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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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besser geeignet schien als für diese flache Landschaft. Die breiten
Schultern des Fjeltrolls schaukelten von einer Seite zur anderen; sie trugen die Last der schweren Rüstung und die Abzeichen seines Rangs mit Leichtigkeit. Welche Treue, welcher Mut!
    Manchmal beschämten sie ihn.
    Über seinem Herzen pochte das Brandzeichen.
    Die untergehende Sonne schickte blutrote Strahlen unter der tief hängenden Wolkendecke hindurch und sandte ein verwaschenes Licht ins Tal von Gorgantum. Tanaros, der hinter seinen Truppen herritt, erschauerte aus Gewohnheit. Haomanes Finger, sagte man hier, tasten nach Fürst Satoris’ Herzschlag. Irgendwo in den Tiefen des mächtigen Komplexes von Finsterflucht versteckte sich Satoris und fürchtete den Zorn seines Älteren Bruders, der einst eine Wüstenei aus seiner Zufluchtsstätte gemacht hatte.
    Tanaros fühlte selbst Zorn und Wut. Er warf den behelmten Kopf zurück und sah zu, wie die milchige Sonnenscheibe im Westen versank, sah ihr zu und schleuderte ihr seine eigene Herausforderung entgegen. Er war ein Mensch, er sollte die Sonne nicht fürchten. Komm heran, Haomane, Erstgeborener! Schick deine Heere, deine Kinder, deine Ellylon mit ihren hellen Augen und ihren scharfen Klingen und deine Verbündeten unter den Menschen! Wir haben keine Angst! Wir sind bereit!
    Die Sonne ging hinter den Hügeln unter, und die Herausforderung blieb unerwidert.
    Ein roter Stern funkelte eine schwache Warnung vom westlichen Horizont herüber.
    Tanaros seufzte und lenkte sein Pferd heimwärts.
     
    Das Tal von Lindanen umfing sie wie eine hohle Hand, grün und einladend. Es war ringsum mit kräftigen Eichen bestanden, aufgereiht wie Wächter, mit noch eingerollten, jungen Blättern. In einiger Entfernung hörte Cerelinde den Aven dahinfließen, ein Geräusch, das sie an Meronil erinnerte, an ihr Zuhause. Über ihnen war der Himmel klar und blau, und Haomanes Sonne beschien sie, als wolle er ihnen Segen spenden.
    »Was denkst du, Cerelinde?« Aracus lächelte zu ihr hinüber. Er
saß locker auf dem Rücken seines Pferdes, und ein Mann der Grenzwacht, sein Erster Ritter, trabte einen halben Schritt hinter ihm. Im Sonnenlicht schimmerte sein Haar wie mit Gold durchwirktes Kupfer. »Einst, als Altoria noch den Westen beherrschte, trafen sich deine Verwandten und die meinen an diesem Ort, um sich zu beraten.«
    »Dann passt es wirklich gut.« Cerelinde lächelte zurück. »Gern würde ich an einem derart schönen Ort vermählt.«
    »Herzog Bornin von Seefeste hat uns eine Abordnung versprochen«, sagte er. »Menschen und Ellylon werden Zeugen unserer Heirat sein, damit alle wissen, was geschieht.«
    Ein Schatten glitt über die Grünfläche. Aracus beschirmte seine Augen mit einer Hand und sah zum Himmel empor. Er lag klar und blau da, leer. Zwischen den Eichen ließ ein Rabe seinen krächzenden Schrei ertönen, dann war alles ruhig.
    »Diese ganze Sache ist nicht ohne Gefahr«, sagte Cerelinde leise.
    »Nein.« Er sah sie an. »Aber Zeugen müssen zugegen sein, Cerelinde. Es muss in aller Öffentlichkeit geschehen. Haomanes Prophezeiung wird niemals erfüllt, wenn wir kein Feuer in den Herzen und Köpfen der Menschen entfachen. Und wäre Fürst Ingolin bereit, Hunderte und Aberhunderte von uns in Meronil aufzunehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist er nicht, wie du weißt. Unsere Zauberkunst ist schwach geworden in der Gespaltenen Welt. Die Schutzwehren würden nicht ausreichen. Wir müssen in der Lage bleiben, unsere letzte Feste zu verteidigen.«
    »Dann bleibt uns nur dieser Ort.« Sein Lächeln war zurückgekehrt. »Wir werden auf irdische Waffen vertrauen.«
    Cerelinde neigte den Kopf und wandte sich im Sattel zu Aracus’ Begleiter um. »Ich zweifle nicht daran, dass Herr Blaise uns gut verteidigen würde«, sagte sie.
    Die beiden Männer tauschten einen unbehaglichen Blick.
    Cerelinde hob die Brauen. »Werdet Ihr nicht anwesend sein?
    Blaise Caveros verneigte sich leicht im Sattel. »Hohe Frau, vergebt mir … leider nicht.«
    Sie musterte ihn aufmerksam, und er sah ihr fest in die Augen. Sein
Blick war überschattet vom Makel, der auf seinem Geschlecht ruhte. Einst war sein entfernter Verwandter Tanaros Caveros der Oberste Ritter des Hauses Altorus gewesen, hatte dem König gedient und ihn dann betrogen, um schließlich einer der Drei zu werden. Das erschütternde Ausmaß seines Verrats hatte den Namen all jener befleckt, die ihn trugen, und haftete auch ihren Nachfahren an. Aracus war der

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