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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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stolzen, müden Grinsen verzogen.
    »Heerführer«, krächzte er und fiel vornüber.
    »Freg!«
    Im schwindenden Licht kniete sich Tanaros neben den Gulnagel und rollte ihn auf den Rücken. Er legte die Hände auf die breite
Brust des Fjel und suchte nach dem Schlag seines ausdauernden Herzens. Es war nichts zu spüren. Nur trockene Haut, die sich brüchig und rau anfühlte. Das Herz, das darunter geschlagen hatte, war verstummt. Freg grinste mit abgebrochenen Zähnen und leeren Augen zum Wüstenhimmel hinauf. Tanaros senkte den Kopf. Die anderen Gulnagel raunten leise und respektvoll, und Bring zog den Kopf ein und pickte in seinem Brustgefieder.
    Speros, der bei Fregs Sturz abgeworfen worden war, rührte sich und gab einen schwachen Laut von sich.
    »Wasser«, murmelte Tanaros und streckte, ohne hinzusehen, eine Hand aus. Eine abgeschlagene Durstlöscherfrucht wurde hineingelegt. Er trank, einen Schluck, zwei, drei. Genug. Er setzte die Frucht an die ausgetrockneten Lippen des Mittländers. »Trink.« Wasser rann in Speros’ Mund, lief aus den Mundwinkeln und sickerte als kleiner See auf die trockene Erde. Tanaros hob ihm den Kopf und sah die wartenden Gulnagel an. »Worauf wartet ihr?«, fragte er sie und blinzelte gegen die Tränen an, die unerklärlicherweise in seinen Augen brannten. »Das ist Wasser. Trinkt! Wenn Ihr den Fürsten liebt, dann trinkt.«
    Nun ernteten sie die Pflanzen, hoben die Früchte an die Lippen und tranken.
    Es war ein mächtiger Standort, und ein sehr alter. Nur selten wuchsen zwei Pflanzen in direkter Nähe zueinander, drei schon gar nicht. Es gab genug Wasser, um ihren Durst zu stillen, und sogar genug, um einen Vorrat mitzunehmen. Tanaros flößte es Speros langsam ein, bis der Mittländer die Augen öffnete und das Bewusstsein wiedererlangte, und er zitterte und wand sich, als Krämpfe seinen Leib schüttelten. Unter dem Sternenlicht glitt sein fiebriger Blick über die verbliebenen Fjel, und er fragte nach Freg. Seine Stimme klang wie etwas, das man vom Grund eines Brunnens heraufgebracht hatte.
    Tanaros sagte es ihm.
    Der Mittländer krümmte sich mit trockenem, würgendem Schluchzen zusammen.
    Tanaros ließ ihn daraufhin allein und ging ein Stück unter den Sternen hin und her. Dieses Mal grübelte er nicht über den einen
roten Stern nach, der im Westen aufgegangen war, sondern über die vielen tausend, die ihn umgaben. Es waren so viele zu sehen, hier in der Unbekannten Wüste! Arahilas Geschenk gegen die Dunkelheit, wie Diamanten in das schwarze Firmament der Nacht geschleudert. Nirgendwo sonst war das so offensichtlich. Eine schreckliche Schönheit lag darin.
    Er musste an Ngurras ruhige Stimme denken.
    Er dachte an Cerelinde, an ihre schreckliche, leuchtende Schönheit.
    Er dachte an seine Frau.
    Allein in der Wüste, presste er seine Handrücken gegen die geschlossenen Lider. Genauso hatten ihre Augen nach der Geburt dieses Kindes gestrahlt. Wie Sterne, wie Diamanten. Genauso hatten ihre Augen auch gestrahlt, als er sie getötet hatte, sie hatten vor Entsetzen geleuchtet, als sich seine Hände um ihre Kehle schlossen. Und dennoch … und dennoch. Wenn er in seiner Erinnerung nach ihrem Gesicht suchte, dann erschien ihm stattdessen das der Hohen Frau der Ellylon. Und in ihren Augen lag kein Entsetzen, nur helles, tödliches Mitgefühl.
    »Herr!«, rief er laut aus. »Führe mich!«
    Etwas raschelte, und ein wohlbekanntes Gewicht ließ sich auf seiner Schulter nieder; feine Krallen stachen durch sein Untergewand. Ein horniger Schnabel strich über seine Wange; einmal, zweimal. »Krock?«
    »Bring.« Es war nicht die Antwort, die er gesucht hatte, aber es war eine Antwort. Tanaros’ Gedanken beruhigten sich, als er die Federn des Raben streichelte; sie beruhigten sich und griffen in die Ferne. »Wie hast du gewusst, wo ich zu finden bin, mein Freund? Wie hast du die Grenze meiner Gedanken durchbrochen? War es der Traumspinner, der dir das beibrachte?«
    »Krock «, sagte der Rabe entschuldigend und hüpfte von einem Bein aufs andere.
    Ein Bild sickerte in Tanaros’ Verstand: Eine graue, schattenhafte Gestalt, zum Sprung ansetzend, das Maul weit geöffnet, um eine uralte Schuld zu begleichen. Stets waren sie da, ihre erschlagenen Welpen, die in ihrem Blut
lagen. Ein Schwert erhob sich zwischen ihnen, und Aracus Altorus’ Gesicht, der vor hilf loser Wut weinte, als ihr Gewicht ihn niederdrückte. Tanaros hatte das damals nur mit halbem Auge gesehen, als er sein Ross zur

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