beiden Seiten des von Schaumflocken bedeckten Pferdehalses fuhr das Schwert hinab und kam blutig wieder herauf. Das verzerrte Gesicht eines Mannes erschien neben seinem Steigbügel, und eine Speerspitze bohrte sich einen brennenden Pfad in seinen rechten Schenkel. Carfax bleckte als Antwort die Zähne und vollführte einen harten Schlag, der seinem Gegner einen Teil des Gesichts wegriss. Freund oder Feind? Wer war wer?
    Egal.
    Er blinzelte durch den dichten Rauch und arbeitete sich dorthin vor, wo am heftigsten gekämpft wurde. Ein dichtes Knäuel von Männern, die in ihren fahlgrauen Mänteln kaum auszumachen waren. Die kniende Reihe der Ellylon, die auf ihrem Rückzug immer wieder anhielten, um noch einen Pfeilhagel in die Luft zu schicken, obwohl die Spitzen ihrer Pfeile nutzlos von ihrer Beute abprallten. Die schön geschnittenen Gesichter der Riverlorn waren grimmig. Der Körper des Drachen, riesenhaft und schimmernd, ließ die rauchgeschwängerte Luft aufwallen. Aus dieser Nähe waren nur einzelne Körperteile
auszumachen, denn er war zu groß, als dass ein menschliches Auge ihn ganz hätte erfassen können. Trotz der geflüsterten Beschwörungen der Ellylon und der schrecklichen Kühnheit der Grenzwächter prallten all ihre Geschosse von seinem Panzer ab, ohne ihm Schaden zuzufügen.
    Aber was konnte diese Schuppen durchdringen? Dies hier war kein kleines Drachenkind, sondern einer der Uralten, einer der Letzten. Selbst Elterrion der Kühne hätte gezögert, sich dem Drachen von Beschtanag in seinem Zorn entgegenzustellen. Im Schutze der Zerstörung, die er mit sich brachte, stürzte sich ein verzweifelter Keil beschtanagischer Krieger auf den Feind. Hand um Hand, Klinge um Klinge, hohläugig und halb verhungert, waren sie bereit, um den Sieg zu kämpfen, auch wenn es ihnen den Tod bringen mochte. Der Gestank verbrannten Fleisches hing über ihnen allen. All das spielte keine Rolle. Es gab nur einen Menschen, nach dem Carfax suchte. Es gab nur eine Waffe, die hier von Bedeutung war.
    Und inmitten all des Kampfgetümmels stand sie, ruhig und bereit.
    Eine von Rauch umwölkte Gestalt, die in reinem Licht erstrahlte. Ihr Köcher war leer. Die Bogenschützin von Arduan hatte ihren letzten Pfeil gezogen, jenen Pfeil, und legte damit auf den Drachen an, so ruhig zielend, als ob sie ein Kaninchen jagte. Oronins Bogen lag in ihrer linken Hand, die Finger der rechten krümmten sich um die Sehne, die sie bis zu ihrem Ohr ausgezogen hatte. Ein Schaft aus weißem Feuer, goldverbrämt, warf Licht auf die weichen Locken, die sich über ihre Wange ringelten.
    Der Pfeil des Feuers, Dergails verlorene Waffe, stand kurz vor dem Abschuss.
    Wann, fragte sich Carfax, hatte sie ihr Pferd verloren?
    Die Spitze eines Drachenflügels schoss nahe über ihm vorüber, und an anderer Stelle ging ein Feuerstrahl nieder. Sein Pferd wieherte vor Angst, bäumte sich auf und scheute. Unabsichtlich brachte es ihn näher an sie heran, warf ihn dabei aber fast ab. Carfax duckte sich flach auf den Rücken des Tieres und packte die Mähne mit der freien Hand. Er sah, dass sie wegen des Geräusches den Kopf wandte
und sich dann wieder zusammenriss, um nicht die Konzentration zu verlieren. Er sah, dass zu ihren Füßen jemand lag, den sie schützte. Blut rann von einer Wunde an Blaise Caveros’ Stirn, und das Gesicht des Grenzwächters war bleich und angespannt. Er sah, wie die riesenhafte, schuppige Flanke des Drachen an ihm vorüberzog. Er sah, wie eine beschtanagische Einheit auf die Bogenschützin anlegte. Bevor ihn sein scheuendes Pferd abwarf, hörte er von irgendwoher eine Stimme, die fruchtlose Ermunterungen rief; er wusste, dass sie Aracus Altorus gehörte.
    Er sah, wie der steinige Boden auf ihn zugeflogen kam, und fühlte

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